Vor 60 Jahren: Die Rollsportanlage in der Neustadt geht in Betrieb / Verein BERG als Betreiber
Als ich dieses schöne Foto vom Schaulaufen der Bremer-Eislauf und Rollsport-Gemeinschaft aus dem Jahre 1958 in die Hände bekam, erinnerte ich mich an alte Zeiten. Die Rollschuhbahn lag nämlich ganz in der Nähe der elterlichen Wohnung in der Neustadt.
Ja, dieses Mädels konnten elegant auf ihren Rollschuhen laufen, Pirouetten drehen, tanzen. Es war die reinste Freude, ihnen zuzusehen. Da wollte meine kleine Schwester auch nicht nachstehen. Aber aller Anfang ist schwer.
1952 ist es beschlossene Sache: Im Bremer Westen, in der Neustadt und in Bremen-Nord sollen Rollschuhbahnen gebaut werden. Zuerst wird die Anlage im Westen an der Dedesdorfer Straße errichtet. Hier soll getestet werden, welcher Belag sich am besten eignet: Asphalt, Terrazzo oder Betonestrich. Aber es sollte noch bis Mitte 1955 dauern, bis auf der Rollschuhbahn in der Neustadt auf dem Gelände der ehemaligen Kaserne Ecke Neustadtswall/Schulstraße losgelaufen werden konnte.
Erst mal mussten die Trümmer weg
Um die 20,8 Meter breite und mal 39,6 Meter lange Bahn vorzubereiten, mussten die Trümmer und Fundamente der Kaserne entfernt und neue Wege angelegt werden. Nachdem eine Betonunterplatte gegossen war, richtete man darauf sehr sorgfältig einen Balkenrost aus, der zur Verlegung der eigentlichen Lauffläche aus Eternitplatten diente. Außerdem erhielt die Anlage eine Zuschauertribühne mit tausend Sitz- und zweieinhalbtausend Stehplätzen, sowie ein Umkleidehäuschen mit Waschgelegenheit.
Entgegen der ersten Planung war nicht nur eine Rollschuhbahn entstanden, sondern ein regelgerechtes Rollsportstadion. Es wurde von der Bremer Eislauf- und Rollsportgemeinschaft (BERG) betrieben.
Das Wort „Sport“ bedeutete auch, dass die Anlage hauptsächlich dem Verein vorbehalten war und es nur wenige freie Laufzeiten für das Publikum gab. Als meine Schwester Ende der 1950er in die Schule kam, wollte sie auch unbedingt Rollschuh laufen. Irgendwo bekamen wir Rollschuhe her. Das waren solche, die an den normalen Schuhen mit Riemen und schraubbaren Klauen befestigt wurden. Das war wirklich keine Freude, denn die Dinger lösten sich immer wieder. Als großer Bruder saß ich derweil am Rand der Lauffläche und sah dem Treiben zu. Diese und auch die Schuhe, an denen die Schlittschuhe fest montiert waren, hatten keine Bremsen. Somit war es schon eine kleine Kunst, zum Stehen zu kommen. Außerdem waren es fast nur junge Mädchen, an einen Rollschuh laufenden Jungen kann ich mich nicht erinnern.
Auf dem ehemaligen Kasernengelände war bereits im Jahre 1970 das Hallenbad-Süd errichtet worden. Die davor liegende Rollschuhanlage wurde im Laufe der Zeit immer altersschwächer und daraufhin Ende der 1970er Jahre geschlossen. Danach öffnete man nur noch zu besonderen Anlässen. Ende der 1990er kam das endgültige Aus, als man auf dem ehemaligen Gelände der Rollschuhanlage Parkplätze für das Hallenbad anlegte.
von Peter Strotmann