Jüdische Inhaberfamilie David musste Kaufhaus des Westens aufgeben / Eckgebäude im Zweiten Weltkrieg zerstört

Blick an der Seitenfront des Kaufhauses entlang in die Bremerhavener Straße. Quelle: Staatsarchiv Bremen

Blick an der Seitenfront des Kaufhauses entlang in die Bremerhavener Straße. Quelle: Staatsarchiv Bremen

Das „Kaufhaus des Westens“, auch „KA-DE-WE“ genannt, stand an der Bremerhavener Straße 7/9 und Ecke Vegesacker Straße. Die Verkaufsräume lagen im Erdgeschoss und in der ersten Etage. Es gab eine Herren- und Damenabteilung, Kurzwaren, eine Strumpf-, Betten und Teppichabteilung. Da die Geschäfte gut liefen, wurde noch eine Filiale in der Landwehrstraße 159 eröffnet.

Inhaber des Kaufhauses war seit 1920 der 1886 in Aachen geborene Bruno David, verheiratet mit der 1889 in Bremen geborenen Betty, geborene Meier. 1935 gab die NSDAP-Kreisleitung die Broschüre „Auch Dich geht es an“ heraus und forderte zum Boykott jüdischer Geschäfte auf. Bald darauf müssen die Davids ein gelbes Schild mit der Aufschrift „ Jüdisches Geschäft“ in den Schaufenstern anbringen.

Mit 50 Jahren stirbt Bruno David 1936 an den Folgen eines Schlaganfalls. Das Geschäft in der Landwehrstraße 159 erbt sein Bruder Paul David. Er nennt es um in „TEGA-Teppiche- und Gardinen“. Doch er muss 1938 sein Geschäft in der Landwehrstraße ganz aufgeben. Anfang 1941 gelingt ihm und seiner Familie die Flucht in die USA.

Das Geschäft in der Bremerhavener Straße geht auf Betty David über. Sie wird 1938 dazu gezwungen, einen „arischen“ Geschäftsführer, einen NSDAP-Funktionär, einzusetzen.

Die Nationalsozialisten nennen diese Zwangsenteignungen „arisieren“. Betty war mit der Heirat zum Judentum übergetreten. Auf Druck des Staates wurde sie auch noch gezwungen, die jüdische Religionsgemeinschaft zu verlassen. Auch mussten jüdische Familienangehörige von der Erbfolge ausgeschlossen werden. Betty blieb in Bremen. Sie starb 1946.

Das Haus Bremerhavener Straße 7/9, erbaut 1897, überstand die Luftangriffe im Zweiten Weltkrieg nicht. 1950/51 wurde die Ruine durch einen Neubau ersetzt. In den 2000er Jahren ließen Waller  Bürgerinnen und Bürger am Eckhaus Bremerhavener/Vegesacker Straße eine Gedenktafel für Bruno und Betty David anbringen. Hier der Wortlaut:

Eine Gedenktafel am Neubau erinnert heute an das alte Kaufhaus des Westens und das Schicksal ihrer jüdischen Inhaber. Foto: Peter Strotmann

Eine Gedenktafel am Neubau erinnert heute an das alte Kaufhaus des Westens und das Schicksal ihrer jüdischen Inhaber. Foto: Peter Strotmann

Dieses Eckhaus war das bekannte „Kaufhaus des Westens“.
Seine jüdischen Besitzer hießen Bruno und Betty David.
1938 wurde es zwangsenteignet.

In den Jahren 1933-45 gehörte zur Ausgrenzung

jüdischer Nachbarn: Gesellschaftliche Ächtung,
wirtschaftlicher Boykott und Zwangsenteignung.
Bis zur Vertreibung, Deportation und Ermordung.

Wir gedenken dieser Menschen als Opfer des deutschen

Rassismus und Nationalismus. Nur im Erinnern

eröffnen wir uns allen eine menschenwürdige Zukunft.

Bürgerinnen und Bürger in Walle

Am Standort des früheren Kaufhauses befindet sich heute dieser Nachkriegsbau aus den Jahren 1950/51. Das Kaufhaus des Westens steht bis heute im Schatten des Bamberger-Kaufhauses im Stephani-Viertel. Foto: Peter Strotmann

Am Standort des früheren Kaufhauses befindet sich heute dieser Nachkriegsbau aus den Jahren 1950/51. Das Kaufhaus des Westens steht bis heute im Schatten des Bamberger-Kaufhauses im Stephani-Viertel.
Foto: Peter Strotmann

200 Jahre Bremer Stadmusikanten

200 Jahre Bremer Stadtmusikanten

Das schönste Märchen über die Freundschaft

1819 haben die Brüder Grimm die Geschichte der Bremer Stadtmusikanten veröffentlicht. Unser Magazin zu diesem Geburtstag ist voller Geschichten rund um die berühmten Aussteiger – etwa eine Reportage über das Grimm-Museum in Kassel, über die Bedeutung des Märchens in Japan und vieles anderes mehr.

Jetzt bestellen