Zum Tod von Altkanzler Helmut Schmidt: Zeitlebens enge Beziehungen zu Bremen / Wehrdienst ab 1937 in Grohn / Häufige Besuche im Künstlerdorf Fischerhude

Am Ende ging es dann doch sehr schnell: Nach kurzer, schwerer Krankheit ist Altkanzler Helmut Schmidt heute im Alter von 96 Jahren in Hamburg gestorben. Was in der Berichterstattung kaum zum Zuge gekommen ist: Zu Bremen und vor allem zum Künstlerdorf Fischerhude hat Schmidt zeitlebens enge Beziehungen gehabt. Fischerhude sei für ihn die „einzige geistige Oase in der Nazizeit gewesen“, sagte er einmal. Kein Zufall auch, dass die kirchliche Trauung mit seiner Jugendliebe Hannelore („Loki“) Glaser im Juli 1942 ausgerechnet in Hambergen vollzogen wurde, einem kleinen Dorf nördlich von Bremen.

Der Grund: Ab Oktober 1937 leistete der gebürtige Hamburger seinen Wehrdienst bei der Flakartillerie in Grohn ab. Damals verkehrte Schmidt häufig in Bremen, nicht zuletzt weil er sich die Zugfahrten nach Hause nicht leisten konnte. Ein Foto zeigt ihn im Garten der Familie Busch an der Carl-Schurz-Straße (damals Bürgermeister-Smidt-Straße) in Schwachhausen.

In Fischerhude lernte er sogar noch den damals schon hochbetagten Maler Otto Modersohn kennen, mit dessen Sohn Christian ihn später eine enge Freundschaft verband. Befreundet war Schmidt auch mit der Fischerhuder Künstlerfamilie Familie Bontjes van Beek. Die Tochter des Hauses, Cato Bontjes van Beek, war im Widerstand aktiv und wurde im August 1943 hingerichtet – eine norddeutsche Sophie Scholl.

Auch nach Kriegsende unterhielt Schmidt enge Verbindungen nach Bremen. Etwa zu seinem Parteifreund Adolf Ehlers, der in Bremen zur gleichen Zeit Innensenator war wie Schmidt in Hamburg. „Wer wird 2. Bürgermeister? Sei nicht zu bescheiden!“ ermunterte Schmidt, damals noch Bundestagsabgeordneter, seinen Freund nach dem SPD-Triumph bei der Bürgerschaftswahl im Oktober 1959.

Als Vorbild betrachtete Schmidt die Bremer Bürgermeisterlegende Wilhelm Kaisen, den er mehrfach in Borgfeld besuchte. In seinen Büchern nannte er ihn einen „weisen alten Mann“. Als Kaisen im Mai 1979 seinen 92. Geburtstag feierte, ließ es sich Schmidt nicht nehmen, ihm von einer Auslandsreise ein Glückwunschtelegramm zu schicken. „Ich wünsche dir alles erdenklich Gute und uns allen wünsche ich, dass uns dein Rat noch erhalten bleibt.“ Ein Wunsch, der nicht in Erfüllung ging – Kaisen starb im Dezember 1979. Nun werden wir auch auf den Rat von Helmut Schmidt verzichten müssen.

Pflegte enge Beziehungen zu Bremen: Helmut Schmidt, hier als Bundesverteidigungsminister 1969. Quelle: Wikicommons/Archiv der Bundeswehr

Pflegte enge Beziehungen zu Bremen: Helmut Schmidt, hier als Bundesverteidigungsminister 1969.
Quelle: Bundeswehr-Fotos Wir.Dienen.Deutschland. © Bundeswehr/Archiv, Verteidigungsminister Helmut Schmidt, CC BY 2.0

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