Auch in Bremen gibt es Mahnmale zum Gedenken an Verkehrstote

Landauf, landab sind diese Mahnmale am Straßenrand immer häufiger anzutreffen. Es sind die Orte, an denen Menschen durch einen Verkehrsunfall plötzlich zu Tode gekommen sind. Zuerst dekorieren Angehörige oder auch geschockte Mitbürger die Unfallstelle mit Blumen, Kerzen und Kuscheltieren. Später stellen dann meist die Angehörigen ein Mahnmal auf. Das können Kreuze, aber auch typische Autoteile sein. Auch in Bremen sind die stummen Zeugen von Unglücken zu finden. Sie sind zugleich Mahnmal für alle Verkehrsteilnehmer und helfen den Hinterbliebenen, ihre Trauer verarbeiten. Oft werden auch kleine Blumenbeete angelegt, die meist noch jahrelang gepflegt werden.

Auch in Bremen sind derartige Mahnmale im Laufe der Jahre aufgestellt worden. Es folgen vier Mahnmale aus den Stadtteil Neustadt sowie eines aus dem Stadtteil Mitte.

Quelle: 350 Objekte in der Bremer Neustadt, Peter Strotmann, 2011

Mahnmal an der Kreuzung Neuenlander Straße/Kirchweg (Neustadt)

Mahnmal mit Autoreifen, aufgeständertem Schild und Beet: Am 31. Oktober 2006 wurde ein 76-jähriger Radfahrer von einem Sattelschlepper überrollt und lebensgefährlich verletzt. Er verstarb noch an der Unfallstelle.

Quelle: 350 Objekte in der Bremer Neustadt, Peter Strotmann, 2011

Mahnmal an der Friedrich-Ebert-Straße/Neustadtscontrescarpe (Neustadt)

Mahnmal mit Kreuz, Stein und Beet: Am Mittwoch, 28. Januar 2009, kam hier eine 20-jährige Frau durch einen ins Schleudern geratenen PKW, auf tragische Weise ums Leben.

Quelle: 350 Objekte in der Bremer Neustadt, Peter Strotmann, 2011

Mahnmal an der Friedrich-Ebert-Straße/Kornstraße (Neustadt)

Mahnmal mit einer verzierten Autofelge, in der Namen und Todesdatum eingraviert sind: Am 15. Dezember 2006 wurde die 45 Jahre alte Fahrradfahrerin Veronika H. von einem nach rechts abbiegenden Kipplaster überrollt und tödlich verletzt.

Quelle: 350 Objekte in der Bremer Neustadt, Peter Strotmann, 2011

Mahnmal an der Neuenlander Straße 106 (Neustadt)

Ein 31-jähriger Autofahrer „Samuele“ erlitt am 7. August 2005 bei einem Verkehrsunfall in der Bremer Neustadt tödliche Verletzungen, nachdem er mit seinem Fahrzeug gegen einen Lichtmast geprallt war.

Foto: Peter Strotmann

Mahnmal der der Ecke Brill/Hutfilterstraße (Mitte)

Das Geisterrad wurde am Tag nach dem Unfall vom ADFC (Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club) am Unfallort als Mahnmal auf Zeit aufgestellt. Es trägt die Aufschrift:

Hier verstarb eine

Radfahrerin

24 Jahre

4.4.2018

 

Warum musste eine 24-jährige Radfahrerin am 4. April 2018 hier am Brill sterben? Es wird so gewesen sein, dass der Fahrer mit seinem LKW vom Brill in die Hutfilterstraße nach rechts abbiegen wollte und die im toten Winkel des Seitenspiegels befindliche Radfahrerin nicht gesehen hat. Dabei kam es zu dem tödlichen Unfall.

Können derartige Unfälle vermieden werden?

Zwar kann keiner ein derartiges Ereignis ungeschehen machen. Doch ein Geisterrad an einer Kreuzung kann auf die Gefahren hinweisen. Denn es ist allseits bekannt, dass es diesen toten Winkel gibt. Und zwar sind nicht nur Radfahrer, sondern auch Fußgänger gefährdet. Nach einer Statistik des ADFC soll es im Jahre 2017 bundesweit zu 38 tödlichen Unfällen in Abbiegesituationen wie am Brill vom 4. April 2018 gekommen sein. Die Zahl der Schwer- und Leichtverletzten sowie von Beinah-Unfällen wird sicher um ein Vielfaches höher sein.

Dürfen diese Mahnmale am Straßenrand aufgestellt werden?

Rechtlich befindet sich die Aufstellung derartiger Mahnmale zum Gedenken an Verkehrsunfälle mit tödlichem Ausgang in einer Grauzone. Streng genommen handelt es sich um „Hochbauten“, die so nah am Fahrbahnrand nicht zulässig sind. Doch die Verkehrsbehörden dulden die Mahnmale aus Pietätsgründen.

Historisch gehen Straßenkreuze auf die sogenannten Sühnekreuze aus dem Spätmittelalter zurück. Als Bestandteil von Verträgen sollten sie nach einem Mord eine blutige Fehde zwischen den Familien von Opfern und Tätern beenden. In Deutschland nahm die Bedeutung der Kreuze als Trauerort am Straßenrand Ende der 1980er Jahre deutlich zu. Die Uno hat aufgrund der weltweit gestiegenen Bedeutung der Mahnmale sogar den dritten Sonntag im November zum Weltgedenktag für die Opfer des Straßenverkehrs erklärt.

von Peter Strotmann

Jung, aber mit viel Geschichte

50 Jahre
Universität Bremen

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