Aktuell gehen die Schüler und Studenten für eine veränderte Klimapolitik auf die Straße. Vor rund 50 Jahren, am 12. Dezember 1969, legten Schüler in Bremen ebenfalls den Verkehr lahm – jedoch aus anderen Gründen. Anlass war das Verfahren gegen den Studenten Christoph Köhler, der beim  Schulsenator Scheiben eingeschlagen haben soll. Der Prozess fand nicht, wie von den Schülern gefordert, nachmittags und in einer Aula statt, sondern unter Ausschluss der Schülerschaft im Gericht. Zudem nutzen die Demonstranten die Versammlung, um die pädagogische Situation an den Schulen anzuprangern.

Zunächst zogen die Demonstranten von Schulhof zu Schulhof, um weitere Schüler zum Mitmachen zu animieren. Der Student Hermann Rademann fungierte dabei als Rädelsführer der Proteste. Rademann behauptete die Demonstration sei ordnungsgemäß angemeldet und somit rechtmäßig. Das Stadtamt und die Polizei dementierten dies. Ein großes Aufgebot an Beamten stand schnell bereit, denn es war schon Köhlers zweite Anhörung. Bereits zum ersten angesetzten Gerichtstermin wurde der Protest durch die Schüler angekündigt. Köhler war damals nicht erschienen und musste erst verhaftet werden, um pünktlich zur nächsten Anhörung bereitzustehen.

Die Beamten vertrieben die Demonstranten vom Schulgelände und leiteten den Zug auf die Straße um. Schlussendlich versammelten sich die Schüler vor dem Gerichtsgebäude. Der Streik eskalierte in gewalttätige Ausschreitungen zwischen Polizei und Demonstranten, sodass sich die Beamten nach dreimaliger mündlicher Aufforderung zur Beendigung des Streiks gezwungen sahen Wasserwerfer einzusetzen. Diese zeigten schnell ihre Wirkung, der Protest war beendet, während sich der Prozess noch bis in den Abend zog. Rademann wurde als neunter Hauptverantwortlicher verhaftet. Eigentlich sollte an ihm ein Exempel statuiert werden: Er sollte anders als die anderen acht Festgenommenen erst am Folgetag entlassen werden. Allerdings machte das Verwaltungsgericht auf Geheiß von Rademanns Anwalt den Beamten einen Strich durch die Rechnung.

Die Polizei ging mit Wasserwerfern gegen die Demonstranten vor. Foto: Staatsarchiv Bremen / Schmidt

Von Anbiet bis Zuckerklatsche

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