Zur Geschichte des Hauses an der Obernstraße 2 bis 12: Kritiker fürchteten in den frühen 1920er Jahren um Einheit von Rathaus und Marktplatz
„Architekt müsste man sein“, denkt sich mancher Zeitgenosse, „dann könnte ich bauen wie ich wollte.“ Das mag so lange gelten, wie der Bau einsam in der Gegend steht. Dann nimmt kaum jemand davon Notiz. Etwas anderes ist es, wenn ein Neubau in eine Baulücke gesetzt werden soll oder sogar Altbauten dafür weichen müssen. In diesem Fall treten oft die Menschen hervor, die sich gegen moderne, oder genauer gesagt: gegen zeitgenössische Kunst gewandt haben. Das kann die Architektur, Plastik, Malerei oder Literatur betreffen.
Und genau diesen Menschen setzten die Architekten Paul Frölich (1874 bis 1946) und Friedrich Wellermann (1865 bis 1951) „ein Denkmal“. Beim Gebäude für die ehemalige Schröder-Bank ließen sie in die Seitenfassade an der Hakenstraße eine Platte einsetzen, deren Inschrift in Stein gemeißelt lautet:
„Wer will bauen an der Straßen – muß die Leute reden lassen“
Erbaut Anno 1917=1922
Mancherlei Bedenken sind seinerzeit gegen den Neubau erhoben worden. Vor allem, meinten die Kritiker, werde die historische Einheit von Rathaus und Marktplatz durch den Neubau gestört. Doch die Architekten setzen ihren Plan durch. Heute fügt sich das Haus unauffällig und zurückhaltend in das Straßenbild ein. Den Wert dieser Architektur erkannte auch das Landesamt für Denkmalschutz. Es stellte das Gebäude – im Stil der Zwischenkriegsperiode mit Elementen des Historismus – 2000 unter Denkmalschutz.
Zur Geschichte des Hauses
Anfang der 1800er Jahre beherrschten noch Wohnhäuser die Obernstraße. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden diese durch Kontor- und Ladengebäude im Stil des Historismus ersetzt. Kaum 50 Jahre später kam das „Aus“ für einige dieser Häuser. Auf den frei gewordenen Grundstücken wurden Neubauten eingefügt.
Der Bauherr für das Haus Obernstraße 2 bis 12 in den Jahren 1917 bis 1922 war die Schröder-Bank. Nach deren Konkurs im Jahre 1931 übernahm die Norddeutsche Kreditbank die Immobilie. 1973 vereinigte sich die Norddeutsche Kreditbank mit der Allgemeinen Deutschen Creditanstalt und eröffnete hier eine Filiale. Es war auch das Jahr 1973, als die Bremer Landesbank Eigentümer der Immobilie wurde. 1980 zog auch noch die Bremer Wertpapierbörse ein und blieb bis zum Jahr 2000.
Danach war es mit Geldinstituten im Haus vorbei.
Bei der großen Modernisierung in den Jahren 2000 bis 2003 wurde das Haus Obernstraße 2 bis 12 mit dem bereits 1914 errichteten Gebäude an der Langenstraße verbunden. Im gemeinsamen Inneren entstand ein völlig neues Geschäfts- und Bürohaus. Nur die Fassaden blieb stehen. In den unteren Etagen ist das Bekleidungsgeschäft Peek & Cloppenburg eingezogen.
von Peter Strotmann