Ein Blick in die Geschichte (87): Vorgängerbau des heutigen Hauses Rohlandseck am Liebfrauenkirchhof galt als unschön

Einigermaßen gewöhnungsbedürftig ist diese Ansicht vom Liebfrauenkirchhof zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Ein Marktgeschehen gibt es noch heute, aber nicht das viergeschossige Gebäude im Hintergrund. Um 1840 errichtet, beherbergte es damals das Wäsche- und Aussteuergeschäft von Carl Johann von Hütschler und Carl Wilhelm Streckewald. Ein florierendes Unternehmen, das in Bielefeld eine Zweigniederlassung unterhielt.

Das klassizistische Gebäude befand sich auf historisch bedeutsamen Grund, hatte sich doch exakt an dieser Stelle das erste Bremer Rathaus befunden. Nach dem Bau des neuen Rathauses am Markt ab 1405 blieb das Vorgängergebäude noch fast 200 Jahre erhalten. Erst 1598 musste es Platz für zwei Privathäuser machen. Für die Ewigkeit gebaut waren die aber auch nicht, genauso wenig wie das spätere Geschäftshaus der Herren Hütschler und Streckewald.

An seiner Stelle entstand 1914 im Auftrag Hütschlers ein ambitionierter Neubau, das Haus Rohlandseck – nicht etwa Rolandseck, wie es schon mal irrtümlich heißt. Denn der Name leitet sich nicht von Ritter Roland ab, dem Namensgeber der Rolandstatue. Sondern von Konsul Julius Rohland (1826 bis 1882), einem wohlhabenden Geschäftsmann, der sein Vermögen für die Gründung einer Stiftung zur Verschönerung der Stadt zur Verfügung gestellt hatte.

Mit seinem Staffelgiebel und den Erkern sollte das Backsteingebäude alt wirken und damit an die bremische Bautradition anknüpfen, obwohl es ein Neubau war. Ganz ähnlich wie das gegenüberliegende Rathscafé, das ebenfalls mit Mitteln aus der Rohlandstiftung finanziert worden war.

Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude fast völlig zerstört, nur das Erdgeschoss blieb stehen. Von 1948 bis 1959 ist es in heutiger Gestalt wiederaufgebaut worden – nun allerdings um ein Stockwerk höher, um die Sicht auf das dahinterliegende, als überdimensional empfundene Karstadt-Gebäude zu verdecken.

von Frank Hethey

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