Interview mit dem Urenkel des Brauereigründers, Carsten Dreßler (75)

Carsten Dreßler (75) ist ein Urenkel des Brauereigründers Carsten Dreßler. Der Diplom-Braumeister begann 1966 seine Brauer-Lehre bei der zu Holsten gehörenden Hamburger Bill-Brauerei und stand nach dem anschließenden Studium von 1972 bis 2004 in den Diensten von Holsten. Sein Vater Carsten Dreßler war der letzte Geschäftsführer der ehemaligen Dressler Brauerei GmbH in Bremen.

 

Trägt den Namen des Brauereigründers: Urenkel Carsten Dreßler.
Foto: Privat

Herr Dreßler, wären Sie gerne in die Fußstapfen Ihres Vaters getreten?

Es wäre natürlich schön gewesen, wenn wir diese Familiengeschichte in Bremen hätten fortschreiben können. Aber damals habe ich mir keine solchen Gedanken gemacht. Als ich nach dem Studium 1972 wieder bei Holsten einstieg, deutete sich schon an, dass der Bremer Standort keine Zukunft haben könnte. Ich war daher von Anfang an anderweitig und außerhalb Bremens im Einsatz, die letzten Jahrzehnte dann in Hamburg im Controlling.

 

Hatten Sie in dieser Zeit jemals mit der Marke Dressler zu tun?

Nur ganz zu Anfang mal. Ende 1972 war ich für ein Vierteljahr beim Dressler-Handelsvertreter in Marseille – einem Schiffsausrüster. Dressler hatte ja ein starkes Exportgeschäft und vieles davon ging als Proviant auf Schiffe.

 

Aber Sie haben später über Ihren Vater mitbekommen, wie die Stimmung in Bremen war, oder?

Wir haben gar nicht so viel darüber gesprochen. Die Stilllegung war für ihn natürlich hart. Er war seit 1938 im Unternehmen. Andererseits ging er wenige Jahre nach der Stilllegung in den Ruhestand, so dass ihn das nicht mehr so betraf. Die Stimmung in der Belegschaft war in der Tat nicht gut. Dressler war ja eine sehr familiäre Brauerei, mit großem Zusammenhalt. Es hat dann in Bremen noch lange Zeit Mitarbeitertreffen gegeben. Und bis zum Einstieg von Carlsberg sind viele Ehemalige und auch mein Vater noch immer zu den Holsten-Weihnachtsfeiern nach Hamburg gekommen. Die habe ich dann dort getroffen und betreut.

 

Wie würden Sie heute jemandem beschreiben, wie Dressler-Bier schmeckte?

Es gab da ja mehrere Sorten. Dressler Pils ähnelte vielleicht dem Holsten Edel. Dann gab es das etwas stärkere Export, das in Schleswig-Holstein recht populär war. Dressler Spezial war auch etwas stärker, aber nicht so bitter wie das Pils. Und dann gab es das pechschwarze Porter, das deutlich stärker und auch bitterer war. Das war meine Lieblingssorte, die gab es in Bremen sogar als Fassbier. Ich habe noch zwei Porter-Flaschen von einer der letzten Bremer Abfüllungen 1975. Trinken kann man die wohl nicht mehr, aber sie sind eine schöne Erinnerung. Vor allem mit dem Porter war mein Urgroßvater damals ja bekannt geworden.

 

Dressler-Bier – lange Zeit ein Exportschlager.
Quelle: Privat

 

 

Von Anbiet bis Zuckerklatsche

„Erst der Hafen, dann ist die Stadt“

Im Magazin „Erst der Hafen, dann ist die Stadt“ über Bremen und seine Häfen gehen wir in vielen historischen Bildern auf Zeitreise durch die maritime Vergangenheit unserer Hansestadt. Wie entwickelten sich die Häfen in Bremen vom Mittelalter bis heute? Wie sah die Arbeit zwischen Ladeluke, Kaje und Schuppen aus? Was hatte es mit den Anbiethallen auf sich? Und wie veränderte die Containerschifffahrt die Häfen? Wir blicken auf die Gründung der Freihäfen um 1900 und den Strukturwandel rund 100 Jahre später. Wir erzählen von Schmugglern und Zöllnern, von Bremens großen Werften sowie Abenteuern, Sex und Alkohol an der Küste – dem Rotlichtviertel am Hafen.

Jetzt bestellen