Der enorm trinkfeste Perkeo
Ansichtskarte aus den 1930ern
Quelle: http://www.perkeo.org/

Gaststätten-Lexikon: Das Weinrestaurant „Perkeo“ an der Katharinenstraße, Ecke Schüsselkorb

In den Jahrzehnten und Jahrhunderten Bremer Geschichte hat es eine große Anzahl Gaststätten, Hotels, Restaurants, Bierhallen, Schenkwirtschaften usw. gegeben. Diese haben entweder den Namen des Wirtes gehabt oder sie bekamen einen Namen, der sich oft genug an der Örtlichkeit orientiert, gern auch an einem Symbol wie der sprichwörtlichen „Deutschen Eiche“.

Doch was macht man, wenn man eine Ansichtskarte in der Hand hält, auf welcher der Gastraum einer Gaststätte auf der Vorderseite dargestellt ist und sonst kein Hinweis auf Ort und Name? Man dreht sie um – und findet ,mit etwas Glück auf der Rückseite die entscheidenden Angaben:

Weinrestaurant „Perkeo“

Katharinenstraße, Ecke Schüsselkorb

Wer oder was ist „Perkeo“?

Das „Perkeo“ wirkt sehr gepflegt. Ein Perserteppich liegt im Gang. An der Wand steht ein vierzeiliger Spruch. Obwohl das Ende jeder Zeile abgeschnitten ist, kann in der ersten Zeile gelesen werden: Das war der Zwerg Perkeo am Heidelberger Schlo…

Leila tanzt: Anzeige im Weser-Kurier vom 6. Dezember 1960.
Quelle: Archiv des Weser-Kuriers

Das Internet gibt uns die ersten vier Zeilen diesen Studentenliedes aus dem 19. Jahrhundert:

Das war der Zwerg Perkeo im Heidelberger Schloß,
An Wuchse klein und winzig, an Durste riesengroß.
Man schalt ihn einen Narren. Er dachte:„Liebe Leut,
Wart ihr wie ich doch alle feucht-fröhlich und gescheut!“

Der vollständige Text, der auch vertont wurde, lässt sich im Internet einsehen, das Lied kann sogar bei YouTube angehört werden.

Wikipedia schreibt unter dem Stichwort „Perkeo“: Der kleinwüchsige, enorm trinkfeste Perkeo, eigentlich Clemens Pankert, nach anderen Quellen Giovanni Clementi (* 1702 in Salurn, Südtirol; † 1735) war Hofzwerg des Kurfürsten Karl III. Philipp von der Pfalz und Hüter des Großen Fasses im Heidelberger Schloss. Der Künstlername Perkeo soll sich daraus ableiten, dass Perkeo auf Fragen – zum Beispiel die, ob er das große Fass im Heidelberger Schloss leer trinken wolle – gern auf Italienisch antwortete: „perché no?“ (Warum nicht?).

Längst vergangen: Katharinenstraße 21 mit dem „Perkeo“, Ecke Schüsselkorb, 1965. Alle drei Häuser fielen 1966 der Spitzhacke zum Opfer.
Quelle: Landesamt für Denkmalpflege

Das „Perkeo“ in Bremen

Am Standort Katharinenstraße 21 wurde von etwa 1875 bis 1965 eine Gaststätte betrieben. Davon von 1875 bis 1894 eine Bierhalle, von 1895 bis 1926 eine Restauration. In den Jahren von 1906 bis 1926 unter dem Namen „Café Minerva“.

Das Weinrestaurant „Perkeo“ hat etwa von 1927 bis Mitte 1950 als Weinrestaurant bestanden. Von Oktober 1950 bis Mitte 1960 war es die Künstler-Klause, eine Tanz-Gaststätte. Es gab Live-Musik, wie vom Steinhart-Trio (1951) oder auch vom jugoslawischen Meistergeiger Stevan Mezel (1956). Die Gaststätte hatte bis 6 Uhr morgens geöffnet. Von 1960 bis 1965 war es wieder das „Perkeo“. Aber es blieb eine Tanzgaststätte.

Wie der Gaststättenname „Perkeo“ nach Bremen gekommen ist, bleibt ein kleines Geheimnis. War es ein feuchtfröhlicher Ausflug nach Heidelberg, haben Studenten das Lied mitgebracht oder hatte jemand sein „Herz in Heidelberg verloren“?

Die Situation heute: Katharinenstraße, Ecke Schüsselkorb mit der Einfahrt zum Parkhaus Katharinenstraße (erbaut 1973/74).
Quelle: Google street maps

Es ist aus

Im Januar 1966 erfolgte der Abriss des Hauses Katharinenstraße 21. Aber auch die beiden Eckhäuser am Schüsselkorb fielen der Abrissbirne zum Opfer. Die Gründe waren die geplante Verbreiterung der Straße Schüsselkorb sowie das Vorhaben, eine Zufahrt zum damals schon geplanten, aber erst 1973/74 errichteten Parkhaus Katharinenklosterhof zu schaffen.

An der rechten Seite der Katharinenstraße, Ecke Schüsselkorb, entstand ein Neubau. Aber nicht auf dem gleichen Grundstück, sondern vermutlich teilweise auf der Katharinenstraße 21 und dann noch etwas zurückgesetzt. In das Eckgeschäft zog wieder wie zuvor die Firma Bernett, Stahlwaren „Zwilling“ ein. Die rechte Seite zur Katharinenstraße blieb unbebaut.

von Peter Strotmann

Sehr gepflegt: Gastraum im „Perkeo“ – Vorderseite einer Ansichtskarte aus den 1930er Jahren.
Quelle: Peter Strotmann

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