Ein Blick in die Geschichte (136): Foto von 1957 zeigt Domshof mit Wochenmarkt und parkenden Autos
Wohin nur mit dem Verkehr in der Innenstadt? Um diese Frage kreisten die Gedanken der Städteplaner in den 1950er und 1960er Jahren. Immer mehr Autos drängten in die Innenstadt, die Situation drohte außer Kontrolle zu geraten.
Vierspurige Verkehrsschneisen wie die Martinistraße zu schlagen war das eine. Aber was tun mit dem ruhenden Verkehr?
Auf der verzweifelten Suche nach neuem Parkraum geriet auch der Domshof ins Visier, seit September 1922 Standort des Wochenmarkts. Erste Erfahrungen als Parkplatz hatte der Domshof schon kurz nach dem Zweiten Weltkrieg als Abstellfläche für Fahrzeuge der US-Army gesammelt.
Nicht überirdisch, aber unterirdisch wurde der Domshof wenig später auch von deutscher Seite als Parkplatz genutzt. Dabei machte sich die Stadt den 1940/41 angelegten Domshofbunker zunutze, einen Schutzraum für bis zu 2500 Menschen. Ab September 1948 diente die umgebaute Anlage als Großgarage für den städtischen Kraftfahrzeugpark.
Doch damit war natürlich den Parkplatzsuchenden auf ebener Erde nicht geholfen. Wie dieses um 1957 aufgenommene Foto zeigt, wurden damals die Ränder des Platzes eifrig als Parkplatz genutzt. Sogar die klaffende Baulücke im Übergang zum Schüsselkorb – bis zum umstrittenen Abriss 1956 der Standort des Caesarschen Hauses, eines Barockbaus von 1768 – musste als Parkfläche herhalten.
Polizei warnte vor Verkehrskollaps
In der Vorweihnachtszeit 1960 warnte die Polizei vor dem endgültigen Kollaps. „Der Straßenverkehr hat schon jetzt ein solches Ausmaß angenommen, dass die Polizei befürchtet, nicht mehr Herr der Lage zu sein, wenn nicht bald etwas geschieht“, hieß es am 23. November 1960 im Weser-Kurier. Fürs Erste behalf man sich damit, die Innenstadt in vier Zellen mit geänderter Verkehrsführung und ausgewiesenen Parkflächen einzuteilen.
Der größte innerstädtische Parkplatz befand sich auf dem Domshof. Zu erreichen war der provisorische Parkplatz Domshof entweder von der Ostertorstraße über Ostertorswallstraße, Buchtstraße und Sandstraße oder von der Sögestraße über den Liebfrauenkirchhof. Die Regelung galt freilich erst einmal nur für die Weihnachtszeit. Die Behörden hofften, damit freie Fahrt auch in den Hauptverkehrszeiten zu gewährleisten. Jeder sollte jeden Platz erreichen können ohne irgendwelche unliebsamen Verkehrsstockungen. Ein Provisorium, das bei erfolgreicher Bewährungsprobe durchaus als Option für die Zukunft galt.
Wohl darum die Überlegungen, den Domshof endgültig in einen dauerhaften Parkplatz umzuwandeln. Doch von diesen Plänen rückte man wieder ab, Parkhäuser rund um den Altstadtbereich galten letztlich als Allheilmittel für das Parkplatzproblem. Ob die Parkhäuser noch eine Zukunft haben, darf indessen sehr bezweifelt werden. In den Gedankenspielen der Städteplaner spielen sie schon jetzt keine Rolle mehr. Ginge es nach ihnen, würde der Autoverkehr über kurz oder lang aus der gesamten Innenstadt verbannt.
von Frank Hethey