Das neue Kino knüpfte auch räumlich an alte Zeiten an: Das Roland-Kino befand sich in direkter Nachbarschaft zu Sielers Ballhaus, dem Standort des ersten Gröpelinger Lichtspieltheaters.
Quelle: Archiv der Geschichtswerkstatt Gröpelingen e. V.

Neue Kinoserie: Die Geschichte der Filmtheater in Gröpelingen / Teil 2: Die Jahre von 1946 bis 1975

Noch vor der Gründung der Bundesrepublik ließ der Filmunternehmer Fred Hollmann im Jahr 1948 gleich nach der Währungsreform einen Kino-Neubau in der Lindenhofstraße 15 auf einer vormals unbebauten Fläche errichten. Es stand direkt neben dem ehemaligen Ballhaus der Familie Sieler, dem Ursprungsort aller Gröpelinger Filmvorführungen. Noch in anderer Hinsicht blieb der Bauherr der Tradition verpflichtet. Er nannte das neue Kino „Roland-Theater“ und erinnerte damit an das Lichtspielhaus an der Gröpelinger Heerstraße 195-197, das seit 1934 „Alhambra“ hieß.

Die Eröffnung fand am 10. September 1948 mit der Vorführung des Paramount-Streifens „The Affairs of Susan“ in deutscher Sprache und unter dem Titel „Oh, Susanne“ statt. Das Roland-Theater war nicht nur eines der ersten Kinos in Bremens Nachkriegszeit, sondern mit 950 Sitzplätzen auch eines der größten. In seiner Zweckbauweise gehörte es allerdings nicht zu den schönsten. Filmwechsel war immer wöchentlich am Freitag und wurde in den Dienstags- und Donnerstagsausgaben der Zeitungen angekündigt.

Tradition verpflichtet: Das neue Roland-Kino von 1948 weckte Erinnerungen an das gleichnamige Kino von ehedem.
Quelle: Archiv der Geschichtswerkstatt Gröpelingen e. V./Fotomontage nach einem Originalfoto aus dem Bestand des Staatsarchivs Bremen

Während die Freitag- und Samstagabende dem Kinovergnügen der Erwachsenen vorbehalten waren, gehörten die sonntäglichen Nachmittage den Kindern und Jugendlichen. Das „Jungvolk“ war begeistert über Wild-West-Filmstreifen mit „Lassy La Roc und Fuzzy“, aber auch Filme über „Die kleinen Strolche“ und Streifen mit „Dick und Doof“ oder „Pat und Patachon“ brachten die jungen Zuschauer zum Toben. Auch die Preise konnten sich damals mit 1,20 DM bis 2 DM für Erwachsene und 0,60 DM für Jugendliche noch sehen lassen.

Gröpelingens zweites Nachkriegskino „Rex“ eröffnete 1956

Acht Jahre nach der Eröffnung des Roland-Theaters ließ der Filmunternehmer J. Heinrich Rhode an der Gröpelinger Heerstraße 163-165 (Ecke Morgenlandstraße) Gröpelingens zweites Nachkriegskino errichten. Das „Rex“ war der kleinere Bruder des Schwesterkinos „Regina“ in Utbremen vom gleichen Besitzer und lag genau gegenüber vom ehemaligen Jüdischen Altersheim. Das „Rex-Filmtheater“, so die offizielle Bezeichnung, eröffnete am 24. August 1956 seine Pforten mit der Premiere des deutschen Farbfilms „Husarenmanöver“. Das neue Filmtheater hatte 714 Polstersessel und eine Leinwand, auf der Breitwandfilme gezeigt werden konnten. Über dem Kino waren Mietwohnungen eingerichtet (s. Aufmacherbild).

Rossmann statt Roland: Die früheren Kinoräumlichkeiten wurden von der Drogeriekette Rossmann übernommen.
Quelle: Archiv der Geschichtswerkstatt Gröpelingen e. V.

Auch im „Rex“ gab es neben den täglichen Vorstellungen für die Erwachsenen am Sonntag um 13.45 Uhr Jugendvorstellungen mit speziellen Angeboten auch für die ganz Kleinen in der Form von Märchenvorstellungen und Kasperltheater. Bei den Jugendlichen ab zehn Jahre waren die Filme mit Astrid Lindgrens Meisterdetektiv „Kalle Blomquist“ und „gehobene“ Wild-West-Filme wie „Die 7. Kavallerie“ und der „Gentleman-Cowboy“ sehr beliebt. Manchmal gab es auch an Werktagen Angebote für alle Altersgruppen ab zehn mit drei Vorstellungen täglich.

So auch im Februar 1957 am Dienstag, 19. Februar, Mittwoch, 20. Februar und Donnerstag, 21. Februar. Es handelte sich um den Musikfilm „Rock Around The Clock“, zu Deutsch „Außer Rand und Band“ mit Bill Haley. Am letzten Vorstellungstag kam es zu Tumulten im Kinosaal als einige musikverrückte Halbstarke im Takt der hämmernden Rhythmen anfingen, das Mobiliar zu demolieren. Ein Polizeieinsatz beendete den Spuk (hier mehr zur Halbstarken-Krawalle im November 1956 in Bremen).

Nach nur neun Jahren kam für das „Rex“ schon wieder das Aus

Das Ende: 2008 musste das ehemalige Kinogebäude dem Neubau des Lindenhofcenters weichen.
Quelle: Archiv der Geschichtswerkstatt Gröpelingen e. V.

Das Rex-Filmtheater existierte lediglich neun Jahre minus drei Monate. Ende Mai 1965 schloss es seine Pforten mit der Aufführung des Films „James Bond 007 jagt Dr. No“. Nach kurzer Umbauphase zog Anfang 1966 einer der ersten Gröpelinger Supermärkte, die Ladenkette ‚SafeWay’, in die Räumlichkeiten ein.

Die Filmbetreiber der beiden Kinos wechselten häufig im Laufe der Jahre. Bevor die Betreibergesellschaft „Billerbeck und Rhode KG“ das „Rex“-Kino schloss, hatte sie 1960 das Roland-Theater übernommen, das sie bis zum Ende führte. Das Roland-Theater war schon zuvor im Eröffnungsjahr des „Rex“ an die Betreibergesellschaft „Luedtke & Heiligers“ gewechselt, die auch das Europa-Kino in der Bahnhofstraße betrieb.

Das Roland-Kino hielt unter Billerbeck & Rhode noch zehn Jahre nach dem Ende des Rex-Kinos die Stellung in Gröpelingen. Es schloss Ende April 1975 mit dem passenden Filmtitel „Herr General, Sie könn’n uns mal“. Das Gebäude wurde ohne große Umbauten von der Drogeriekette Rossmann übernommen.

Als im Jahr 2008 im Zuge der Bauarbeiten zum Lindenhofcenter die Abrissbagger den alten Kinosaal und die Filmbühne des Roland-Theaters freilegten, schlugen für ein paar Minuten die Herzen der Zuschauer noch einmal höher. Fast jeder fühlte sich an das Filmvergnügen seiner Kindertage erinnert.

von Günter Reichert

Teil 1: Kinder und Jugendliche mussten leider draußen bleiben. Neue Kinoserie: Die Geschichte der Filmtheater in Gröpelingen / Die Jahre von 1900 bis 1945

Zwei Damen vorm Lichtspielhaus: Wohl eher zufällig wurde bei diesem Schnappschuss um 1960 auch das noch junge Rex-Filmtheater im Hintergrund abgelichtet.
Quelle: Archiv der Geschichtswerkstatt Gröpelingen e. V.

Jung, aber mit viel Geschichte

50 Jahre
Universität Bremen

50 Jahre sind seit der Gründung der Universität Bremen vergangen. Auf dem Weg von der vermeintlichen roten Kaderschmiede zur Exzellenzuniversität ist viel passiert: Wir haben den ersten sowie den aktuellen Rektor interviewt und mit Absolventen gesprochen – zu denen auch Bürgermeister Andreas Bovenschulte gehört. Zudem hat uns ein Architekt über den Campus begleitet. Das Magazin der Reihe WK | Geschichte gibt es ab 18. September in den ­Kundenzentren des WESER-­KURIER, im Buch- und Zeitschriftenhandel, online unter www.weser-kurier.de/shop und unter 0421 / 36 71 66 16.

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