Vor 80 Jahren: Beginn der Roland-Renovierung – und einer Zeit hinter Mauern und ohne Gitter
Ziemlich dünn machte sich der Roland kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs. Alles fing an mit dem Beginn der aufwändigen Renovierungsarbeiten vor knapp 80 Jahren, im Juli 1938. Der Roland drohte einzustürzen, ein neues Fundament war vonnöten. Dafür musste die berühmte Freiheitsstatue Stück für Stück abgetragen werden. Bei der Gelegenheit wurde der Roland auch gleich wieder auf Vordermann gebracht. Fast ein ganzes Jahr zogen sich die Arbeiten hin, erst im Juni 1939 wurde die „Wiederauferstehung“ des Roland mit einer Festkundgebung gefeiert.
Sonderlich lange konnten sich die Bremer an ihrem Roland allerdings nicht erfreuen. Kaum erstrahlte die Statue wieder in alter Pracht, wurde sie den Blicken der Bevölkerung auch schon wieder entzogen. Nur drei Monate nach Abschluss der Renovierungsarbeiten verschwand die Statue am 29. September 1939 hinter einer Holzverschalung, wenig später wurde sie ganz eingemauert. Der Grund: Man wollte ihr den bestmöglichen Schutz vor Bomben bieten.
Gitter nicht wieder angebracht
Der 1404 errichteten Roland-Statue wurde keineswegs immer eine solche Wertschätzung entgegengebracht (mehr dazu hier). Noch in Zeiten der napoleonischen Besatzungsherrschaft zu Beginn des 19. Jahrhunderts galt der Roland als klobiges Überbleibsel aus dem Mittelalter, die Bremer Stadtväter wollten sich der Statue am liebsten entledigen. Die gern kolportierte Behauptung, Napoleon habe den Roland nach Paris schaffen wollen, gehört ins Reich der Legende. Erst in Zeiten der Romantik, als man sich im Zuge der nationalen Identitätsfindung wieder auf die deutsche Vergangenheit und insbesondere auf das Mittelalter besann, fand man wieder gefallen am Roland. Das Gitter bestand aus Stäben und wurde nach Materialuntersuchungen vor 1825 gefertigt.
Gegen Ende der 1970er Jahre waren sich Historiker und der Senat einig: Die Rolandstatue auf dem Bremer Marktplatz, Sinnbild bremischer Freiheit und Rechte, sollte mit einem Gitter unter Schutz gestellt werden. Bis zur Renovierung des steinernen Roland-Denkmals im Jahre 1938 hatte es bereits ein umlaufendes Gitter mit Gitterstäben gegeben. Es war seinerzeit jedoch nicht wieder installiert worden.
Aus Sicht der Historiker hatte man früher ein Denkmal nicht deshalb mit einem Gitter umgeben, um es zu schützen. Sondern ein Gitter sei eine Art „Schrein“ für etwas Geliebtes, das man behalten möchte, gewesen. Auch hatte bereits Merian in einem Stich von 1630 ein Gitter um die Roland-Statue eingezeichnet. Das war ein Kreuz-Gittergeflecht in Rahmen.
Der Denkmalpfleger wiederum sah die Roland-Statue durch Vandalismus und Abnutzung gefährdet. Schmierereien mit Filzstiften mussten laufend beseitigt werden, wohl jeder wollte Rolands spitze Knie anfassen, durch Versuche den Roland zu besteigen, war der Krüppel zu Füßen des Roland schon sehr abgenutzt.
Roland bekommt sein Gitter
Glücklicherweise war noch ein Feld des alten Gitters mit goldenen Lilien und Speerspitzen erhalten. Doch wer sollte das neue Gitter finanzieren? In dieser Situation stiftete die Brauerei Beck & Co. über 10.000 Bierkrüge zum Preis von 8 Mark (etwa 4 Euro) je Stück. Der Verkaufserlös wurde voll auf das Konto „Neues Gitter und einen neuen Kopf für die Rolandfigur“ überwiesen. Den Auftrag für das neue Gitter bekam die Lesumer Schmiede und Schlosserei Alfred Pohlers.
Im Juni 1984 wurde die große Roland-Restaurierung abgeschlossen. Schäden am Sandstein wurden ausbessert, das Denkmal gereinigt und leicht farbig angelegt, der neue Kopf des Roland aufgesetzt (der alte befindet sich im Focke-Museum).
Und vor allem war jetzt das neue, etwa 1,70 Meter hohe Gitter installiert. „Einfach nur so“ auf dem umlaufenden Sockel des Roland-Denkmals zu sitzen, das war gestern und ist heute immer noch beliebt. Doch das Gitter schützt Rolands empfindliche Körperpartien.
von Peter Strotmann und Frank Hethey