Noch Fragen? Peter Flämig am Schornstein auf dem Dach des Bachmann-Hauses.
Quelle: Bestand Flämig

Ein Blick in die Geschichte (128): Auf dem Dach des Bachmann-Hauses 

Ziemlich dicht am Abgrund bewegte sich Peter Flämig, als er sich 1965 auf dem Dach des Bachmann-Hauses ablichten ließ. Irgendwie eine rebellische Pose des damals 18-Jährigen: Sein Blick schweift ungerührt in die Ferne, der Wind fährt in seine Haare, die Krawatte flattert im Wind, die Hände stecken lässig in den Hosentaschen.

Selbst als „junger Wilder“ konnte man sich seinerzeit noch so blicken lassen. So war das eben in der ersten Hälfte der 1960er Jahre, unmittelbar bevor die Haare immer länger wurden und die Hippie-Generation Einzug hielt. Man denke nur an die Anfänge der Beatles, ihre legendären Pilzköpfe und ihren feinen Zwirn. Oder an eine Bremer Beatband, die „Yankees“, die 1965 mit „Halbstark“ einen echten Hit landeten.

Ein weiteres Foto aus seinem Privatalbum zeigt ihn abermals auf dem Dach des Bachmann-Hauses, diesmal mit gekreuzten Beinen an den Schornstein gelehnt. Der Platz an der Sonne war natürlich kein Zufall.

Sonderlich weit hatte es Peter Flämig nicht, um seinem alten Herrn mal ordentlich aufs Dach zu steigen. Wohnte er doch im obersten Stockwerk des Bachmann-Hauses. Der Grund: Sein Vater arbeitete als Hausmeister bei der Firma J. H. Bachmann, 1952 war er mit seiner Familie aus Oslebshausen in den Firmensitz im Schlachte-Viertel gezogen. Dort war die Traditionsfirma seit 1913 ansässig. Im Zweiten Weltkrieg war das Bachmann-Haus schwer beschädigt worden, beim Wiederaufbau 1948 packte Flämigs Vater kräftig mit an.

Als Kind spielte Flämig noch in der Trümmerlandschaft, als Jugendlicher tanzte er dann in der neu eröffneten „Lila Eule“, die sich damals noch im Keller einer Ruine an der Langenstraße befand. Im Hintergrund gut zu erkennen: das 1957 eingeweihte Pressehaus, der neue Sitz des Weser-Kuriers.

Davor die Martinistraße, damals noch ein ganz neuer Verkehrsweg. Als Südtangente sollte die verlängerte und verbreiterte Straße den Altstadtkern entlasten. Der sogenannte Martini-Durchbruch war ein Großprojekt der frühen Nachkriegsjahre, die Umsetzung währte fast ein ganzes Jahrzehnt. Im Mai 1962 wurde die Martinistraße bis zur Pieperstraße für den Verkehr freigegeben, doch der Durchbruch bis zum Brill sollte noch bis 1968 dauern. Inzwischen gilt der Martini-Durchbruch vielen Kritikern als städtebauliche Sünde.

von Frank Hethey

Aufs Dach gestiegen: Peter Flämig 1965 auf dem Dach des Bachmann-Hauses.
Quelle: Bestand Flämig

Von Anbiet bis Zuckerklatsche

„Erst der Hafen, dann ist die Stadt“

Im Magazin „Erst der Hafen, dann ist die Stadt“ über Bremen und seine Häfen gehen wir in vielen historischen Bildern auf Zeitreise durch die maritime Vergangenheit unserer Hansestadt. Wie entwickelten sich die Häfen in Bremen vom Mittelalter bis heute? Wie sah die Arbeit zwischen Ladeluke, Kaje und Schuppen aus? Was hatte es mit den Anbiethallen auf sich? Und wie veränderte die Containerschifffahrt die Häfen? Wir blicken auf die Gründung der Freihäfen um 1900 und den Strukturwandel rund 100 Jahre später. Wir erzählen von Schmugglern und Zöllnern, von Bremens großen Werften sowie Abenteuern, Sex und Alkohol an der Küste – dem Rotlichtviertel am Hafen.

Jetzt bestellen