Gaststätten-Lexikon: Lokal an der Friedhofstraße auch für Trauergäste

Gemütlich: Der Standort an der Friedhofstraße wurde schon um 1900 als Gaststätte genutzt. Quelle: Privat

Gemütlich: Der Standort an der Friedhofstraße wurde schon um 1900 als Gaststätte genutzt.
Quelle: Privat

Die Friedhofstraße ist eine der bekanntesten Straßen im Quartier, die von der Schwachhauser Heerstraße zum Riensberger Friedhof führt. Ihren Namen erhielt sie 1903 mit der Eingemeindung Schwachhausens ins Bremische Stadtgebiet. Die Straße selbst besteht seit dem Bau des Friedhofes. Am 1. Mai 1875 eröffnet, wurde das weitläufige Areal nach Plänen des Landschaftsarchitekten Wilhelm Benque als Parkfriedhof gestaltet.

Das Haus Friedhofstraße 41, beherbergte bereits vor 1900 eine Gaststätte. Diese war ein beliebtes Ausflugslokal und zog durch die günstige Lage zum nahen Riensberger Friedhof zusätzlich viele Trauergesellschaften an, die sich nach der Bestattung eines geliebten Menschen dort zur anschließenden Kaffeetafel einfanden.

Im Zweiten Weltkrieg wurde der Gaststättenbetrieb eingestellt. Durch Bombenangriffe war das Haus leicht beschädigt.

1945/46 zieht die Heilsarmee ein

Mit der bedingungslosen Kapitulation der deutschen Wehrmacht am 8. Mai 1945 war der Zweite Weltkrieg war offiziell zu Ende.

Wieder als Gaststätte genutzt: Seit den 1950er Jahren betreibt Familie Heldt das Lokal. Quelle: Privat

Wieder als Gaststätte genutzt: Seit den 1950er Jahren betreibt Familie Heldt das Lokal.
Quelle: Privat

Das rief Hilfsorganisationen vieler Länder dazu auf, der notleidenden Bevölkerung humanitäre Hilfe anzubieten. Auch Bremen, das mit der amerikanischen Enklave inmitten der britischen Besatzungszone lag, brauchte dringend Hilfe. Vermutlich Ende 1945 übergab die Militärregierung das beschlagnahmte Haus der Heilsarmee. Die christliche Freikirche, deren uniformierten Mitglieder Salutisten genannt werden, ist dafür bekannt, dass sie sich stark Im sozialen Bereich engagiert. Das Schild über der Eingangstür zeigt, dass neben den Bremer Salutisten auch das britische Rote Kreuz beteiligt war.

Wie sah es von 1945 bis 1949 im Haus Friedhofstraße aus?

In seinem Buch „Unterdrückt – aber nicht umgekommen: Geschichte der Heilsarmee im dritten Reich“

beschreibt der Autor Willi Kothe die damalige Bremer Situation:

Die Heilsarmee war in Bremen seit 1899 tätig und hatte zunächst ihren Sitz am Fehrfeld. In der NS-Zeit war die Heilsarmee verboten.

Immer noch in Familienbesitz: das Hotel Heldt heute. Foto: Peter Strotmann

Immer noch in Familienbesitz: das Hotel Heldt heute.
Foto: Peter Strotmann

Nach 1945 waren die ausgebombten Bremer Salutisten in einer Gaststätte am Friedhof untergebracht. In dieser Schwachhauser Villa an der Friedhofstraße 41 standen den Salutisten ein größerer und ein kleinerer Raum zur Verfügung. Den Offizieren diente ein großes Zimmer als Wohnung. Insgesamt gab es sechzehn Türen und vierundzwanzig Fenster, größtenteils ohne Glas. Sie wurden mit Brettern vernagelt oder mit Plastikfolie ausgefüllt. Über der Eingangstür befand sich die Inschrift: „Die Heilsarmee, The Salvation Army-British Red Cross“.

Brennmaterial zum Heizen gab es nicht. Lebensmittel waren – wie damals üblich – knapp und unzureichend. Zum Waschen und Kochen benötigtes Wasser musste von einer entfernt gelegenen Zapfstelle herbeigeholt werden, die im Winter eingefroren war. Trotz der primitiven Verhältnisse legte man die Hände nicht in den Schoß, sondern man kümmerte sich um andere. Ab Mai 1946 konnten auch wieder Gottesdienste abgehalten werden.

Ende 1949 zog die Heilsarmee an den Geschwornenweg in der Neustadt um.“

Friedhofstraße 41 von 1949 bis heute

In der Friedhofstraße 41 eröffnete 1949 die Gaststätte Bauer. Vier Jahre später startete die Familie Heldt mit einem Hotel und angeschlossener Restauration. Heute wird der Betrieb in der dritten Generation fortgeführt.

von Peter Strotmann

 

Von Anbiet bis Zuckerklatsche

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