Prominenter Namensgeber: Bürgermeister Johann Smidt.
Foto: Jürgen Hohwaldt

Ein Blick in die Geschichte (124): Weihnachtsschmuck in den frühen 1950er Jahren 

Ein Stern neben dem anderen auf Stangen mit Tannengrün – so sah er aus, der Weihnachtsschmuck in den frühen 1950er Jahren. Die Aufnahme zeigt die Nordseite der Hutfilterstraße, der Blick geht in Richtung Brill und Faulenstraße, in der Ferne ist der Turm der Stephani-Kirche gut zu erkennen.

Von sonderlich viel Kauflustigen kann indessen keine Rede sein, die wenigen Passanten deuten darauf hin, dass das Foto nicht in der Hauptgeschäftszeit aufgenommen wurde. Das größte Interesse rief noch die Auslage des Musik- und Radiogeschäfts Warnke hervor, nach eigenem Bekunden „das große Bremer Fachgeschäft“. Gleich daneben residierte das Uhren- und Goldwarengeschäft von Hellmut A. Haase und wieder ein Haus weiter die Drogerie Kegel & Böse, gefolgt vom Herrenausstatter Ernst Schulze. Hinter der Bombenlücke erhebt sich ein viergeschossiges Gebäude: das 1910 errichtete Haus beherbergte unter anderem die Adler-Apotheke, die sich noch heute am gleichen Standort befindet.

Nur äußerst schwer auszumachen ist dahinter die Bürgermeister-Smidt-Straße. Man kann kaum erkennen, dass zwischen den Häusern überhaupt eine auch noch relativ breite Straße verläuft. Und doch ist es so, festzustellen nicht zuletzt an der leicht erkennbaren Fassade des Sparkassen-Gebäudes und gegenüber an der Firmenaufschrift Köster als Hinweis auf die Filiale des Deutschen Familien-Kaufhauses (Defaka) an der Ecke Hutfilterstraße/Am Brill.

Noch ein Namensgeber: General Erich Ludendorff.
Quelle: Bundesarchiv Koblenz/Wikicommons

Früher Kaiserstraße

Eine ganz eigene Bewandtnis hat es mit der Namensgebung der Bürgermeister-Smidt-Straße, die so erst seit Dezember 1945 heißt. Ursprünglich führte die 1874 angelegte Nord-Süd-Schneise durch die Altstadt den Namen „Kaiserstraße“ als Hommage an die Hohenzollern-Dynastie wie auch als Erinnerung an die Reichsgründung von 1871.

Mit dieser Bezeichnung war es freilich schon im „Dritten Reich“ vorbei. Zum Gedenken an den im Dezember 1937 verstorbenen General Erich Ludendorff wurde die Kaiserstraße zusammen mit der Georgstraße als deren Fortführung in Richtung Hauptbahnhof im Februar 1938 kurzerhand in General Ludendorff-Straße umbenannt. Eine ziemlich scheinheilige Verbeugung vor dem „Helden“ des Ersten Weltkriegs, um ihn als nationale Ikone aufzubauen. Damit sollte vergessen gemacht werden, was vorher gewesen war. Als Mitverschwörer Hitlers hatte Ludendorff zwar am gescheiterten Putsch von 1923 mitgewirkt, sich jedoch später als Verfechter obskurer völkischer Verschwörungstheorien von Hitler distanziert.

Die abermalige Umbenennung kurz nach Kriegsende war mithin der zweite Namenswechsel innerhalb von sieben Jahren. Dabei handelte es sich um einen Akt der Selbstreinigung, man entledigte sich damals in einem großen Aufwasch einer ganzen Reihe kompromittierender Straßennamen aus der NS-Zeit.

Als Vertreter einer unbelasteten Ära Bremer Geschichte schien der langjährige Bürgermeister Johann Smidt eine gute Wahl zu sein. Dass es in Schwachhausen schon eine Bürgermeister Smidt-Straße gab, fiel nicht weiter ins Gewicht, man benannte sie nach Carl Schurz, dem exilierten Revolutionär von 1848, der es in Amerika bis zum Innenminister brachte. Freilich wird inzwischen auch Smidt kritisch gesehen, mit Hinweis auf seine anti-jüdische Politik wurde erst kürzlich gefordert, bei einer möglichen Umgestaltung der Bürgermeister-Smidt-Straße einen nochmaligen Namenswechsel vorzunehmen.

von Frank Hethey

Sterne und Tannengrün: die Hutfilterstraße in den frühen 1950er Jahren.
Quelle: Staatsarchiv Bremen

Von Anbiet bis Zuckerklatsche

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