Ein Blick in die Geschichte (63): Kolorierte Ansichtskarte von 1900 zeigt neues Gerichtsgebäude und Gustav-Adolf-Denkmal
Einen wahrhaft glänzenden Eindruck vermittelt das Bremer Gerichtsgebäude auf dieser kolorierten, um 1900 gedruckten Ansichtskarte. Damals war das wuchtige Bauwerk mit seinen einprägsamen Türmen noch ein Neubau, erst 1895 war es nach vierjähriger Bauzeit fertiggestellt worden. Die Gesamtkosten für den historistischen Monumentalbau an der Domsheide beliefen sich auf knapp vier Millionen Reichsmark, für damalige Verhältnisse eine enorme Summe.
Im Hintergrund ist noch als Vorsprung das 1823 errichtete Klubhaus der Union zu erahnen. Es musste 1905 dem Polizeihaus weichen, genau wie zuvor das alte Packhaus der Post für das Gerichtsgebäude. Freilich stieß das Gebäude-Ensemble nicht überall auf Wohlgefallen, Kunsthallen-Direktor Gustav Pauli sprach von einem „beklagenswerten Gerichtsgebäude“ und einem „ebenso bedauerlichen Polizeihaus“.
Einen zentralen Platz nahm das Gustav-Adolf-Denkmal zur Erinnerung an den im Dreißigjährigen Krieg gefallenen Schwedenkönig ein. Aus heutiger Sicht ist das erklärungsbedürftig – wie kommt ein ausländischer Monarch zu dieser Ehre?
Als das Denkmal bei der Neugestaltung der Domsheide 1854 aufgestellt wurde, war die Erinnerung an den Dreißigjährigen Krieg noch weitaus lebendiger als heute, spielte auch der innerchristliche Gegensatz zwischen Katholiken und Protestanten eine noch viel größere Rolle im öffentlichen Bewusstsein. Die schwedische Intervention im Dreißigjährigen Krieg bewahrte die Protestanten vor der sicheren Niederlage – daher die Hochachtung, die Gustav Adolf im evangelischen Deutschland entgegengebracht wurde.
Ein Ausdruck davon war 1832 die Gründung des Leipziger Gustav-Adolf-Vereins anlässlich seines 200. Todestags. Schon bald entstanden zahlreiche Ortsvereine, so auch in Bremen.
Eigentlich war das 1851 gegossene Denkmal allerdings für Göteborg bestimmt. Nach Bremen gelangte es eher zufällig, weil das Transportschiff vor Helgoland strandete und die geschäftstüchtigen Inselbewohner es an interessierte Kreise verkauften. Wie zahlreiche andere Denkmäler auch wurde die Statue 1942 als „Metallspende“ eingeschmolzen.