Vor 50 Jahren

Kurtelbeck bei Ihlpohl ist nicht das einzige Gebiet, von dem das niedersächsische Innenministerium meint, es sollte bei einer „Kleinen Grenzberichtigung“ seine Zugehörigkeit zu Bremen aufgeben und niedersächsisch werden. Andererseits will Hannover auch Gebiete an Bremen abtreten. Betroffen davon sind ungefähr 114 Hektar Fläche, die Hannover übernehmen will und rund 72 Hektar Fläche, die Hannover an Bremen abzutreten bereit ist. Der Zahl der von dieser Grenzbegradigung betroffenen Einwohner liegt bei rund 300. Sie alle müßten den Bremer Schlüssel gegen das Niedersachsenroß eintauschen. (WESER-KURIER, 4. September 1971)

Hintergrund

Der aufstrebende SPD-Politiker: Der 34-jährige Hans Koschnick 1963 kurz nach seiner Wahl zum Innensenator.
Quelle: Staatsarchiv Bremen

Grenzen sind häufig relativ willkürlich gezogene Linien. Und auch wenn eine geografische Zuordnung logisch erscheint, muss das Jahrzehnte- oder hunderte später längst nicht mehr so sein. In Niedersachsen kam das Innenministerium bereits Anfang der 1960er-Jahre zu dem Schluss, dass der Grenzverlauf mit Bremen eine Anpassung vertragen könnte. Der damalige Bremer Innensenator Hans Koschnick stand diesem Vorschlag grundsätzlich offen gegenüber – zumindest war das der Tenor in Gesprächen mit seinem niedersächsischen Kollegen Otto Bennemann. Allzu großes Interesse schien auf Seiten der Bremer dann aber doch nicht zu bestehen. Eine schriftliche Anfrage aus Niedersachsen mit Vorschlägen blieb mehrere Jahre lang unbeantwortet.

Aber, so schrieb der WESER-KURIER im Spätsommer 1971, „wenn so eine Akte existiert, dann geistert sie so lange durch die zuständige Behörde, bis alle in ihr abgehefteten Vorgänge erledigt sind“. In den späten 1960er-Jahren folgten also weitere Briefe aus Hannover. Bremen hielt die Nachbarn hin, verwies auf offene Bauvorhaben. Eile war vor allem deshalb nicht notwendig, da es sich bei den Vorschlägen vornehmlich um wenig oder gänzlich unbewohnte Gebiete handelte. In der Nähe von Bremerhaven standen einige Hektar auf der Tauschliste, beispielsweise ein Areal zwischen Debstedt, Wehden und Spaden.

Vor allem in Bremen-Nord ging es aber auch um bewohnte Straßenzüge. Neben dem Kurtelbeck bei Ihlpohl wurde über eine vier Hektar große bremische Exklave bei Löhnhorst diskutiert. Dort entstanden in der Opitzstraße Anfang der 1970er-Jahre mehr als 20 Reihenhäuser. Die Opitzstraße liegt eigentlich auf der niedersächsischen Seite der Landesgrenze, umschlossen von den Gemeinden Löhnhorst und Beckedorf, gehört aber auch heute noch formal zu Bremen. Weder dort noch im Kurtelbeck wollten die Bewohner ihr Bundesland wechseln. Die Wege zu den niedersächsischen Behörden seien ja viel zu weit, hieß es da. Auch die Schulfrage müsste bei einem Bundeslandwechsel neu geklärt werden.

In den kommenden Jahren kam das Thema immer mal wieder auf. Besorgte Kurtelbeck-Anwohner hatten sich im Herbst 1978 an den damaligen Senatsrat Horst Heise gewandt. Es kursierten Gerüchte über mittlerweile intensiver gewordene Gespräche zwischen Bremen und Hannover. Die Anwohner befürchteten, als Tauschmasse an Niedersachsen abgegeben zu werden. Diese Ängste konnte Heise den Bürgern schnell nehmen. „Die Bremer im Kurtelbeck sollen Bremer bleiben“, zitierte der WESER-KURIER Heise am 9. November 1978. Sie sind es bis heute geblieben.

Das etwa 10 Hektar große Kurtelbeck stand Anfang der 70er-Jahre auf der niedersächsischen Wunschliste.
Quelle: Archiv

Jung, aber mit viel Geschichte

50 Jahre
Universität Bremen

50 Jahre sind seit der Gründung der Universität Bremen vergangen. Auf dem Weg von der vermeintlichen roten Kaderschmiede zur Exzellenzuniversität ist viel passiert: Wir haben den ersten sowie den aktuellen Rektor interviewt und mit Absolventen gesprochen – zu denen auch Bürgermeister Andreas Bovenschulte gehört. Zudem hat uns ein Architekt über den Campus begleitet. Das Magazin der Reihe WK | Geschichte gibt es ab 18. September in den ­Kundenzentren des WESER-­KURIER, im Buch- und Zeitschriftenhandel, online unter www.weser-kurier.de/shop und unter 0421 / 36 71 66 16.

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