Vor 50 Jahren: im März 1967 gastierten die Rolling Stones in der Stadthalle
Schon Tage bevor die Rolling Stones am 29. März 1967 nach Bremen kamen, war man in der Presse auf Krawall gebürstet. Randalierende Musikfans in der Stadthalle, das war die Schreckensvision vor 50 Jahren. „Beat-Gastspiel zieht auswärtige Gammler an“, warnte der Weser-Kurier, als sich an den einschlägigen Treffpunkten der „jugendlichen Herumtreiber“ neue Gesichter zeigten. Da hatte der Stadthallen-Direktor Hans Claussen alle Hände voll zu tun, um die grassierenden Befürchtungen zu zerstreuen. Es seien alle nur denkbaren Sicherheitsvorkehrungen getroffen worden, versicherte er. Keiner habe etwas zu befürchten, er vertraue „auf die gute Erziehung der Bremer Jugend“.
Vom Aufritt der englischen Superstars erhoffte sich die Veranstalter ein volles Haus. Immerhin war es das Auftaktkonzert ihrer erst zweiten Deutschland-Tournee nach 1965. Mit insgesamt 15.000 Besuchern rechnete Claussen, aus West-Berlin sollten Sonderbusse die Stones-Fans an den Ort des Geschehens karren. Aus Angst vor Ausschreitungen geizte man im Vorfeld mit Details zum Stones-Gastspiel. Nicht nur der Ankunftstermin wurde geheim gehalten, auch den Namen des gastgebenden Hotels wollte man nicht ausplaudern. Immerhin verriet man das Transportmittel, mit einer „normalen Linienmaschine“ werde die Band in Bremen eintreffen.
Die Stones in den Fußstapfen der Beatles
Doch womöglich waren das ganz bewusste Fehlinformationen. Kamen die Stones doch nicht etwa mit dem Flugzeug, sondern über die Autobahn mit „mehreren großen amerikanischen Wagen“, wie es später hieß. Und an eine Übernachtung in Bremen hatte wohl nie jemand gedacht, in Wahrheit logierte die Band auf halbem Wege zwischen Hamburg und Lübeck im Schloss Tremsbüttel. Einer Luxusherberge, in der sich im Jahr zuvor schon die Beatles bei ihrer ersten und einzigen Deutschland-Tour einquartiert hatten.
Geplant waren zwei Mini-Konzerte von jeweils 20 bis 30 Minuten Länge, einmal um 17.30 Uhr, dann um 20.30 Uhr. Doch die Resonanz blieb weit hinter den Erwartungen zurück, statt der erwarteten 15.000 kamen nur 8000 Besucher. Ernüchternd auch die Pressekonferenz vor 200 Journalisten, bei der sich die Musikgrößen ausgesprochen maulfaul gaben.
Heute bei einem Rockkonzert kaum noch vorstellbar, hatten die Besucher damals auf Stühlen Platz zu nehmen. Riss es den einen oder anderen doch Mal aus seinem Sitz, war sofort ein Ordner zur Stelle, „um die Beatbegeisterung abzukühlen“. Irgendwie nicht gerade optimale Voraussetzungen, um so richtig mit der Musik mitzugehen. Aber wer weiß, vielleicht erlebten die Musikfans das Stones-Gastspiel ganz anders. Wer Erinnerungen oder Fotos beisteuern kann, meldet sich bei Frank Hethey unter frank.hethey@bremen-history.com.
von Frank Hethey