Vor 50 Jahren
Direktor Georg Teichmann von der Bremer Straßenbahn AG lüftete gestern vor Journalisten das Geheimnis des roten Kreises. Der blutfarbene Kringel mit der darüber hingelagerten liegenden Acht, der erstmals auf den Umschlagseiten der Taschenfahrpläne für den Winter 1971/72 auftauchte, ist das neue Firmenemblem des Nahverkehrsunternehmens. Sein Markenzeichen sozusagen. (WESER-KURIER, 21. Oktober 1971)
Hintergrund
Ganz selbstverständlich ist uns heute das Logo der Bremer Straßenbahn AG (BSAG), der rote Kreis mit dem diagonal durchlaufenden schwarzen Balken – es findet sich auf sämtlichen Bussen und Bahnen der BSAG. Doch ein solches Erkennungszeichen hat die BSAG keineswegs schon immer gehabt, auch wenn es Vorläufer bei der Großen Bremer Pferdebahn gab. Vor einem halben Jahrhundert feierte das neue Logo seinen Einstand. „Das sogenannte ‚Hühneraugenpflaster‘ wurde am 18. Oktober 1971 eingeführt und war quasi das erste eigenständige BSAG-Logo“, sagt Sprecher Andreas Holling.
Die Einführung just zu diesem Zeitpunkt war sicher kein Zufall, erholte sich die BSAG doch gerade damals von einer schweren Krise. Zehn Jahre lang waren die Fahrgastzahlen kontinuierlich zurückgegangen, die Straßenbahn an sich schien ein Auslaufmodell zu sein und wurde mancherorts auch tatsächlich abgeschafft. Nicht so in Bremen, 1971 konnte sich die BSAG erstmals wieder über einen Anstieg des Kundenaufkommens freuen.
Wie der WESER-KURIER damals zu berichten wusste, sollte das neue Logo auch Verwechslungen mit anderen Verkehrsträgern vorbeugen. „Wir haben häufig Beschwerden, weil unsere Busse angeblich einfach an den Haltestellen vorbeigefahren seien“, sagte BSAG-Chef Georg Teichmann. Aber was hatte es mit dem Design auf sich? Ganz einfach: Der rote Kreis sollte den Lebensraum der Stadt darstellen, die liegende Acht das ständige Fließen des Verkehrsangebots auch über die Stadtgrenzen hinaus.
Was Teichmann damals für sich behielt: So ganz originell war das Logo nicht, schon seit Beginn des Jahrhunderts diente ein roter Kreis mit Balken als Emblem der U-Bahn in London. Kreis und Balken waren ein globaler Trendsetter, auch die BSAG ließ sich mit einiger Sicherheit davon inspirieren.
Inzwischen gibt es das „Hühneraugenpflaster“ nicht mehr, laut Holling wurde das Logo in den 1990er-Jahren aktualisiert und gemeinsam mit dem neuen Corporate Design angepasst. Zeitgleich mit dem Start der damals neuen Niederflurbahnen, die jetzt ausgemustert werden. „Man löste die liegende Acht auf und reduzierte das Logo auf den Kreis (also die Stadt) und die sie durchquerenden Schienen (als Linien).“
Dieses Logo ist vor wenigen Jahren noch einmal leicht angepasst worden. „So laufen die Linien heute über dem Kreis und sind besser sichtbar“, sagt Holling. Auch die Kontur der Linien sei grader und nicht mehr ganz so geschwungen wie in den 1990-ern.