Die Ringer-Vergangenheit als schlagkräftiges Argument: Ansichtskarte von Mosigs Gaststätte. Quelle: Peter Strotmann

Gaststätten-Lexikon: Bruno Mosig – Walle, Nordstraße 360

Der frühere Berufsringer Bruno Mosig (1906 bis 1984) betrieb in der Hafengegend (an der sogenannten Küste) seit 1951 als Nachfolger der Gaststätte Günzel ein schwunghaftes Lokal, das seinen Namen trug. Dabei setzte er ganz bewusst auf seinen Bekanntheitsgrad als Sportlergröße: Auf Werbepostkarten war Mosig mit entblößter Brust als Ringer zu sehen. Eine Erinnerung an seine Kämpfe in der Sporthalle, in den frühen Nachkriegsjahren ein echter Publikumsmagnet.

Um die Termine bekannt zu machen, schalteten die Veranstalter Anzeigen in der Lokalpresse. Ein beliebtes Lockmittel bei Sonderveranstaltungen: Jeder männliche Besucher durfte eine Dame mitbringen, ohne für sie zu zahlen („Jeder Herr eine Dame frei“). Zusätzlich engagierte man den Schaustellerbetrieb von Carsten Haberjan jr., dessen Hippodrom alljährlich zu den großen Freimarkt-Vergnügungen zählte. In der rummellosen Zeit trotteten ein paar Ponys aus seinem Stall mit einer Werbekutsche durch die Stadt.

Die Gaststätte an der Ecke Nordstraße/Waller Stieg war viele Jahre lang eine beliebte Anlaufstation für Hafenarbeiter und Seeleute aus aller Welt. Die Spezialität des Hauses: Eisbein nach schlesischer Art („Nichts ist so rund und rosig wie ein Eisbein bei Bruno Mosig“). Zusätzlich unterhielt Mosig ein günstiges Hotel im Stephaniviertel.

Zündholzetikett mit Werbung für Mosigs Gaststätte im Stephani-Viertel. Quelle: Peter Strotmann

Der gebürtige Breslauer galt als Respektsperson in Bremens „Klein-St. Pauli“, sogar die Ordnungshüter wussten seine Autorität zu würdigen. Gleichwohl mussten sie auch in seiner Gaststätte öfter mal eingreifen, 1952/53 u.a. wegen Zechbetrugs und „groben Unfugs“.

Als mit dem modernen Containerumschlag schon das Ende der Vergnügungsmeile heraufzog, setzte sich Mosig 1969 zur Ruhe.

Einer seiner Kellner führte die Gaststätte noch drei Jahre lang weiter. Beim Ausbau der Nordstraße 1978 wurden zahlreiche Gastronomiegebäude abgerissen, auch das Eckhaus mit Mosigs früherer Gaststätte. Heute erinnert so gut wie nichts mehr an das pulsierende Hafenleben von einst.

Name: Bruno Mosig

Art: Gastwirtschaft

Inhaber: Bruno Mosig (1951 bis 1969)

von/bis: bis 1972

von Frank Hethey

Werbung für Ringkämpfe in der Sporthalle auf der Bürgerweide: eine Haberjan-Kutsche im Jahre 1953.
Quelle: Bestand Porsch

Von Anbiet bis Zuckerklatsche

„Erst der Hafen, dann ist die Stadt“

Im Magazin „Erst der Hafen, dann ist die Stadt“ über Bremen und seine Häfen gehen wir in vielen historischen Bildern auf Zeitreise durch die maritime Vergangenheit unserer Hansestadt. Wie entwickelten sich die Häfen in Bremen vom Mittelalter bis heute? Wie sah die Arbeit zwischen Ladeluke, Kaje und Schuppen aus? Was hatte es mit den Anbiethallen auf sich? Und wie veränderte die Containerschifffahrt die Häfen? Wir blicken auf die Gründung der Freihäfen um 1900 und den Strukturwandel rund 100 Jahre später. Wir erzählen von Schmugglern und Zöllnern, von Bremens großen Werften sowie Abenteuern, Sex und Alkohol an der Küste – dem Rotlichtviertel am Hafen.

Jetzt bestellen