Wuppen und Kräne an der Schlachte, Teil 2: Der Eiserne Kran Nr. 1 ersetzte in den frühen 1840er Jahren die Wuppe
Wie ich nun herausgefunden hatte, befand sich auf dem Standort des steinernen Rondells in der Nähe der Zweiten Schlachtpforte keine Kanone, sondern seit dem Ende des 16. Jahrhunderts die „Gelbe Wuppe“. Sie war eine von mehreren Wuppen am Uferhafen der Weser. Neben der gelben gab es auch eine grüne, eine bunte und eine rote Wuppe. Aus den alten Archivalien erfuhr ich jetzt noch, dass es an der Schlachte vorübergehend noch eine „Schwarze Wuppe“ und eine „Witte Wuppe“, also weiße Wuppe, sowie eine „Neue Wuppe“ gegeben hat. Dazu gab es es noch einen mittelalterlich anmutenden Kran in der Nähe der Kranpforte. Diese etwas altertümlichen Hebezeuge reichten offensichtlich bis Anfang des 19. Jahrhunderts aus.
Bis dahin war die Schlachte immer noch der Haupthafen Bremens. Aber es kamen neue Anforderungen auf die Seeschifffahrt und die Warenverkehr zu. 1827 wurde Gelände an der Wesermündung zur Gründung Bremerhavens aufgekauft, es entstand der Weserbahnhof mit Anschluss ans Einsenbahnnetz. Und an der Schlachte mühte man sich immer noch mit Wuppen, Winden und Trägern über die Treppenaufgänge in der Ufermauer und über Bohlenstege ab, um die Schiffe zu be- und entladen.
Zwar lagen an der Schlachte meist Leichter, die getreidelt oder von Schleppschiffen gezogen wurden. Aber auch deren Zahl hatte im Laufe der Jahre erheblich zugenommen. Deshalb wurde Anfang der 1840er beschlossen, den großen Kran und die fünf Wuppen durch sechs eiserne, handbetriebene Kräne zu ersetzen. Man bezeichnete sie nur noch mit Nummern statt
Gelbe Wuppe – Kran Nr. 1
Grüne Wuppe – Kran Nr. 2
Neue Wuppe – Kran Nr. 3
Diese Kräne waren für die oberländische Schifffahrt.
Bunte Wuppe – Kran Nr. 4
Großer Kran – Kran Nr. 5
Rote Wuppe – Kran Nr. 6
Diese Kräne waren für die Seeschiffahrt.
Im Bremer Adressbuch von 1844 sind an der Schlachte nur noch Kräne und keine Wuppen mehr verzeichnet.
Damit der Kran möglichst nahe an der Uferwand zum Wasser zu stehen kam, hat man für die untere Kranlagerung und den oberen Drehkranz in die bislang geschlossene Ufermauer (aus Porta-Sandstein) eine Einbuchtung schaffen müssen. Da das die Ufermauer schwächt und zudem die Kräfte aus dem Kranbetrieb aufgenommen werden müssen, sind ausreichende Fundamente nötig.
Auf dem Foto von 1966 sind noch die Befestigungsbolzen und die Einbuchtung zu erkennen. Deshalb habe ich mich im Oktober 2015 auf Spurensuche begeben. Die Kontur der Kran-Einbuchtung oben auf dem Rondell ist noch deutlich zu erkennen, heute ist sie mit fünf Reihen Schlackensteinen verschlossen. Ebenfalls erhalten: der Rest eines von vier Kran-Befestigungsbolzen auf dem Rondell.
Das Gleiche gilt für die verschlossene Einbuchtung an der Ufermauer. Der untere Teil ist durch den 1995 gebauten Aufgang verdeckt.
Fazit:
Das Rondell und die verschlossene Einbuchtung für den ehemaligen Kran Nr. 1 sind vermutlich das letzte Zeugnis aus der langen Wuppen- und Krangeschichte an der Schlachte. Es ist ein Denkmal und muss bewahrt werden.
von Peter Strotmann