Ein Blick in die Geschichte (49): Badespaß nur auf der anderen Weserseite
Im Sommer 1912 überkam es einen Fotografen, ein „schönes“ Foto an der Weser zu machen. Er spricht die Sonntagsspaziergänger an. Die kommen meist in Familienverbänden: Großeltern, Eltern und Kinder. Nun wirbt er solange um sein Vorhaben, bis er 18 Kinder zusammen hat.
Natürlich haben alle ihr bestes Sonntagszeug an. Das darf keinesfalls schmutzig werden. Die Jungen tragen sowieso kurze Hosen, die Mädchen knielange Kleider. „Dort ist eine seichte Stelle“, ermuntert er die Kinderschar. Die Kinder ziehen ihre Schuhe und Strümpfe aus und steigen ganz vorsichtig ins Wasser. Damit hatten sie heute nicht gerechnet.
Damit die schönen Kleider keinesfalls nass werden, haben die Mädchen ihre Röcke bis übers Knie hochgezogen. Sie sehen den Jungen zu, die wild im Wasser herumstapfen. Aber die Kinder stehen irgendwie steif und ängstlich im Wasser. So sehr sich der Fotograf und die Kinder auch bemühen: Es ist und bleibt ein gestelltes Bild.
Sieht man sich das Foto genauer an, dann sieht man den Kontrast. Im Vordergrund die bürgerliche Idylle der Kaiserzeit, doch auf der anderen Weserseite am Fuße der Wasserkunst, da brodelt das wahre Leben. Dort sehen wir auf ganzer Länge einen Sandstrand. Rechts: Die Menschen liegen am Strand, stehen am Wasser oder sind sogar ganz im Wasser. Mitte: Einige Jungen stehen auf dem Dach einer Hütte einer halb in der Weser versunkenen Holzkonstruktion. Mehr dazu im Bade-Lexikon von Peter Strotmann.