Ein Blick in die Geschichte (212): Kino in Walle ging 1957 in Betrieb
„Decla-Lichtspiele“, „Europapalast“, „Kurbel“ oder „Regina“: Wenn heutzutage der Name ehemaliger Bremer Kinos fällt, geraten Filmliebhaber ins Schwärmen. Auch heute noch sind viele besonders vom „Regina Filmtheater“ angetan, das 1957 in der Landwehrstraße in Walle seine Türen öffnete.
Schon die Architektur war ein Novum für das damalige Bremen. Das Dach in Parabelform wurde von kegelförmigen Stützen getragen. Als besonderen Schmuck erhielten einige Bauteile des Kino-Neubaus in Walle, wie beispielsweise der Eingang, einen Mosaikbelag. Verantwortlich dafür waren die Architekten Wilhelm Wortmann und Erik Schott. Schott zeichnete sich seinerzeit unter anderem auch für den Wiederaufbau des Essighauses an der Langenstraße, den Bau des Hauses Seefahrt oder der Bremer Tabakbörse verantwortlich.
Das Herzstück im „Regina“ war die 60 Quadratmeter große Leinwand, auf der nach der Eröffnung am 23. August 1957 zunächst keine aktuellen Filme gezeigt wurden. Mit der Heimatfilmkomödie „Vier Mädels aus der Wachau“ mit Hans Moser und den Kessler-Zwillingen in den Hauptrollen, wurde das Kino eröffnet.
Das „Regina“ startete mit drei Tagesvorstellungen als sogenanntes Nachspielkino. Seit den 1920er-Jahren war es üblich, Filme zunächst in palastartigen Premierenkinos zu zeigen und erst danach weniger prunkhaft ausgestattete Säle zu beliefern. 710 Plätze standen den Besuchern für ihr Filmvergnügen im „Regina“ zur Verfügung.
Als in den 1960er-Jahren aus den USA das Kinosterben auch nach Deutschland kam und Kinos wie die „Kurbel“ schließen mussten, reagierten die Betreiber mit einem Umbau des Filmtheaters. Als neuntes Haus bundesweit wurde das „Regina“ in ein Cinerama-Kino umgebaut. Das bedeutete eine überdimensionale, leicht gebogene Bildfläche, drei Projektoren und ein Ton, der über acht Kanäle auf die Zuschauer einwirkte. Die neue Leinwand umfasste nun 160 Quadratmeter und bestand aus 1700 Plastikstreifen. Für den Umbau verringerten die Betreiber sogar eigens die Platzzahl auf 566.
Mit dem Aufkommen der ersten Kino-Center Ende der 1970er-Jahre war auch das Ende des „Regina Filmtheaters“ besiegelt. Am 22. April 1983 schloss das Kino.