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John Rothwell und Jonny Reimers belegen 2. Platz mit Kurzfilm „Der Herr der Domuhr“ / Nachfolger für Domuhrmachermeister Henning Paulsen gesucht

Mit etwas Glück kann man irgendwann einmal sehen, wie sich eine kleine Luke in der Domuhr öffnet. Und wie sich dann ein Arm an den Zeigern zu schaffen macht. Und vielleicht noch, wie sich einen kurzen Moment lang ein Kopf mit zerzausten Haaren in der Luke zeigt.

Diesen Moment haben John Rothwell und Jonny Reimers in ihrem neunminütigen Kurzfilm „Der Herr der Domuhr“ festgehalten. Es ist der Kopf von Henning Paulsen, als Domuhrmachermeister seit 1981 zuständig für die reibungslose Funktionsfähigkeit des Zeitmessers im Nordturm des St. Petri-Doms. Auf Bremen History ist ihr gemeinsamer Film jetzt zu sehen – ein kleines Meisterwerk über ein Uhrwerk in luftiger Höhe. Und über den Mann, der es am Laufen hält.

Für ihre Filmdokumentation haben sich Rothwell und Reimers an die Fersen des Uhrmachermeisters geheftet. Zuerst haben sie ihn in seinem Domizil in Burglesum besucht, wo Paulsen in einem idyllisch gelegenen, früheren Torhaus des Schlosses von Baron Knoop wohnt und arbeitet. Und haben ihn dann in den Dom begleitet, der Stätte seiner ehrenamtlichen Tätigkeit als Domuhrmachermeister.

Da muss ein Rädchen ins andere greifen: Blick aufs Uhrwerk der Domuhr.
Quelle: John Rothwell/Jonny Reimers, Der Herr der Domuhr, Bremen 2015

Das Uhrwerk befindet sich in einer Höhe von 40 Metern

Einmal monatlich erklimmt Paulsen den Domturm und sieht nach dem Rechten. In 40 Metern Höhe befindet sich das Uhrwerk, das Herzstück der Anlage. Seit 1962 läuft es „relativ störungsfrei“, sagt Paulsen. Noch nie sei die Mechanik kaputt gewesen. Dafür nennt der 65-Jährige einen ebenso einfachen wie einleuchtenden Grund: „Dadurch, dass sich die Räder relativ langsam drehen, ist der Verschleiß sehr gering.“ Bei sorgfältiger Pflege gibt er dem Uhrwerk noch 50 bis 60 Jahre.

Mit ihrem professionell gemachten Streifen liefern Rothwell und Reimers einen höchst unterhaltsamen und aufschlussreichen Einblick in Paulsens Arbeit. Nur folgerichtig, dass „Der Herr der Domuhr“ im November 2015 bei den 68. Nordwestlichen Filmfestspielen in Harsefeld bei der Preisverteilung ganz vorne mit dabei war. Im Wettstreit mit 27 anderen Filmbeiträgen belegte „Der Herr der Domuhr“ am Ende den zweiten Platz.

Nach nunmehr 35 Jahren möchte Paulsen seine Arbeit als Domuhrmachermeister allerdings aufgeben, in jüngere Hände übergeben. Einen Nachfolger zu finden, dürfte indes nicht ganz einfach werden. „Junge Leute sind an dem Uhrmacherhandwerk kaum noch interessiert“, sagt Paulsen. Seine Befürchtung: „Bald bin ich wohl der letzte meiner Zunft.“

Doch womöglich täuscht sich Paulsen. Womöglich gibt es noch einen Bruder im Geiste, der sich genauso wie er begeistern kann für historische Uhren. Seinen Nachfolger würde der 65-Jährige noch einarbeiten.

Ein kleiner Anreiz: Ganz unentgeltlich ist die Tätigkeit als Domuhrmachermeister immerhin nicht. Als Aufwandsentschädigung gibt es eine jährliche Pauschale von 450 Euro.

von Frank Hethey

Der Mann mit dem Sinn für den Uhrzeigersinn: Henning Paulsen bei der Pflege des Uhrwerks im Domturm.
Quelle: John Rothwell/Jonny Reimers, Der Herr der Domuhr, Bremen 2015

Von Anbiet bis Zuckerklatsche

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