Name: Zur Nassen Ecke

Art: Restaurant

Inhaber: diverse 

von/bis: 1895 bis 1919

2015: Überbaut durch den Herdentorsteinweg, Fahrspur stadtauswärts 

Als Johann Heinrich Katz 1895 eine Schenkwirtschaft am Heerdenthorsteinweg 6* eröffnete, da hatte er seiner Meinung nach einen genialen Einfall: „Ich nenne es ‚Restaurant zur nassen Ecke.“ Die „nasse Ecke“ war damals eine Redensart. Sie bedeutete wohl soviel, dass sich bei einer Gesellschaft eine Gruppe Männer um das Bierfass versammelte und dem Bier zusprach. Da sagte man: Sie stehen in der nassen Ecke. Das hatten die Damen nicht so gerne, denn da standen meist die Tanzmuffel, taten sich am Biere gütlich und mussten anschließend wieder auf die Tanzfläche gezerrt werden.

Der Mensch denkt, aber der Kunde lenkt. Die Kunden dachten: „Wer steht oder geht schon gerne in eine nassen Ecke. Dort ist es sicher feucht und ungemütlich.“ Und so kam es, dass bereits 1896 Wilhelm Ludwig Max Günzler die Schenkwirtschaft, Restauration und Weinstube übernahm und sie bereits 1897 an Wilhelm Christian  Friedrich Hoffmann übergab. Der versucht es mit einer Werbepostkarte, die zeigen soll, wie schön doch sein Lokal sei. Es hilft nichts. 1906 geht es weiter mit Ehler Heinrich Diedrich Harries, der das Lokal bis 1910 führt. In den folgenden Jahren kommt es fast jährlich zu einem Pächterwechsel:

1911 Christian Heinrich Eduard Dietz

1912-1913 Ehefrau von Karl Josef Pfister

1914 Ehefrau von Heinrich Anton Brandt

1915 Otto Emil Karl Falke

1916 Ehefrau von Friedrich Wilhelm Bock Ehefrau

1917 Witwe von Hinrich Mahnken

1918-1919 Carl Claus Jacob Tiedemann

Das sieht alles nach einem  unrühmlichen Ende der Gaststätte aus. Vielleicht hätte man sie doch lieber „Zur gemütlichen Ecke“, taufen sollen? Möglicherweise wäre der Gaststätte dann ein längeres Leben und weniger Besitzerwechsel beschieden gewesen.

Im Zweiten Weltkrieg wurde das Haus Herdentorsteinweg 6 durch einem Bombentreffer zerstört. Heute ist das Grundstück durch den nach stadtauswärts führenden Straßenteil des Herdentorsteinwegs überbaut.

*ab 1904: Herdentorsteinweg 6

von Peter Strotmann

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