Neuer Schwachhausen-Kalender: Peter Strotmann legt Ausgabe für 2018 vor
Mit dem sechsten Kalender für Schwachhausen hat Peter Strotmann mit seinem Schwachhausen-Archiv schon beinahe eine kleine Tradition geschaffen. Auch der Kalender für das Jahr 2018 ist wieder vollgepackt mit dem Leben im Stadtteil. Mit dem Titelbild plus zwölf Monatsbilder sind es 13 Motive.
Mit diesem Kalender zeigt Strotmann uns die Zeit nach 1945. Die beinhaltet die zweite Hälfte der 1940er Jahre, die 1950er Jahre und die erste Hälfte der 1960er Jahre. Damit sind es etwa 20 Jahre Stadtteilgeschichte. Um den Kalender zu konzipieren, wählte er Fotos von Profifotografen, aber auch Amateurfotos. Deshalb ist die Qualität ganz unterschiedlich. Allen gemein ist, dass immer Personengruppen zu sehen sind. Weiterhin haben sich die abgebildeten Menschen bei den meisten Fotos für den Fotografen in Positur gestellt. Andere Aufnahmen sind einfach in die Menschenmenge „hineingeschossen“.
Das Titelbild aus dem Jahre 1963 ist der Aufmacher schlechthin. Es zeigt zwei junge Frauen in Richtung Hermann-Böse-Straße gehend. Im Hintergrund ist der Freimarkt aufgebaut. Und wie man sieht, ist der Stand der Bäckerei und Konditorei von Jonny Schulze direkt an der Ecke zur Gustav-Deetjen-Allee beheimatet. Heutzutage steht dort kein Stand mehr. Die Stadthalle ist im Bau. Vier Stützen sind schon fertig, die restlichen zwei sind noch eingerüstet. Die Autos, bei dem das Herz eines jeden Oldtimer-Fans höher schlagen wird, durften noch an viel mehr Orten parken als heute.
Im Januar geht es weiter mit dem raumfüllenden Kuchen und Tortentresen der Konditorei Jacobs. Das Gebäude an der Georg-Gröning-Straße/Ecke Schubertstraße wird zur Zeit umgebaut. Im Jahre 2018 soll am gleichen Ort wieder ein zeitgemäßes Café eröffnen.
Nicht mehr zu Fuß oder per Rad unterwegs
Das ist das Februar-Blatt. Die Motorrollerparade in der Max-Reger-Straße ist Ende der 1950er, vielleicht auch Anfang der 1960er Jahre aufgenommen worden. Sie zeigt, wie das Wirtschaftswunder ins Land eingezogen ist. Die jungen Leute gehen nicht mehr zu Fuß oder fahren Rad, sondern sie sind auf Motorroller umgestiegen.
Das März-Blatt dokumentiert, wie die Glocken für die neu erbaute St. Ansgarii-Kirche (SchwachhauserAllee/Ecke Hollerallee) im Jahre 1957 feierlich in Empfang genommen wurden. Anschließend wurden die Glocken in den Glockenturm und weiter auf das Glockengerüst verbracht.
April und Mai sind die Monate, in denen die jungen Menschen konfirmiert werden. Auf dem April-Blatt aus dem Jahre 1953 ist im Hintergrund die neu gebaute und 1951 eingeweihte St. Remberti-Kirche an der Friedhofstraße zu sehen. Im Vordergrund steht die Konfirmandin zwischen ihren beiden älteren Schwestern und rechts daneben die Eltern. Der Kutscher mit seiner Kutsche könnte lediglich zur Hintergrund-Ausstattung gehören oder die Fahrt geht gleich in eine Gaststätte zur Konfirmationsfeier.
Mai-Blatt: Im Jahre 1953 fand die 1. Mai-Feier vor dem im Krieg zerstörten und notdürftig wieder aufgebauten Parkhaus im Bürgerpark statt. Das Parkhaus, erbaut 1912/13, war ein Veranstaltungszentrum mit einem Konzertsaal, Restaurant und Café. Erst mit dem Neubau im Jahre 1955 wurde es zum Parkhotel.
Auf dem Juni-Blatt sehen wir, wie die Vereinsmitglieder des TuS Schwachhausen mit Musik zur Pfingstfahrt aufbrechen. Nach dem 8. Mai 1945 hatten die amerikanische Besatzung alle Sportvereine verboten. Doch so nach und nach wurden Lizenzen zum Neuanfang erteilt.
Das legendäre Concordia, erbaut 1851 als Eisenbahnpavillon, zeigt das Juli-Blatt mit dem Chef des Restaurants Concordia, Fritz Fischer, mit seiner Familie im Jahre 1956. Das Gebäude wurde 2017 abgerissen. Auf dem Grundstück entsteht ein Neubau mit anderer Nutzung.
Die Lehrerinnen in dicken Wintermänteln
Auf dem Blatt, das für den August ausgewählt wurde, hat sich das Lehrerkollegium zu einem Gemeinschaftsfoto aufgestellt. Da insbesondere die Frauen ihre dicken Wintermäntel anhaben, wird die Aufnahme nicht im August gemacht worden sein. Sondern zu Beginn des Schuljahres im April. Zur Umstellung wurden vom 1. April 1966 bis 31. Juli 1967 zwei Kurzschuljahre oder ein Langschuljahr von jeweils (insgesamt) 16 Monaten durchgeführt.
Der September zeigt den Menschen-Ansturm zum Tag des Bremer Rundfunks am 30./31. März 1953. Es war die die erste Veranstaltung dieser Art, der noch ein paar weitere folgten. Das Funkhaus an der Heinrich-Hertz-Straße war damals erst vor kurzem eröffnet worden.
Auf dem Oktober-Blatt sehen wir im Sand buddelnde Kinder. Vor einem Neubau an der Scharnhorststraße wird es im Jahre 1953 gewesen sein. Damals bewegten sich die Kinder frei in der Straße und der Nachbarschaft umher. Abends wurde sie dann wieder „eingesammelt“.
Auf leeren Grundstücken entstanden überall in der Stadt kleine Einkaufspavillons. Das Kalender-Blatt des Monats November zeigt einen ein Teil der Geschäfte des Pavillons an der Schwachhauser Heerstraße/Ecke Straßburger Straße. Jung und alt ist zu einem Schaufensterbummel unterwegs. Diese Anlage wurde 1967 zur Verbreiterung der Kurfürstenallee abgebrochen. Dort ist jetzt die Bushaltestelle der Linie 24 in Richtung Neue Vahr-Nord.
Schließlich folgt das Dezember-Blatt mit der Klasse 11s der Schule an der Hermann-Böse-Straße. Die Jungen sind alle gleich alt, obwohl einige älter und gesetzter, andere jünger erscheinen. Das liegt hauptsächlich an der Kleidung. Ein 16-Jähriger mit Mantel, Krawatte und Hut macht schon etwas her, während die gleichaltrigen Knaben in den von den Amerikanern ergatterten Blousons doch altersgemäß erscheinen.
Dei Kalenderblätter sind in einem der Schaufenster des Immobilienmaklers Stegemann ausgestellt und zwar an der Schwachhauser Heerstraße 18/Ecke Parkstraße.
Folgende Schwachhauser Buchhandlungen haben den Vertrieb übernommen:
Preis: 18 Euro
Größe: DIN A3
von Peter Strotmann