Das Rathaus im Schnee: Weihnachtsgrüße
aus Bremen.
Quelle: Peter Strotmann

Immer wieder Schneedecken: Weihnachten von 1900 bis 1946 als Postkartenmotiv 

Das Weihnachtsfest das wichtigste Fest der Christen im Kirchenjahr. An Weihnachten wird die Geburt Jesu Christi gefeiert. Obwohl es eigentlich ein christliches Fest ist, feiern mittlerweile auch Nichtchristen Weihnachten als Familienfest mit weihnachtlicher Dekoration, Tannenbaum und dem Austausch von Geschenken.

Weihnachten ist ein sehr gefühlsbetontes und emotionales Fest. Trotz alle Hektik der Weihnachtszeit möchte man die Tage mit seinen Lieben zusammen verbringen. Man wünscht allen Menschen, beruflich als auch privat, „Frohe Weihnachten“. Wer irgendwo „fern der Heimat“ ist, muss dann oft ein Tränchen verdrücken.

In diesem Betrag sollen die Bräuche zur Weihnachtszeit anhand von Glückwunschkarten, sonstigen Belegen und Begebenheiten der Jahre von etwa 1900 bis Ende 1945 aufgezeigt werden.

Martialisch: Weihnachtspostkarte von der Front nach Bremen (1914) mit
Kaiser Wilhelm II. im Medaillon.
Quelle: Peter Strotmann

Lieber Schnee als triste Umgebung

Kurz vor 1900 kam die Ansichtskarte, und damit auch die Glückwunschkarte, so richtig im Mode. Wahrscheinlich schrieb jeder jedem eine Karte, sei es zu den Ostern, Pfingsten oder Weihnachten, zu Geburtstagen oder zum Neuen Jahr, vom Urlaubsort oder eben, um jemanden zu benachrichtigen.

Zur Kriegsweihnacht 1940 sandten der Regierende Bürgermeister und sein Kreisleiter kameradschaftliche Grüße.
Quelle: Stadtteil-Archiv Bremen-Neustadt

Bei den Weihnachtspostkarten scheinen die Motive mit einer Schneelandschaft zu überwiegen. Das Motiv soll dem Adressaten das „Glück“ bringen, an Weihnachten statt der tristen Umgebung alles mit einer leichten Schneedecke überzogen zu erleben. Das kostet dem Absender nichts, ist aber eine schöne Vorstellung.

Früher war mehr Lametta. Das stimmt. Aber mehr Schnee war früher auch nicht als heute. Auch heute noch zeigen viele Weihnachtspostkarten eine mit Schnee überzogene Landschaft. Und die Meteorologen werden regelmäßig befragt, ob es denn in diesem Jahr weiße Weihnachten gäbe.

Kaiser Wilhelm II. lässt grüßen

Spätestens zur ersten Kriegsweihnacht 1914 verflog die zu Beginn des Krieges (Kriegsbeginn am 28. Juli 1914) aufgekommene Euphorie. Obwohl der Krieg nicht auf deutschem Boden stattfand, so waren insbesondere die Söhne und Ehemänner über Weihnachten nicht zu Hause. Doch die Zuversicht auf ein baldiges Ende des Krieges blieb. Es war ein Krieg für den Kaiser.

Besinnlich: Frohe Weihnacht und gute Wünsche zum Neuen Jahr 1944
Quelle: Helmut Mader/Private Leihgabe

Der Erste Weltkrieg ließ die alten Strukturen zerbrechen. Die Welt versank im Chaos. Die Bilanz des Krieges: 70 Millionen Menschen standen für 40 Nationen unter Waffen, 17 Millionen Menschen ließen ihr Leben. Davon hatte die Menschen 1916 schon eine düstere Vorahnung.

Die NS-Herren lassen grüßen

Der Erste Weltkrieg wird oft als Auftakt zum noch mörderischeren Zweiten Weltkrieg gesehen. An diesem Krieg waren direkt oder indirekt über 60 Staaten beteiligt, über 110 Millionen Menschen standen unter Waffen. Die Zahl der Kriegstoten betrug zwischen 60 und 70 Millionen.

Als die Herren Böhmcker und Blanke diese Weihnachtsgrußkarte 1940 unterzeichneten, war noch kaum Bomben auf Bremen gefallen (lesen Sie hier einen Beitrag zum ersten Bombenangriff im Mai 1940). Nach dem letzten Luftangriff, dem 173., am 24. April 1945 lag ein großer Teil Bremens in Schutt und Asche. Am 27. April 1945 wurde Bremen durch alliierte Streitkräfte besetzt.

Diese Weihnachtskarte ist vermutlich 1943 von Soldaten selbst gestaltet worden. In der oberen Hälfte der Karte sehen wir einen Soldaten, der vor einer vollkommen verwüsteten und abgebrannten Landschaft steht. Beim Anblick der Baumruinen denkt er wehmütig an blühende Landschaften zurück. In der unteren Hälfte der Karte sehen wir drei Soldaten. Diese sind in einem Raum, haben einen kleinen Tannenbaum aufgestellt und feiern Weihnachten.

„Take a Brake“ in Brake

Das Red Cross Girl (Frau vom amerikanischen Roten Kreuz) spielt auf einem Flügel.
Drei Soldaten hören ihrem Spiel zu. Der Raum ist weihnachtlich geschmückt.
Quelle: Bremen Port Command’s „GI Paradise“ Februar 1946.

Die Briten und Kanadier besetzten Bremen am 27. April 1945. Entsprechend der schon vor Kriegsende getroffenen Vereinbarung übernahmen die Amerikaner das Gebiet am 8. Mai 1945 und bauten eine Enklave auf. Zum An- und Abtransport von Personal und Material per Schiff brauchten sie unbedingt die Hafenanlagen in Bremen und Bremerhaven. Zudem wollten sie nach der NS-Herrschaft neue demokratische Strukturen aufbauen.

Das Ganze war langfristig geplant. Die ersten Monate griffen sie rigoros durch. Privatleute durften nicht fotografieren. Nur wenige Profifotografen erhielten eine Lizenz. Fast alles für die tägliche Versorgung war rationiert. Es gab Lebensmittelmarken… Der Druck von aktuellen Ansichts- und Glückwunschkarten gehörte nicht zu den dringenden Aktivitäten.

Deshalb sei von zwei anderen Aktivitäten zur Weihnachtszeit 1945 berichtet.

Um der Bevölkerung ein „Goodwill“ zu zeigen, wurde am 23. Dezember 1945 eine große Weihnachtsfeier auf dem Bremer Marktplatz abgehalten. Auf Anordnung der Militärregierung musste der Weser-Kurier am 24.Dezember 1945 einen ausführlichen Bericht erscheinen lassen.

Weihnachtsfeier auf dem Marktplatz

Der Artikel beginnt mit: Unübersehbar war die Menschenmenge, die sich um den brennenden Weihnachtsbaum auf dem Bremer Marktplatz versammelt hatte…

Großer Zulauf: Weihnachtsfeier auf dem Marktplatz am 24. Dezember 1945 auf dem Marktplatz.
Quelle: Edmund Schmidt/Staatsarchiv Bremen
PS.: Das Foto erschien nicht im Weser-Kurier

Die Amerikaner selbst richteten sich, wie sie selbst sagten, in der Enklave ein „GI Paradise“ ein. In diesem, von ihnen selbst geschaffenen, Soldaten-Paradies fehlte es an nichts. Die Versorgung mit Lebens- und Genussmitteln, sowie allem zum täglichen Leben, war ausreichend gut.

Doch auch bei ihnen kamen zur Weihnachtszeit die Gefühle und Emotionen hoch. In allen Camps und Clubs wurden Weihnachtsfeiern abgehalten. In der Broschüre – Bremen Port Command’s „GI Paradise“ – wird vom „TAKE – A – BRAKE“ CLUB in Brake berichtet. Der Name selbst ist eine Wortspielerei mit mit dem Ortsnamen Brake. Take a brake heißt zu gut deutsch: Mach mal eine Pause.

Auf einen Foto sehen wir, wie für die musikalische Begleitung der Weihnachtsfeier geprobt wird: Eine gut ausgebildete, nette Frau vom amerikanischen Roten Kreuz spielt auf einem Flügel Weihnachtslieder. Drei Soldaten hören im Spiel zu. Der Veranstaltungsraum ist mit einer Flagge, einem Tannenbaum und Tannengirlanden geschmückt. Das gibt den GIs richtige Heimatgefühle.

von Peter Strotmann

Der Roland im Lichterglanz: Weihnachtspostkarte von einem Bremer Lazarett nach Hannover, 1916.
Quelle: Peter Strotmann

Jung, aber mit viel Geschichte

50 Jahre
Universität Bremen

50 Jahre sind seit der Gründung der Universität Bremen vergangen. Auf dem Weg von der vermeintlichen roten Kaderschmiede zur Exzellenzuniversität ist viel passiert: Wir haben den ersten sowie den aktuellen Rektor interviewt und mit Absolventen gesprochen – zu denen auch Bürgermeister Andreas Bovenschulte gehört. Zudem hat uns ein Architekt über den Campus begleitet. Das Magazin der Reihe WK | Geschichte gibt es ab 18. September in den ­Kundenzentren des WESER-­KURIER, im Buch- und Zeitschriftenhandel, online unter www.weser-kurier.de/shop und unter 0421 / 36 71 66 16.

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