Fritz Schumacher legte 1904 Gegenentwurf für Bismarck-Denkmal vor
Der ehemalige Reichskanzler Otto von Bismarck starb im Jahre 1898. Unmittelbar nach seinem Tode kam in Bremen der Plan auf, ihn mit einem Denkmal zu ehren. Nicht nur Art des Denkmals, sondern auch der Standort wurde lebhaft diskutiert. Das war seinerzeit nicht anders, als es heutzutage gelegentlich ist.
Auch hier trat Franz Schütte als Initiator auf, gründete und leitete eine Kommission zur Aufstellung eines Bismarck-Denkmals. Für künstlerische Aspekte stand ihm Gustav Pauli, Direktor der Kunsthalle, zur Seite. Man befand drei Aufstellungsorte für geeignet: die Wallanlagen, die Südseite des Domshofs und die Nordwestecke des Doms. Der Entwurf des Bildhauers Adolf von Hildebrand wurde favorisiert.
Trotzdem sah der in Bremen geborene Architekt Fritz Schumacher (1869 bis 1947) noch seine Chance. Um seinen Entwurf nicht umsonst gemacht zu haben, ließ er ihn in der Deutschen Bauzeitung vom 3. Februar 1904 veröffentlichen. Schumacher verwarf alle angedachten Standorte und wählte eine neue Form des Denkmals.
Fritz Schumacher macht einen Gegenentwurf
Schumacher befand die Standorte A und D als völlig ungeeignet. Dort wären es nur ein „Steh-im-Wege“. Auch eine Aufstellung in den Wallanlagen schloss er aus. Sein Vorschlag ging dahin, ein Denkmal an der bisher völlig unbeachteten Turm-Nordseite der Liebfrauenkirche zu setzen, Standort B. Als weitere Begründung führte er unter anderem an, dass vor kurzem ein Durchbruch (markiert mit C) von der Sögestraße zu Unser Lieben Frauen Kirchhof geschaffen wurde. Ein dort gehender Besucher hätte das Bismarck-Denkmal sofort im Blick. Der Platz würde damit ungemein aufgewertet.
Wie soll das Bismarck-Denkmal selbst aussehen?
Fritz Schumacher schreibt in dem Artikel der Deutschen Bauzeitung, dass er nur eine flüchtige Entwurfs-Skizze für das Bismarck-Denkmal angefertigt hätte. Zum zu schaffenden Denkmal führt er unter anderem aus, dass es über die Persönlichkeit des Dargestellten hinaus ein Symbol für den patriotischen Gedanken schlechthin sein solle. Es sei sehr wichtig, dass schon die Form des Denkmals sich unterscheidet vom üblichen Denkmaltypus. Es scheint ferner wichtig, dass es verwächst mit einem Stück historischen Hintergrundes und dadurch von vornherein an Feierlichkeit zunimmt.
Kurz gesagt: Es müsste ein ganz besonderes Denkmal werden.
Der Entwurf von Fritz Schumacher kam zu spät
Das Bismarck-Denkmal an den Turm der Liebfrauenkirche zu setzen, das war keine schlechte Idee. Doch die Herren der Denkmal-Kommission hatte sich zum Zeitpunkt der Veröffentlichung schon entschieden. Vorerst wurde für den Standort A ein Hilfsmodell angefertigt, um die Wirkung eines dort ausgestellten Denkmals zu bewerten.
Man entschied sich tatsächlich für die Nordwestecke des Doms, Standort A. Der Bildhauer Adolf von Hildebrand erhielt den Auftrag. Erst 1910 war das Bismarck-Denkmal fertig und wurde im gleichen Jahr enthüllt. Damit erhielt Bremen das einzige Monument in deutschen Landen, das Bismarck mit einem Reiterdenkmal ehrt. Doch Fritz Schumacher ist dabei leer ausgegangen.
So ganz unberücksichtigt blieb seine Anregung aber doch nicht. Auf seinen und Hildebrands Vorschlag wurde gleich um die Ecke an der Frontseite des Turms der Liebfrauenkirche 1909 ebenfalls als Reiterstandbild das Moltke-Denkmal zur Erinnerung an Generalfeldmarschall Helmuth von Moltke angebracht, den Chef des Generalstabs im Deutsch-französischen Krieg von 1870/71.
Wer war Fritz Schumacher?
Fritz Schumacher wurde im Jahre 1869 in Bremen geboren. Er besuchte das Alte Gymnasium und studierte in München Architektur. Seine ersten beruflichen Stationen waren in München, Leipzig und Dresden. 1908 nahm es eine Berufung in Hamburg an und wirkte dort in seinem weiterem Berufsleben. Fritz Schumacher starb im Jahre 1947 in Hamburg.
Für sein Wirken für Bremen sind drei Projekte bekannt:
- Er bewarb sich 1908/1909 für den Bau des Neuen Rathauses
- 1908 gestaltete er das Franzius-Denkmal an der Weserbrücke
- 1925 bis 1930 arbeitete mit an der Stadt- und Landesplanung. Dabei soll er einen Straßendurchbruch am Bischofstor verhindert haben.
von Peter Strotmann