Ischa Freimarkt: „Schäfers Märchenstadt Liliput“ 1968 mit Delphin-Nummer dabei

Kaum zu fassen, dass der Freimarkt sich schon wieder seinem Ende nähert. Nur noch bis Sonntag dauert die „fünfte Jahreszeit“, dann ist das Vergnügen schon wieder vorbei.

Das beliebte Volksfest weckte in den frühen Nachkriegsjahren auch die Neugier des US-Fotografen Tony Vaccaro. Bei seinem Bremen-Aufenthalt streifte er 1948 über den Rummelplatz und drückte etliche Male auf den Auslöser seines Fotoapparats.

Sein besonderes Interesse erregte „Schäfers Märchenstadt Liliput“, ein Liliputanerzirkus, der damals als weltbekannte Attraktion gepriesen wurde. Seit 1931 tingelte die Truppe kreuz und quer durch Deutschland, ja reiste sogar zu Gastspielen auf die britischen Inseln. Als kleinwüchsige Künstler konnten es die 49 Mitglieder der Märchenstadt durchaus mit ihren „großen“ Kollegen aufnehmen. Ob es um ihre „brillante Bodenakrobatik“ ging oder die spektakuläre Fahrradnummer, nach Urteil des Weser-Kuriers handelte es sich um „große Zirkuskunst“.

Noch bis 1965 war der Liliputanerzirkus ein Stammgast auf dem Freimarkt. Danach scheint der Stern des früheren Dauerbrenners allmählich gesunken zu sein. Zwar feierten die Märchenstadt im Oktober 1968 noch einmal ein Comeback, damals mit einer spektakulären Delphin-Nummer in einem gläsernen Bassin. Nach Zirkusangaben ein absolutes Novum in Europa. Die kleinste Dame des Ensembles übernahm das Kommando.

Doch der Versuch, neue Wege zu beschreiten, hatte offenbar nicht den gewünschten Erfolg. Nach dem  Gastspiel von 1968 kehrten die Liliputaner nicht mehr nach Bremen zurück. In der Presse war keine Rede mehr von ihnen.

Die Anfänge des Freimarkts reichen zurück bis ins Jahr 1035, als Bremen per kaiserlichem Erlass gestattet wurde, zweimal jährlich einen Jahrmarkt abzuhalten. Nach einer Zwangspause im Zweiten Weltkrieg knüpfte man bereits im Oktober 1945 wieder an die alte Tradition an.

von Frank Hethey

Viele Jahre ein Dauergast auf dem Bremer Freimarkt: Schäfers Märchenstadt Liliput.
Foto: Tony Vaccaro

Von Anbiet bis Zuckerklatsche

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