Der Kandelaber auf dem Rosenplatz. Im Hintergrund die DKV-Senioren-Residenz.
Foto: Peter Strotmann

Auf dem Rosenplatz steht die wohl älteste Straßenleuchte Bremens

Vor einigen Jahren radelte ich bei meinen Streifzügen auf der Contrescarpe in Richtung Doventor. Von der Bürgermeister-Smidt-Straße kommend liegt links der Wallgraben und rechts eine Reihe Nachkriegsbauten. Allesamt mit schönem Blick auf die Wallanlagen. In Höhe der Ellhornstraße geht von der Straße Am Wandrahm eine kleine Straße zur Contrescarpe. Das ist der Rosenplatz. Dort steht seit 1890 ein mächtiger drei-armiger Kandelaber als die wohl älteste Straßenleuchte Bremens.

Der Kandelaber steht in einem Rondell und kann umfahren werden. Die Gesamthöhe des gusseisernen Kandelabers mit Sandsteinsockel beträgt etwa drei Meter und achtzig. Das Oberteil wird von vier an den Ecken stehenden Figuren getragen, die auf einer Grundplatte befestigt sind. Unverkennbar: Das Design ist aus der Gründerzeit, also von 1870 bis 1914. Dieser Kandelaber ist eine noch heute funktionierende Straßenbeleuchtung. Früher erhob sich dahinter das prächtige Wohnhaus des Bürgermeisters Victor Marcus an der Contrescarpe 133, heute befindet sich an gleicher Stelle die 2002 bis 2004 erbaute DKV-Senioren-Residenz.

Phantastisch: Drei der vier Figuren (Höhe etwa 60 cm) als Ständer an den Ecken des Kandelabers.
Foto: Peter Strotmann

Die vier Figuren

Die Figuren an den vier Ecken des Kandelabers sind Fabelwesen. Es mögen Mischwesen zwischen Greif, griechischer und ägyptischer Sphinx sein. Beide werden aus Tierkörpern gebildet und sind beflügelt. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wird die Sphinx in der Kunst als weiblich dargestellt. Die Eigenschaften eines Greifs sind Stärke und Wachsamkeit, die Sphinx galt im 18. Jahrhundert als Symbol der Ewigkeit, Unsterblichkeit und des Rätselhaften.

Wie kommt der Kandelaber zum Rosenplatz?

Wie wir wissen, war die gesamte Contrescarpe mit Wohnhäusern aus dem 19. Jahrhundert bebaut. Heute stehen im wesentlichen nur noch vom Ostertorsteinweg bis zum Herdentor derartige Altbauten, während zahlreiche Häuser der Strecke vom Herdentor bis zum Doventor im Zweiten Weltkrieg zerstört wurden. Dort sind vornehmlich in den 1950/60er Jahren Neubauten entstanden.

Die Häuser am Rosenplatz, vermutlich um 1910. Die Adresse: Contrescarpe 125 bis 133. Vor dem Haus Nr. 133 ganz links steht nur undeutlich erkennbar der Kandelaber.
Quelle: Landesamt für Denkmalpflege

Im Landesamt für Denkmalpflege ist ein Foto des Rosenplatzes erhalten. Es ist undatiert, aber vermutlich um 1910. Seinerzeit steht vor den Häusern bereits der Kandelaber.

Das Haus Contrescarpe 133

Glück muss der Mensch haben: Zufällig entdeckte ich eine Abbildung vom Haus Contrescarpe 133, vor dem der Kandelaber steht. Früher war er mit einem Geländer umgeben. Im 1900 erschienenen Buch „Bremen und seine Bauten“ sind sowohl ein Text als auch zwei Abbildungen enthalten.

Die Hausbeschreibung lautet wie folgt (nur wenig ergänzt):

„Der Architekt Eduard Gildemeister (1848-1946) erbaut 1890 für den Senator und Bürgermeister Victor Marcus (1849-1911) das Wohnhaus Contrescarpe 133.

Die Fassaden aus Obernkirchener Sandstein mit reich skulpiertem Fries. Die Zimmer, die sich um einen Mittelraum mit Mosaikfußboden gruppieren, sind teilweise von der Firma Schneider & Hanau in Frankfurt a. M. vornehm ausgestattet und durch den Besitzer mit Werken der Kleinkunst in reizvoller Weise geschmückt. Badezimmer mit trefflichen Kachelmalereien von Otto Bollhagen.“

Opulent: Wohnzimmer im Hause Victor Wilhelm Marcus.
Quelle: Bremen und seine Bauten, 1900

Die Anekdote zum Armleuchter

Zum Armleuchter hier eine kleine Anekdote aus meiner Familiengeschichte:

„Du bist ’nen Armleuchter“, sagte meine Mutter gelegentlich, wenn ich als Kind mal wieder irgendetwas nicht verstanden oder etwas Dummes gemacht hatte, so einfach schwer von Kapee war. Meine kleine Schwester setzte noch einen drauf: „DBD. DHKPUKKU“ – als Abkürzung für: Doof bleibt doof. Da helfen keine Pillen und keine kalten Umschläge. Nun gut, ich hatte meinen Armleuchter weg. Trotzdem konnte ich mir unter einem Armleuchter gar nichts vorstellen. Allenfalls vielleicht so einen Typen, der an seinen ausgestreckten Armen Kerzen in der Hand hält.

von Peter Strotmann

Anmerkung: Im Text wird statt „Armleuchter“ der Begriff „Kandelaber“ (von lateinisch candelabrum „Leuchter“) verwendet.

Seit 1890 am gleichen Platz: Vor dem Haus des Bürgermeisters Victor Marcus an der Contrescarpe 133 steht der Kandelaber.
Quelle: Bremen und seine Bauten, 1900

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