Ein Blick in die Geschichte (206): Motorisierte Besucher aus Rostock im November 1989

Mauerfall im November 1989: Menschen klettern über das Bollwerk, feiern an der Grenze, fahren mal „drüben“ gucken. Doch nicht nur in Berlin und in den grenznahen Städten waren „Ossis“ wie „Wessis“ unterwegs. Auch Bremen empfing in den Tagen nach dem Mauerfall zahlreiche Besucher aus der Partnerstadt Rostock.

In der Rostocker Ostsee-Zeitung wurde sogar zu einem Besuch in Bremen eingeladen: „Dann werden wir Euch unsere Stadt zeigen.“ Die Rostocker ließen nicht lange auf sich warten. Bereits wenige Tage nach dem Mauerfall parken überall in der Stadt Trabis, wie hier etwa in der Violenstraße.

Wer nicht mit dem Auto anreiste, nahm die Bahn. Um dem großen Reiseaufkommen gerecht zu werden, wurde sogar ein Sonderzug wurde zwischen den beiden Städten eingerichtet. Ein zusätzlicher Grund für die vielen Besucher könnte auch das in Rostock einige Tage lang kursierende Gerücht gewesen sein, in Bremen gäbe es statt der üblichen 100 Mark Begrüßungsgeld 200 Mark.

Die vielen Menschen mussten natürlich irgendwo unterkommen. Ein Aufruf unserer Zeitung an die „hilfsbereiten Hansestädter“ fand großen Anklang. Zahlreiche Bremer stellten Gästebetten und Schlafsofas für die Besucher aus dem Osten bereit. Auch die Geschäfte bereiteten sich auf die Besucher vor – im Gegensatz zu vielen anderen bundesdeutschen Städten durften die Läden in Bremen allerdings am Sonnabend nicht länger aufmachen. Um 14 Uhr war Schluss. Viele Rostocker hatten es jedoch trotzdem geschafft noch einzukaufen. Für den Einzelhandel war das Wochenende nach dem Mauerfall ein sehr erfolgreiches.

Auch Gastronomie und kulturelle Einrichtungen begrüßten die DDR-Besucher. So wollte etwa eine ganze Reihe von Restaurants Getränke für Ostmark im Kurs 1:1 ausschenken. In der Oberen Rathaushalle gab es ein kostenloses Sinfoniekonzert und jede Stunde Besucherführungen durch das Rathaus.

Erinnern Sie sich noch an die Tage nach dem Mauerfall in Bremen? Wie haben Sie vom Mauerfall erfahren? Was haben Sie damals gehofft? Kommen Sie vielleicht aus der ehemaligen DDR und haben den Mauerfall aus der Ost-Perspektive erlebt?

Schreiben Sie uns von Ihren Erinnerungen unter onlineredaktion@weser-kurier.de. Wenn Sie noch Fotos aus der Zeit haben, können Sie diese gerne mitschicken. Ausgewählte Beiträge veröffentlichen wir später dann auf unserer Website als Leserartikel.

Besuch aus Rostock, teilweise schon in der Nacht angereist in der Bremer Innenstadt. Trabis mit und ohne Rallye-Streifen. Blick in die Violenstraße.
Foto: Archiv

75 Jahre Kriegsende

Neuanfang nach der Diktatur

Als der Zweite Weltkrieg zu Ende war, lag Bremen größtenteils in Trümmern: Die dritte Ausgabe des ­Magazins WK | Geschichte schildert das allgegenwärtige Elend und die Sorgen der Bevölkerung. Es zeigt aber auch die ersten Schritte Richtung Zukunft auf – die Stadt unter der US-Flagge, die ersten Wahlen und die Verteidigung der Selbstständigkeit des Landes Bremens.

Jetzt bestellen