Vorhang auf für eine neue Bühne: das „Schauspielhaus“ 1910. Quelle: Stadtteil-Archiv Bremen-Neustadt

Vorhang auf für eine neue Bühne: das „Schauspielhaus“ 1910.
Quelle: Stadtteil-Archiv Bremen-Neustadt

Kino-Serie: „Modernes“ in der Neustadt – bewegte Bilder seit 1919 

1902 wurde in der Neustadt eine Tonhalle erbaut. Das Grundstück ging von der Großen Johannisstraße zum Neustadtswall. Die Tonhalle hatte einen großen Tanzsaal, zwei kleine Konzertsäle, einen Speisesaal und ein Restaurant. Es gab übrigens noch weitere Tonhallen, und zwar an der Kleinen Helle und an der Gerhard-Rohlfs-Straße in Vegesack. Was war eine Tonhalle? Es war ein Veranstaltungshaus, in dem nicht nur Musik gemacht wurde, sondern wo man auch tanzen und feiern konnte.

Das Schauspielhaus

Bremen hatte auch ein Stadttheater. Das lag auf dem Wall am Bischofstor. Dort wurde die Stücke der „großen“ Dichter und Opern aufgeführt. Das war unterm Strich eine stocksteife Angelegenheit.

Das erkannten auch Eduard Ichon und Johannes Wiegand, erwarben 1910 die Tonhalle und ließen sie zu einem Schauspielhaus umbauen. Bronzene Buchstaben bildeten über den vier Säulen das Wort „ Schauspielhaus“ und im Giebel stand das Leitwort „Im Spiel das Leben“. Das konnte wohl bedeuten, dass das „Spiel“ im Vordergrund stand und die Schauspieler es mit Leben ausfüllten. Die Eröffnung war am 13. August 1910. Vor allem die „modernen“ Stücke kamen beim Publikum gut an.

Nach dem 103. Luftangriff stehen nur noch ein paar aufragende Mauern mit leeren Tür- und Fensterhöhlen. Quelle: Staatsarchiv Bremen

Nach dem 103. Luftangriff stehen nur noch ein paar aufragende Mauern mit leeren Tür- und Fensterhöhlen.
Quelle: Staatsarchiv Bremen

Frohsinn und Heimatmelodien: Anzeige im Weser-Kurier vom 28. Oktober 1952. Quelle: Archiv des Weser-Kuriers

Frohsinn und Heimatmelodien: Anzeige im Weser-Kurier vom 28. Oktober 1952.
Quelle: Archiv des Weser-Kuriers

Schon bald kam der Wunsch auf , auch nahe am Zentrum ein Schauspielhaus zu bespielen. Schon drei Jahre später, und zwar am 13. August 1913, wurde der Bau im klassischen Stil im Ostertor, am späteren Goetheplatz, mit einer Premiere eingeweiht.

Im alten Neustädter Schauspielhaus wurde noch bis 1917 weitergespielt und dann geschlossen. Nach einem Umbau wurde der Betrieb als Stummfilm-Kino unter dem Namen „Modernes Theater“ 1919 wieder eröffnet. Ende der 1920er stellte das Kino auf den Tonfilm um. Beim 103. Luftangriff auf Bremen am 14. September 1942 wurde das Kino durch Sprengbomben schwer verwüstet.

Wiederauferstanden aus Ruinen

Als das „Moderne Theater“ in Schutt und Asche fiel, lief gerade der Film „Schabernack“. Doch aus Resten wieder ein Kino zu machen, hat viel Arbeit gekostet. Und es wurde wirklich ganz modern: Für die bessere Durchlüftung vor allem im Sommer hatte die Saaldecke im Zuschauerraum ein Schiebedach. Diese war kreisförmig mit einem Durchmesser von acht Metern und ließ sich motorbetrieben öffnen. Das war zu der Zeit einmalig in Deutschland.

Auf der Sexwelle: Filmanzeige vom 15. April 1983. Quelle: Archiv des Weser-Kuriers

Auf der Sexwelle: Filmanzeige vom 15. April 1983.
Quelle: Archiv des Weser-Kuriers

Die Fassade vom alten Schauspielhaus wurde vollkommen umgestaltet, es gab jetzt einen Mitteleingang statt der beiden Seiteneingänge. Das Kino hatte Platz für 730 Personen, hinter der Leinwand lag eine sechs Meter tiefe Bühne für Varieté- und Kabarettveranstaltungen. Ein Orchesterraum war auch vorhanden. Damit hatten die Eigentümer Luedtke & Heiligers, die das Kino seit 1919 besaßen, ein neues Konzept verwirklicht.

Zur Premiere am 24. Oktober 1952 lief der Film „Einmal am Rhein“ mit Paul Henckels, Maria Paudler sowie Beppo Brehm.

Ganz langsam ging’s bergab

Modernes Theater im April 1980: Die Fassade macht einen heruntergekommenen Eindruck. Quelle: Staatsarchiv Bremen

Modernes Theater im April 1980: Die Fassade macht einen heruntergekommenen Eindruck.
Quelle: Staatsarchiv Bremen

Modernes Theater im März 1981: Nur der obere Teil der Fassade wurde ein wenig „aufgefrischt“. Quelle: Staatsarchiv Bremen

Modernes Theater im März 1981: Nur der obere Teil der Fassade wurde ein wenig „aufgefrischt“.
Quelle: Staatsarchiv Bremen

Das schleichende Kinosterben machte indes auch vor dem Modernen Theater nicht halt. Zwischenzeitliche Pläne, das Grundstück mit einer Wohnanlage zu bebauen, verflüchtigten sich. Als Ausweg sprangen die Kinobetreiber 1976 auf die Sexfilmwelle auf. Das Kino hieß später PAM* im Modernen Theater. Es herrschte strengstes Jugendverbot. Sonntags war Pärchentag. Damen hatten in Herrenbegleitung freien Eintritt. Das endete um 1985.

Aus dem Modernen Theater wird das „Modernes“

1986 übernahmen neue Pächter das heruntergekommene Gebäude. Nach umfangreichen Umbauarbeiten kam der Start für das „Modernes“. Im November 1986 öffnete sich die runde Dachöffnung in der Saaldecke nach langer Zeit zum ersten Male. Wieder war das Publikum begeistert.

Der aktuelle Look: das Kino im Jahr 2016. Foto: Peter Strotmann

Der aktuelle Look: das Kino im Jahr 2016.
Foto: Peter Strotmann

Das Veranstaltungshaus „Modernes“ bietet bis heute ein vielseitiges Programm mit Kino, Konzerten, Theater und Tanz.

*PAM war die Abkürzung für Pub and Movies. Und zwar mussten diese Kinos, um Sexfilme zeigen zu dürfen, ab 1974 den größten Teil ihres Umsatzes aus etwas anderem als durch Pornofilme erzielen. Deshalb meldeten die Betreiber die Pornokinos als Schankbetriebe an und führten für die Zuschauer einen Mindestverzehr ein. In der Umgangssprache hieß PAM auch scherzhaft: Papa auf Mama.

von Peter Strotmann

„Modernes Theater“ 1972: Die alte Fassade ist vollkommen umgestaltet. Auf der Anzeigetafel steht in Blockbuchstaben: Das heutige Programm ersehen sie in den Schaukästen. Links vom Kino steht noch eine Hausruine. Quelle: Staatsarchiv Bremen

„Modernes Theater“ 1972: Die alte Fassade ist vollkommen umgestaltet. Auf der Anzeigetafel steht in Blockbuchstaben: Das heutige Programm ersehen sie in den Schaukästen. Links vom Kino steht noch eine Hausruine.
Quelle: Staatsarchiv Bremen

Von Anbiet bis Zuckerklatsche

„Erst der Hafen, dann ist die Stadt“

Im Magazin „Erst der Hafen, dann ist die Stadt“ über Bremen und seine Häfen gehen wir in vielen historischen Bildern auf Zeitreise durch die maritime Vergangenheit unserer Hansestadt. Wie entwickelten sich die Häfen in Bremen vom Mittelalter bis heute? Wie sah die Arbeit zwischen Ladeluke, Kaje und Schuppen aus? Was hatte es mit den Anbiethallen auf sich? Und wie veränderte die Containerschifffahrt die Häfen? Wir blicken auf die Gründung der Freihäfen um 1900 und den Strukturwandel rund 100 Jahre später. Wir erzählen von Schmugglern und Zöllnern, von Bremens großen Werften sowie Abenteuern, Sex und Alkohol an der Küste – dem Rotlichtviertel am Hafen.

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