Ein Blick in die Geschichte (99): Für eine kurze Zeitspanne gab es die Große Weserbrücke in doppelter Ausführung

Zwei Weserbrücken direkt nebeneinander – dieser Anblick bot sich den Bremern nur eine relativ kurze Zeitspanne. Aufgenommen wurde dieses Foto im Spätsommer 1961 vom obersten Deck des neuen Parkhauses an der Baumwollbörse. Damals rollte der Verkehr schon ein gutes halbes Jahr über die neue Weserbrücke. Am 22. Dezember 1960 war die hochmoderne Stahlbetonkonstruktion nach knapp zweieinhalbjähriger Bauzeit feierlich eingeweiht worden. In den florierenden Nachkriegsjahren ein absolutes Muss, weil der zunehmende Verkehr anders nicht mehr zu bewältigen war.

Zum Gesamtprojekt gehörte die sogenannte Ostumgehung der Innenstadt, also die Verlegung des Straßenbahn- und Kraftfahrzeugverkehrs vom Marktplatz in die Balgebrückstraße. Zur Erinnerung: Bis dahin quälten sich die Verkehrsströme noch durch die Wachtstraße ins Zentrum, damit sollte nun Schluss sein.

Mit dem Abriss der beiden Vorgängerbrücken rund 40 Meter flussabwärts wartete man freilich noch bis zum Anbruch der warmen Jahreszeit. Zuerst ging es im Juni 1961 der St. Pauli-Brücke über die Kleine Weser an den Kragen. Nachdem die eiserne Bogenbrücke von 1903 abgetragen war, rückte man am 29. Juli 1961 auch der alten Großen Weserbrücke zu Leibe. Als dieser Schnappschuss entstand, war einer der beiden Tragtürme schon entfernt worden, der andere kam kurz danach an die Reihe.

Ein trauriges Ende für eine Brücke, die wegen ihrer charakteristischen Silhouette schon bald nach ihrer Fertigstellung 1895 den Status eines Wahrzeichens erlangt hatte.

Dass sie überhaupt abgerissen wurde, bedauern heute zahlreiche Menschen – als Fußgänger- und Fahrradbrücke wäre die Große Weserbrücke eine schöne Erinnerung an alte Zeiten gewesen.

Die neue Weserquerung besteht eigentlich wie ehedem aus zwei Brücken, wird aber einheitlich als Wilhelm-Kaisen-Brücke bezeichnet. Allerdings erst seit Januar 1980 als Hommage an den kurz zuvor verstorbenen langjährigen Bürgermeister. Ob diese Namensgebung in seinem Sinne gewesen wäre, darf indessen bezweifelt werden. Hatte Kaisen selbst bei der Einweihung der Brücke doch größten Wert darauf gelegt, dass sie wiederum Große Weserbrücke heißen solle – wie schon die beiden Vorgängerbrücken von 1841 und 1895.

Grosse Weserbruecke 1961

 

Von Anbiet bis Zuckerklatsche

„Erst der Hafen, dann ist die Stadt“

Im Magazin „Erst der Hafen, dann ist die Stadt“ über Bremen und seine Häfen gehen wir in vielen historischen Bildern auf Zeitreise durch die maritime Vergangenheit unserer Hansestadt. Wie entwickelten sich die Häfen in Bremen vom Mittelalter bis heute? Wie sah die Arbeit zwischen Ladeluke, Kaje und Schuppen aus? Was hatte es mit den Anbiethallen auf sich? Und wie veränderte die Containerschifffahrt die Häfen? Wir blicken auf die Gründung der Freihäfen um 1900 und den Strukturwandel rund 100 Jahre später. Wir erzählen von Schmugglern und Zöllnern, von Bremens großen Werften sowie Abenteuern, Sex und Alkohol an der Küste – dem Rotlichtviertel am Hafen.

Jetzt bestellen