Bade-Lexikon: Architektenduo Fricke präsentierte Pläne für Bad-Neubau im März 1950
Die Spatzen pfiffen es schon Ende der 1940er und Anfang der 1950er Jahre von den Dächern: Die im Krieg zerstörte Badeanstalt Eberlein wird nicht wieder aufgebaut.
Was? Lediglich ein Sommerbad an der Weser? Wer will schon am 1. Mai bei 9 Grad Celsius ins Wasser steigen? Außerdem ist das Wasser verschmutzt. Jedes Jahr haben die vom Weserwehr abfließenden Wassermassen Teile vom Strand weggespült. Durch starke Strömungen und Veränderungen im Flussboden kommen Badende in Gefahr und müssen vorm Ertrinken gerettet werden. Das sind wirklich unhaltbare Zustände. Die Badeanstalt Eberlein sollte sofort geschlossen werden und muss möglichst durch ein Hallenschwimmbad ersetzt werden.
Die Architekten Walther und Karl-Walter Fricke planen
So oder ähnlich werden es die Architekten Walther Fricke, Erbauer des Weser-Stadions, und sein Sohn Karl-Walther Fricke gedacht haben, als sie anfingen, das Hallenbad für Hastedt in allen Einzelheiten zu planen.
Ihre Überlegungen gingen dahin, dass ein Ersatz für die bald geschlossene Badeanstalt Eberlein benötigt würde.
Die Architekten hatten folgende Vorstellungen von einem Hallenschwimmbad Hastedt, die sie im März 1950 vorlegten:
- Im Einzugsbereich leben etwa 100.000 Menschen, die in den Wohnungen keine oder unzureichende Bademöglichkeiten zur Körperpflege haben. Deshalb soll das 45 Meter lange und 30 Meter breite Gebäude im Untergeschoss 40 Wannen- und Reinigungsbäder, zahlreiche medizinische Bäder, Duschbäder und dazugehörige Massage- Ruhe und Umkleideräume erhalten.
- Das Erdgeschoss soll eine 25 Meter langes, 12,5 Meter breites und 2,3 Meter tiefes Schwimmbecken erhalten. Das ist für Schwimmvereine zum Training und zu Wettkämpfen geeignet, Schwimmkurse können abgehalten und das Bad zu Spiel und Spaß genutzt werden. Ein Sprungturm wird ebenfalls benötigt. Im Erdgeschoss wird ein kleineres Schwimmbecken für Nichtschwimmer vorhanden sein.
- Rechts und links neben den Becken werden die erforderlichen Umkleide-, Dusch- Geräte- und Badewärterräume angeordnet sein. Am Rande des Hauptbeckens und auf einer Galerie des Obergeschosses gibt es Platz für 800 bis 1000 Zuschauer.
- Das Schwimmbad soll mit der Abwärme des in der Nähe liegenden Kraftwerks beheizt werden. Dazu wäre eine etwa 1000 Meter lange Fernwärmeleitung nötig.
- Als beste Lage bietet sich das freie Grundstück an der Ecke Hastedter Heerstraße/ Deichbruchstraße an. Das Hallenbad ist mit den Straßenbahnlinien 2 und 3 sowie, wenn der Streckenverlauf bestehender Buslinien geändert wird, vom ganzen Gebiet aus gut zu erreichen.
- Das Bad würde etwa eine Million DM kosten und könnte in acht bis neun Monaten fertiggestellt sein.
Leider vergeblich geplant
Obwohl das Ortsamt Hemelingen an dem Stadtteil-Bad außerordentlich interessiert war und die beiden Architekten einen sehr guten Ruf hatten, ist das Hallenschwimmbad nicht gebaut worden. Stattdessen wurde in der Nähe des Hauptbahnhofs das Zentralbad als Ersatz für das komplett zerstörte Hansabad am Steffensweg und das weitgehend zerstörte Breitenwegbad geschaffen. Das Zentralbad wurde am 11. September 1952 eröffnet. 1954 schloss die Badeanstalt Eberlein ihre Pforten.
Das Fazit
Es ist immer gut, wenn alle Ideen auf den Tisch kommen. Wägt man aber alle Kriterien gegeneinander ab, so bleiben manchmal einige Wünsche und Projekte auf der Strecke und man kann unter Umständen zu ganz anderen Lösungen kommen.
von Peter Strotmann