Stuckrelief mit dem Bremer Schlüssel und der Jahreszahl 1900 am Uhrenturm.
In dem dazugehörigen Gebäude befindet sich heute (2017) das Restaurant „Leos“.
Foto: Peter Strotmann

Die Alte Wache an der Ecke Parkallee 1/Außer der Schleifmühle 2: Im Jahr 1900 eröffnet, in den späten 1970ern eine Ruine

Die Zeiger der drei Uhren am Uhrenturm sind auf unterschiedlichen Ziffern stehen geblieben. Da sieht man gerne drüber hinweg, da das Gebäude an der Ecke Parkallee 1/Außer der Schleifmühle 2 ein richtiger Blickfang ist. Schweift der Blick an der Straßenseite des Uhrenturms hinunter, sieht man ein großes Stuckrelief mit dem Bremer Schlüssel und der Jahreszahl 1900.

Seit 2005 kann man in der unteren Etage des Gebäudes das Restaurant „Leos“ besuchen. Es hat im Haus bis zu 130 Sitzplätze, zusätzlich einen Raucherbereich. Die große Sonnenterrasse wird insbesondere bei der Übertragung von Fußballspielen gut besucht.

Doch das Gebäude hat ganz andere Zeiten erlebt.

Gebaut als Polizeiwache

An der Ecke Parkallee 1/Außer der Schleifmühle 2 entstand 1900 ein Polizeigebäude. Darin war die Polizeiwache des II. Polizei-Distrikts für die Östliche Vorstadt untergebracht. Im Bremer Adressbuch von 1910 ist zu lesen, innerhalb welcher Grenzen die Polizeibeamten zuständig waren: Fesenfeld (von der Humboldtstraße ab), Moltkestraße, Hollerallee, Parkallee und Bürgerpark, Schlachthofstraße, Findorffstraße, Breitenweg, Georgstraße, Contrescarpe bis Kohlhökerstraße.

Das Gebäude mit der Anschrift Schleifmühle 2 enthielt nicht nur die Wachstube und Arbeitsräume, sondern auch Arrestzellen. Vermutlich wurden dort vor allem Bremer Bürger zur Ausnüchterung untergebracht. Das Gebäude wurde beim 91. Luftangriff auf Bremen am 4. Juni 1942 zum Teil zerstört. Mit einem Notdach diente die Ruine noch bis Ende der 1950er Jahre als Polizeiwache.

Die „Alte Wache“ im Jahre 1977: eine Ruine.
Quelle: Staatsarchiv Bremen

Anfang der 1960er Jahre übernahmen einige Verwaltungsabteilungen der Stadtbibliothek das Gebäude. Diese zogen aber 1964 wieder aus und die Buchbinderei zog ein. Die ehemaligen Zellen wurden zu Materiallagerräumen umfunktioniert. 1978 zog die Stadtbibliothek endgültig aus. Das Gebäude war nicht mehr als Arbeitsstätte geeignet und verfiel zusehends.

Ein zweites Leben für die „Alte Wache“

Anfang November 1980 sind die Arbeiten schon weit fortgeschritten. Der Uhrenturm ist wieder instandgesetzt, das zweite Geschoss des linken Flügels ist wieder aufgebaut, das Dach wird gerade eingedeckt, der Innenausbau ist weit fortgeschritten.
Quelle: Staatsarchiv Bremen

Das Gebäude verfiel innen wie außen immer weiter zur Ruine. Trotzdem wollte man das Gebäude nicht aufgeben und es wieder instandsetzen. Es sollte von außen wieder genauso aussehen wie zur Eröffnung 1900. Die Kosten von 1,5 Millionen Mark trug größtenteils der Bund, Bremen musste einen Anteil von 300.000 Mark beisteuern. Als neuer Nutzer sollte nach Auf- und Umbau die Musikbibliothek einziehen, da in der Zentralbibliothek am Schüsselkorb nicht mehr genügend Platz war. Für den neuen Nutzer wurde das Gebäude innen vollkommen entkernt und eine neue Raumaufteilung geschaffen. Außen musste der Uhrenturm instandgesetzt werden, der linke Gebäudeflügel erhielt ein neues Stockwerk.

Als die Arbeiten Anfang 1981 abgeschlossen waren, zog dort auch sofort die Musikbibliothek ein. Doch man konnte sie nicht eröffnen, da es Streit zwischen dem Personalrat und der Bibliotheksleitung gab. Konkret drehte es sich um eine Halbtagskraft, die von der Zentral- in die Musikbibliothek wechseln sollte.

Die Musikbibliothek ist eingerichtet, kann aber wegen eines Streits zwischen Personalrat und Bibliotheksleitung nicht eröffnen. Sie wurde erst am 12. November 1981 eröffnet.
Quelle: Staatsarchiv Bremen

Dagegen erhob der Personalrat Einspruch, da sie dort eine „unüberbrückbare Lücke“ hinterlassen würde. Es kam zu Schlichtungsgesprächen, aber zu keiner Einigung. Deshalb musste der Senat mit einer eigenen Entscheidung durchgreifen. Somit konnte die Musikbibliothek nach fast einjähriger Zwangspause am 12. November 1981 endlich ihre Pforten öffnen. Später zog auch noch die Graphothek in die „Alte Wache“.

Das Ende und ein neuer Anfang

Die Stadtbibliothek wurde 1999 in einen Eigenbetrieb der Stadtgemeinde Bremen umgewandelt. Im Zuge von Einsparmaßnahmen entstand im ehemaligem Polizeigebäude am Wall eine neue Zentralbibliothek. Dorthin zog 2004 auch die Musikbibliothek und Graphothek. Die Stadt verkaufte das Gebäude Ecke Parkallee 1/Außer der Schleifmühle 2. Die neuen Eigentümer wandelten es 2004/05 im unteren Bereich in ein Restaurant mit dem Namen „Leos“um. Im ersten Geschoss zog ein Tanzstudio ein. 2010 wechselten die Inhaber im Restaurant „Leos“. Heute (2017) besteht das „Leos“ immer noch, wie auch es auch am Anfang dieses Berichtes bereits erwähnt wurde.

Die „Alte Wache“ heute:
von Außer der Schleifmühle aus gesehen.
Foto: Peter Strotmann

Nachsatz zur Grundstücksbezeichnung:

In den Bremer Adressbüchern sowie auf der Katasterkarte ist das Grundstück als „Außer der Schleifmühle 2“ eingetragen. Das Grundstück hat zwei Bezeichnungen. Die neuen Eigentümer haben die Adresse „Parkallee 1“ gewählt und auch ein entsprechendes Schild am Hauseingang angebracht. Nach dem amtlichen Straßenverzeichnis sind beide Straßen mit Hausnummern angegeben. Wobei Parkallee 1 zu Schwachhausen – Orsteil Barkhof, die Außer der Schleifmühle 2 zur Östlichen Vorstadt- Ortsteil Ostertor gehört. Frage: Ist das möglich?

vom Peter Strotmann 

Hübscher Anblick: die
Polizeiwache an der Schleifmühle auf einer
Ansichtskarte von 1904.
Quelle: Leihgabe Peters

Jung, aber mit viel Geschichte

50 Jahre
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50 Jahre sind seit der Gründung der Universität Bremen vergangen. Auf dem Weg von der vermeintlichen roten Kaderschmiede zur Exzellenzuniversität ist viel passiert: Wir haben den ersten sowie den aktuellen Rektor interviewt und mit Absolventen gesprochen – zu denen auch Bürgermeister Andreas Bovenschulte gehört. Zudem hat uns ein Architekt über den Campus begleitet. Das Magazin der Reihe WK | Geschichte gibt es ab 18. September in den ­Kundenzentren des WESER-­KURIER, im Buch- und Zeitschriftenhandel, online unter www.weser-kurier.de/shop und unter 0421 / 36 71 66 16.

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