Ein Blick in die Geschichte (84): Neue Weserbrücke war bereits 1843 im Gespräch, wurde aber erst 1875 gebaut

Burgartige Portale an beiden Enden: Das war das charakteristische Merkmal der Kaiserbrücke, die von 1872 bis 1875 ganz im historistischen Zeitgeschmack in Höhe der heutigen Bürgermeister-Smidt-Brücke errichtet wurde.

Traditionell konnte die Weser nur ein Stück stromaufwärts über die Große Weserbrücke überquert werden, nun gab es erstmals einen zweiten Übergang für die bremische Bevölkerung. Insgesamt existierten damit drei Weserbrücken, wenn man auch noch die 1867 eröffnete Eisenbahnbrücke hinzuzählt.

Mit der Namensgebung sollte Kaiser Wilhelm I. geehrt werden, der neben Bismarck als „Vater“ der damals erst vier Jahre zurückliegenden Reichsgründung von 1871 galt. Die Kaiserbrücke war ein Teil der neu angelegten Kaiserstraße (heute Bürgermeister-Smidt-Straße), die den 1847 eröffneten Hannoverschen Bahnhof mit der Neustadt verband.

Bis 1843 reichen die ersten Planungen für die neue Verkehrsachse zurück, auf einem Stadtplan von 1844 ist die Streckenführung bereits eingezeichnet. Auch von einer Brücke als Ersatz für die seit 1645 bestehende Fährverbindung zwischen Alt- und Neustadt war damals schon die Rede. Doch das Projekt scheiterte, weil man zu hohe Kosten und Nachteile für die Schifffahrt fürchtete.

Neue Fährverbindung ohne Zukunft

Im August 1871 nahmen sogar noch zwei moderne Dampfboote anstelle der altertümlichen Ruderfähre ihren Dienst auf. Eine Neuerung ohne Zukunft, kam doch binnen Jahresfrist das umstrittene Brückenprojekt doch noch zum Zuge. Das hatte ein Nachspiel, 1875/76 strengte der Betreiber gegen die Stadt einen Entschädigungsprozess an.

Irgendwie stand der Bau der Kaiserbrücke ohnehin unter einem unguten Stern: Die Arbeiten waren schon in vollem Gange, als sich die Stadt kurzfristig entschied, auf die beiden geplanten Dreharme in Höhe des Teerhofs zugunsten einer durchgehenden Fahrbahn zu verzichten.

Dumm nur, dass die Pfeiler inklusive des mächtigen Mittelpfeilers schon errichtet waren. Sie wieder abzutragen, kam natürlich nicht in Frage. Mit der Folge, dass ihre „scheinbar unmotivierte Disposition“ wie auch „unproportionierte Gestaltung“ mancherlei Kopfschütteln hervorrief. Vier Jahrzehnte nach ihrem Bau konnte die nur 8,5 Meter breite Kaiserbrücke den Verkehr nicht mehr bewältigen, 1916 wurde sie durch einen gleichnamigen Nachfolgebau ersetzt.

von Frank Hethey

Machte mächtig Eindruck: die alte Kaiserbrücke.
Quelle: Bestand Herbert Fuß

 

 

Von Anbiet bis Zuckerklatsche

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