Die Kapff-Villa (1863 bis 1968)
Als das „reizvollste aller bremischen Landhäuser“ galt einst die Villa der Aline von Kapff an der Schwachhauser Heerstraße 14, später 62. Der Kaufmann Heinrich Rüppel hatte sich den monumentalen Prachtbau 1863 im Stil der Tudorgotik errichten lassen. Die Rüppelsche Villa war gewissermaßen der Trendsetter für den Bau einer ganzen Reihe weiterer Landhäuser an der Schwachhauser Heerstraße (damals noch Chaussee). Das ländlich geprägte Schwachhausen entwickelte damals eine starke Anziehungskraft auf vermögende Bauherren, die ihre Aktivitäten mit Ausweitung der Stadt immer weiter Richtung Horn verlagerten.
Bereits 1865 erwarb der Weinhändler Johann Wilhelm André von Kapff die Villa und nutzte sie als Sommersitz. Nach seinem Tod 1875 erbte seine Tochter Aline das Gebäude und ließ es nach eigenen Plänen umbauen.
Die zeitlebens ledige Aline von Kapff hat sich als Malerin, Kunstkennerin und Mäzenin einen Namen gemacht. Ihre Villa wurde schon bald ein gesellschaftlicher Mittelpunkt, im Kreis der „Goldenen Wolke“ scharten sich viele jüngere Verehrer als „Wolkenkinder“ um die geliebte „Tante Aline“. Erst als die Inflation von 1923 ihr Vermögen aufzehrte, wechselte sie in ein bescheideneres Nachbarhaus. Aline von Kapff starb im März 1936 im Alter von 93 Jahren.
Im Zweiten Weltkrieg diente die Kapff-Villa als Offiziersheim. Erst in den Nachkriegsjahren begann die Nutzung als Schulgebäude. Vorausgegangen war im Oktober 1944 die Zerstörung der Kippenberg-Schule am Wall, einer 1859 gegründeten höheren Mädchenschule. Provisorisch kamen die Schülerinnen in der Schule an der Hermann-Böse-Straße unter, gemeinsam mit der ebenfalls ausgebombten Vietor-Schule erfolgte in den Jahren 1953 und 1956 der Umzug in die benachbarten Villen von Kapff und Biermann (auch Haus Blumeneck, jetzt Vietor-Haus) an der Schwachhauser Heerstraße
Auf dem weitläufigen Gelände entstanden ab 1956 in mehreren Bauabschnitten neue Schulgebäude, darunter das heutige Haus 3 und die Turnhalle (1957) sowie ein Trakt mit Musik- , Kunst- und Werkräumen (1968). Damit schlug das letzte Stündlein der Kapffschen Villa, an deren Stelle 1968 der Zentralbereich geschaffen wurde. Erst 1971 ging aus der reinen Mädchenschule ein gemischtes Gymnasium hervor.
von Frank Hethey