Markante Altbauten: das Polizeirevier an der Schwachhauser Heerstraße 199 (1935 bis 1989)
Am 21. März 1935 bezog das 13. Polizeirevier der Schutzpolizei, auch kurz Schupo genannt, den Neubau auf dem bisher unbebauten Grundstück an der Schwachhauser Heerstraße 199/Ecke Kirchbachstraße. Damit wurde die Polizeiwache an der Parkallee 160 zur Revierzweigstelle herabgestuft.
Diese Polizeireviere unterstanden nach dem Bremer Polizeigesetz von 1938 einem Polizeipräsidenten. Ihr erster Präsident war (bis 1941) SS-Oberführer Kurt Ludwig (1902 bis 1989). Er bekam die Aufgaben der bisherigen Polizeidirektion übertragen. Polizeioberst Johannes Schroers (1885 bis 1960) wurde Kommandeur der Schutzpolizei.
Verhängnisvolle Personalpolitik
Nach dem Weggang von Kurt Ludwig wurde Schroers 1941 neuer Polizeipräsident. Die Schutzpolizei hatte zu der Zeit 400 Mann; hinzu kamen 315 Mann Polizeireserve, 3.200 Mann Luftschutzpolizei, 1.780 Mann Stadtwacht, 710 Mann Werksschutz, 210 Mann Feuerschutzpolizei und 850 Mann der Freiwilligen Feuerwehren.
Während der der NS-Zeit erledigte die Polizei größtenteils die nicht-politischen Aufgaben, die zur Sicherheit und Ordnung eines Staatswesens üblich sind. Doch in der Personalpolitik war die Politisierung verhängnisvoll. Das soll an den beiden Protagonisten Ludwig und Schroers dargestellt werden.
- Kurt (auch Curt) Ludwig kam nicht aus dem Polizeidienst, sondern hatte in der SS Karriere gemacht. Er wurde vom Reichsführer SS und Chef der Polizei im Reichsinnenministerium, Heinrich Himmler, eingesetzt. Ludwig war ein primitiver Mensch, der die Verwaltungsarbeit verabscheute, keine Organisation aufbauen und leiten konnte.
- Johannes Schroers war altgedienter Polizeioffizier, als er 1938 in Alter von 53 Jahren nach Bremen kam. Aber er war ein unbequemer Mann. Wenn ihm jemand dreinredete, von welcher Seite auch immer, gab es Krach. Er forderte absoluten Gehorsam. Keine bremische Behörde konnte ihm Grenzen setzen, sondern praktisch nur noch die Höheren SS und Polizeiführer im Wehrkreis X in Hamburg.
Im Zweiten Weltkrieg stellte man rechts und links in den Rabatten je einen Blindgänger als Trophäe auf. Doch es gab auch Bomben, die beim Aufprall zündeten: Am 16. Dezember 1943 (121. Luftangriff) explodierten 19 Sprengbomben in allernächster Nähe der Polizeiwache an der Schwachhauser Heerstraße 199 und beschädigten das Gebäude erheblich.
Wieder instand gesetzt, diente es noch bis 1989 als Polizeirevier. Danach wurde es abgerissen und machte Platz für den Neubau einer Filiale der Deutschen Bank.
Über dem Türsturz war ein Relief mit zwei nackten, männlichen Figuren des Bremer Bildhauers Herbert Kubica (1906 bis 1972) angebracht. Leider ist es auf keinem der Fotos gut oder vollständig zu sehen. 1989, beim Abbruch des Gebäudes, wurde ein Teilstück des Reliefs aus dem Schutt geborgen. Es steht jetzt in einem Garten in Hellwege, einem Wümme-Dorf im Landkreis Rotenburg.
von Peter Strotmann