Bade-Lexikon: Der hölzerne Dampfer „Roland“ ( I) leistet gute Dienste

Die „Roland“ (I), 1839 von Hermann Heineken in Bremen gebaut, war ein hölzener Seitenrad-Dampfschlepper (Länge 39 Meter, Breite über die Radkästen 11,14 Metern) für die Oberweserschiffahrt. Da jedoch die Oberweser nicht genügend Wasser führte, wurde die „Roland“ damals auf der Unterweser eingesetzt. Erst vom Dezember 1839 bis zum Frühjahr 1840 konnte sie einige Schlepp- und Passagierfahrten von Bremen nach Hoya machen. Danach unterhielt sie auf der Unterweser die Fahrgastschifffahrt zwischen Bremen und Bremerhaven. Vom Jahr 1842 ist bekannt, dass das Dampfschiff 14.610 Passagiere beförderte.

Friedrich Engels hat im Juli 1841 eine Reise mit „Roland“ (I) von Bremen nach Bremerhaven und zurück angetreten und darüber einen Bericht angefertigt. Auf Bremen History haben wir diesen Bericht bereits am 7. und 20. Dezember 2016 veröffentlicht.

„Roland“ (I) von Bremen, 1839 gebaut, vor Bremerhaven:
Gemälde (Ausschnitt) von C.J. Fedeler, 1846
Um seinen hellbraunen Rumpf ist ein weißes Portenband gemalt, auf dem Radkasten ist der Schiffsname „Roland“ aufgemalt. Aus dem schräggestellten Schornstein raucht es kräftig. Die Aufbauten sind grün gestrichen. An Deck stehen Passagiere. Die Bremer Flagge flattert am Heck
Im Hintergrund sind das Fort Wilhelm und der Turm des optischen Telegraphen zu sehen.
Quelle: Die Dampfschiffahrt in Niedersachsen…, Hans Szymanski

Nach Umbau ist die „Roland“ (I) nicht mehr für das Fahrtgebiet geeignet

1845 bekam das Schiff neue Besitzer. Diese ließen in das Schiff eine neue, aus England gelieferte Dampfmaschine einbauen. Dadurch wurde das Eigengewicht des Schiffkörpers größer und das Schiff tauchte viel tiefer ein als erwartet. Deshalb konnte es nur bei höheren Wasserständen über die Untiefen der ziemlich verwahrlosten Weser ihren Dienst machen. Es stellte sich heraus, dass der Dampfer für das Fahrtgebiet nicht geeignet war, deshalb wurde er 1847 außer Betrieb gesetzt.

Eine eiserne „Roland“ (II) wird als Ersatz gebaut

Die seinerzeitigen Besitzer erteilten im Jahre 1848 der Bremer Werft C. Waltjen & Co. (später AG Weser) den Auftrag, einen nunmehr eisernen Dampfer mit geringerem Tiefgang zu bauen. Der neue, ebenfalls „Roland“ (II) genannte Raddampfer erhielt die Maschine und die Räder seines hölzernen Vorgängers. Die neue, eiserne „Roland“ (II) erfüllte alle Erwartungen. Zurück blieb die ausgeschlachtete, hölzerne „Roland“ (I).

Die ausgeschlachtete „Roland“ (I) wird zum Badeschiff

Der bremische Sandschiffer Christian Wilhelm Engelking erwarb 1849 den hölzernen Rumpf der „Roland“ (I). Mit Zustimmung des Bremer Senats baute er ihn zum  Badeschiff aus. Auch der Liegeplatz an der Großen Weser oberhalb der Großen Weserbrücke wurde ihm genehmigt.

Im Bremer Adressbuch von 1855 ist Engelking wie folgt eingetragen:

Christoph Wilhelm Engelking, Kaufmann, Besitzer des Badeschiffes

Holzstraße 7, Comptoir: Langenstraße 29

Was ist ein Badeschiff?

Dieses Badeschiff war ein schwimmendes Badehaus. Dort konnten sich die Menschen gegen eine Gebühr waschen. Das Wasser wurde aus der Weser geschöpft und erwärmt. Ein Bader führte die Aufsicht über die Körperpflege der Kunden. Die externen Badeeinrichtungen waren nötig, da es in den Wohnhäusern (fast) keine Bademöglichkeiten gab.

„Roland“ (I) hat ausgedient und es folgt die „Leymannsche Badeanstalt“

1864 übernahm der Sandschiffer J.H.J. Leymann das Badeschiff aus dem hölzernen Rumpf der „Roland“ (I) und ließ es abbrechen. Für den gleichen Liegeplatz entstand ein Neubau, die „Leymannsche Badeanstalt“.

Nachwort: Über die Geschichte des Dampfers „Roland“ (I) gibt es unterschiedliche Versionen. Unsere Version mag schiffshistorisch Mängel haben, könnte aber zusammenfassend für die Entwicklung des Schiffes vom Flussdampfer zum Badeschiff plausibel sein.

von Peter Strotmann

Vogelschau von Bremen, 1851, Lithographie
Eltzner (1816-1891):
Der rote Pfeil markiert den (vermuteten) Liegeplatz des Badeschiffes Roland (I).
Quelle: Schaffendes Bremen,1952

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