Vor 50 Jahren

An der Südseite des Rembertirings füllt sich in diesen Tagen eines der modernsten Verwaltungsgebäude der Hansestadt mit Leben: Die Neue Heimat bezieht neben ihrem bisherigen Domizil am Rembertiring Ecke Gerhardstraße ein vierzehngeschossiges Hochhaus, das städtebaulich eine zusätzliche Dominante in der östlichen Bahnhofsvorstadt abgibt. Das 45 Meter hohe Gebäude wurde nach den Plänen von Architekt Martin Zill errichtet, der damit ein weiteres Mal in der Hansestadt mit einem gelungenen Projekt aufwartet. (WESER-KURIER, 7. Januar 1972)

Hintergrund

Voll des Lobes war der WESER-KURIER nach Fertigstellung des neuen Verwaltungshochhauses am Rembertiring: Es sei gelungen, die mehr waagerecht gelagerten Gebäude durch „den Paukenschlag einer kühnen Vertikale zu unterbrechen“. Als „besondere technische Delikatesse“ wurde die Tiefgarage mit ihren drei automatischen Fahrzeugbändern gefeiert. Genau genommen sei das neue Haus „der Auftakt zu dem in wenigen Jahren etwa 300 Meter weiter östlich am Rembertikreisel entstehenden Bauhof“ mit seinen fast 100 Metern Höhe.

So kann man sich täuschen: Dem Auftakt des heutigen Gewoba-Gebäudes folgte keine Fortsetzung, nach den erfolgreichen Protesten gegen die Mozart-Trasse gerieten die ambitionierten Bauhof-Pläne ins Kreuzfeuer der Kritik, endgültig begraben wurde das einstige Vorzeigeprojekt im Oktober 1984. Damit bildete das Gewoba-Haus und nicht der Bauhof den Schlusspunkt einer Kette von Hochhäusern, die mit dem Siemens- und Tivoli-Hochhaus ihren Anfang genommen hatte.

Platz für mehr: der Rembertikreisel 1972.
Quelle: Privat

Akute Platznot hatte die Neue Heimat bewogen, Ende der 1960er-Jahre über einen Erweiterungsbau für ihre Verwaltung nachzudenken. Und zwar in direkter Nachbarschaft zum schon bestehenden Bürohaus am Rembertiring. Den Auftrag erhielt mit Martin Zill derselbe Architekt, nach dessen Plänen 1955 schon das zu eng gewordene alte Verwaltungsgebäude errichtet worden war. Doch das neue, aufstrebende Bauwerk mit seiner prägnanten Aluminiumfassade war architektonisch natürlich kein Vergleich zum eher nüchternen Bürohaus aus seiner frühen Schaffensperiode.

Von seinem Büro an der Rembertistraße 32 hatte Zill es nicht weit bis zum Neubau am Rembertiring, den Weg konnte er in ein paar Minuten bequem zu Fuß zurücklegen. Der damals 61-Jährige gehörte zu den renommiertesten Architekten Bremens, auf seinem Zeichenbrett entstanden unter anderem das Geschäftshaus Puls-Eck gegenüber vom Theater am Goetheplatz (1955) sowie in Zusammenarbeit mit Eberhard Kaiser das AOK-Verwaltungsgebäude an der Bürgermeister-Smidt-Straße (1958) und das Ärztehaus an der Schwachhauser Heerstraße (1967). Für die Wohnungsbaugesellschaft Gewoba (später Neue Heimat) war er so etwas wie der Hausarchitekt.

Die Neue Heimat investierte knapp zehn Millionen Mark in das repräsentative Gebäude, das mit dem Altbau in jedem Stockwerk per Durchbruch verbunden war. Inzwischen ist das Gewoba-Haus gründlich saniert worden, die Arbeiten währten von Juli 2018 bis November 2020. Die einst so gepriesene Aluminiumfassade wurde durch geriffelte Keramikfliesen ersetzt, der gesamte Bau energietechnisch auf den neuesten Stand gebracht. Hinzu kam ein dreistöckiger Anbau, insgesamt verschlangen die Bau- und Umbaukosten 16,5 Millionen Euro.

Der Bauhof als Meilenstein: ein Modell von Januar 1968 mit den Planungen für die Bebauung am Rembertikreisel.
Foto: Klaus Sander

Von Anbiet bis Zuckerklatsche

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