Ein Blick in die Geschichte (198): Altes Foto zeigt Elefant im Bürgerpark

Der Bürgerpark ist einer der schönsten Vergnügungsorte Bremens und wohl auch einer der bekanntesten. Wer in den letzten Wochen regelmäßig den Bürgerpark besucht hat, wird sich nicht nur am Aufblühen der Flora erfreut haben, sondern auch an einigem Zuwachs im Tiergehege. Mittlerweile sind aus Lämmern fast schon Schäfchen geworden, aus Ferkeln kleine Schweine und sogar die Zwergzebus und die Zwergziegen haben sich vermehrt.

Doch ein Erbe seiner Vergangenheit ist auch den Tiergehegen im Bürgerpark geblieben: Was sind sie eigentlich? Schafe, Gänse, Schweine… Das klingt mehr nach Bauernhof, als nach Zoo. Dann kommen Zwergzebus aus dem afrikanischen Kontinent dazu. Und was ist mit dem Wild? Den Mandarinenten? Den Meerschweinchen? Ebendiese ‚komische‘ Mischung ist das Erbe des Bürgerparkvereins. Doch darüber hinaus hat der Park im Verlauf seiner Geschichte viele exotische Genossen beherbergt: Zebras, Lamas, Kängurus und viele weiteren Tiere konnten einst dort bestaunt werden.

Aber wie gelangten diese Exoten überhaupt nach Bremen?

Die Antwort liegt in der maritimen Geschichte Bremens. In der Hansestadt wurden die Tiere von Bremer Kaufleuten und Kapitänen gestiftet. Noch im Jahr 1967 wurden zwei Lamas aus Callao von einem Bremer Kapitän den ganzen Weg von Peru nach Bremen geschmuggelt, um sie als Geschenk an den Bürgerparkverein zu übergeben. Bei der Ankunft wurde zugleich verdutzt und tierisch erfreut festgestellt, dass gewissermaßen ein blinder Passagier an Bord gewesen war: „Roland“ – ein Lamafohlen – war noch auf der Burgenstein zur Welt gekommen.

Auch die oben genannten Zebras, das Dromedar und die Kängurus waren Geschenke derselben Art, obwohl die Zebras ursprünglich nicht dem Bremer Bürgerparkverein, sondern dem Zoo Hannover von der Deutsch-Afrika Linie übergeben wurden. Ungewöhnlich wie es in unseren heutigen Ohren klingt, die Tiere des Bürgerparks waren Statussymbole. Wer konnte es sich leisten, Tiere aus der ganzen Welt zu versorgen und zu transportieren, um sie bei seiner Ankunft am Hafen zu verschenken? Hierbei stehen nicht nur die Kapitäne selbst im Bild, sondern auch ihre Reedereien, denn auch diese erhielten durch solche Geschenke gute Publicity, und manchmal sogar ganze Regierungen. Die Persische Regierung schenkte der Stadt Bremen 1955 ein Kamel, das über den Hansa-Dampfer Greiffenfels in den Bürgerpark transportiert wurde.

Während sich die Bremer über diverse neue Attraktionen im Park freuten, wurde der Bürgerpark auf eine harte Probe gestellt. Es ist schwer ein Konzept für einen Tierpark aufzubauen, wenn phasenweise exotische Tiere einfach dazu geschenkt werden. Zudem es ziemlich teure Geschenke waren, da man sie füttern, medizinisch versorgen und ihnen erst einmal ein Gehege bauen musste. Dementsprechend ist es heute durchaus einfacher sich auf heimische Tiere, den Austausch mit Zoos und die Nachkommen der alten Seefahrertiere zu stützen.

Wo vor 50 Jahren noch Tiere gestiftet wurden, freut sich der Park heute über Futter-, Bank- und Baumspenden. Und warum nicht? Kleine Lämmer können genauso viel Lebensmut versprühen wie Lamafohlen.

Zoos haben keinen leichten Stand in Bremen: hier ein Elefant 1933 im kurzlebigen Zoo im Bürgerpark beim Parkhaus, heute Parkhotel – nicht zu verwechseln mit dem Tiergehege.
Quelle: Staatsarchiv Bremen

Jung, aber mit viel Geschichte

50 Jahre
Universität Bremen

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