Über die Gefahrenlage waren sich die Behörden schon vor dem Einsturz des Ansgarii-Kirchturms im Klaren: Diese im Juli 1944 angefertigte Architektenskizze zeigte en detail die Risse im Gemäuer auf. Bildvorlage: Landesamt für Denkmalpflege Bremen

Über die Gefahrenlage waren sich die Behörden schon vor dem Einsturz des Ansgarii-Kirchturms im Klaren: Diese im Juli 1944 angefertigte Architektenskizze zeigte en detail die Risse im Gemäuer auf.
Bildvorlage: Landesamt für Denkmalpflege Bremen

Behörden ließen kurz vorm Turm-Einsturz den Zustand des Gemäuers dokumentieren

Der Beitrag über den Einsturz des St. Ansgarii-Kirchturms am 1. September 1944 hat Bremen History-Leser Rainer Hauke Heuer keine Ruhe gelassen. Schon länger interessiert er sich für den mittelalterlichen Turmbau, der einst ein charakteristischer Bestandteil der Silhouette Bremens war. „Dieses Bauwerk ist einfach ein großer Verlust für das Quartier, die Altstadt und die ‚Skyline’“, sagt er.

Darum sein Forscherdrang: Er habe nach allem Möglichen über St. Ansgarii gesucht und suche noch immer. Fündig geworden ist er schon, und zwar im Landesamt für Denkmalpflege. Dort stieß Heuer auf zahlreiche Zeichnungen des maroden Gemäuers. Angefertigt hat sie Architekt Hans Haering im Juli 1944 im Auftrag der zuständigen Behörde.

Beeindruckend ist insbesondere der mit größter Sorgfalt angefertigte Querschnitt des einsturzgefährdeten Kirchturms. Laut Amt für Denkmalpflege liegt das Original als kolorierte Pause vor. Bis ins kleinste Detail ist da zu sehen, wo genau die tiefen Risse im Mauerwerk verliefen. Eine Bestandsaufnahme, die gleichzeitig ein Weckruf zur Rettung des Wahrzeichens gewesen sein dürfte.

Fast wie durch ein Wunder war die Kirche in den frühen Kriegsjahren verschont geblieben. Zu einem Zeitpunkt, als im Stadtgebiet schon beträchtliche Bombenschäden zu verzeichnen waren, stand der Sakralbau noch immer weitgehend unbeschadet da. Erst eine Sprengbombe, die im Dezember 1943 direkt neben dem Fundament einschlug, brachte das mittelalterliche Bauwerk ins Wanken.

Aufnahmen dokumentieren Schäden

Einen plastischen Eindruck von den Schäden vermittelt auch die Fotodokumentation der Kriegsschäden im Bremer Staatsarchiv. Da sind einmal Sprünge im kleinen Kirchensaal und in der Decke des Gewölbes zu sehen, dann tiefe Risse an der Wendeltreppe im Turm. Es brauchte keinen Experten um zu erkennen, dass es nicht gut stand um die Ansgarii-Kirche.

Freilich kamen alle Bemühungen zu spät, noch ehe das vorgesehene Stützbalkenkorsett eingebaut werden konnte, kollabierte der Kirchturm ohne unmittelbare äußere Einwirkung am 1. September 1944. Wenn sich dieses Ereignis schon nicht rückgängig machen lässt, so will Heuer den Ansgarii-Turm wenigstens virtuell wieder auferstehen lassen. Dafür sucht er insbesondere noch nach Farbaufnahmen der Kirche und Filmausschnitten.

Wer weiß, vielleicht verschafft ihm die neuerliche Aufmerksamkeit für das Bauwerk einen unverhofften Durchbruch. Bremen History drückt die Daumen.

Siehe auch:
„Eine offene Wunde im Stadtbild.“ Verein will sich für Wiederaufbau der Ansgarii-Kirche einsetzen

Titel Verbrechen Magazin

Verbechen in Bremen und der Region

Giftmischer, Bombenleger, Messerstecher

16 Kriminalfälle vom Pferderipper über den Bunkermord, Adelina und die immer noch vermisste Jutta Fuchs bis zu einem mysteriösen Vergiftungsfall sind in unserem neuen Magazin WK|Geschichte-Extra „Verbrechen in Bremen und der Region“ aufgearbeitet. Außerdem kommen eine Bremer Krimibuchautorin und ein Phantomzeichner zu Wort.

Jetzt bestellen