„Die Kreuzung“: eingezeichnet auf einen Orientierungsplan von 1882.
Quelle: SuUB/Peter Strotmann

Gaststätten-Lexikon: Einst „Schnaars Café“, später „Galerie“, heute „bestial“

Liegt eine Gaststätte an einem Kreuzungspunkt von Straßen, hat sie oft die Lage aller Lagen. So war es auch am Kreuzungspunkt zwischen Schwachhauser- und Horner Chaussee und dem Weg nach Hemelingen der Fall. Die Schwachhauser- und Horner Chaussee (ab 1916 Heerstraße) waren zwar schon seit 1819 ausgebaut. Aber erst 1876 begann mit dem Betrieb einer Pferdebahn vom Herdentor bis zur Varster Brücke der öffentliche Personenverkehr. Der Fahrpreis für eine Fahrt betrug 15 Pfennige. Ab 1892 fuhr erstmals eine elektrisch betriebene Straßenbahn von der Börse nach Horn.

Endlich eine Gaststätte an der Kreuzung

Doch schon Mitte der 1880er hatte ein Wirt das richtige Näschen gehabt. Er machte nämlich ein Gasthaus am Kreuzungspunkt zwischen Schwachhauser- und Horner Chaussee und dem Weg nach Hemelingen auf. 1904 erkannte der Gastwirt Johann Schnaar das Potential der Lage. Im Stil seiner Zeit eröffnet er das Café Horn, das allerdings in der Bevölkerung „Schnaars Café“ genannt wurde. Die Gaststätte konnte auch für Bälle, Konzerte und Tanzveranstaltungen benutzt werden. Mit dem Blick auf ein paar Attraktionen wie das „Schloss Kreyenhorst“, auch Schloss Rickmers, früher Schloss Knoop oder auch Wätjens Schloss, wurde auch geworben.

Immer noch ein guter Standort: Vahlsings Café um 1930.
Quelle: Schwachhausen-Archiv

Johann Schnaars gab die Gaststätte an die nachfolgenden Generationen Vahlsing und 1930 an Hapke weiter.

Der Zweite Weltkrieg bringt Änderung

Während des Zweiten Weltkrieges beschlagnahmte „die Partei“ die Räumlichkeiten. Nach dem Krieg betrieben die Amerikaner ein Mannschafts-Casino mit dem Namen „Shangri-La“ in den ehemaligen „Söllner’s Weinstuben“ an der Knochenhauerstraße 12. 1946 wechselten sie zur Schwachhauser Heerstraße 280. Da wie dort fanden auch Musikveranstaltungen statt. 1949 eröffnete Fritz Hapke zunächst eine Behelfsgaststätte und nach Sanierung wieder 1953 „Vahlsing’s Gaststätte“. Im ehemaligen Tanzsaal eröffnete die Post 1954 ein Wählamt mit 700 Anruf-Einheiten, davon 150 neue Anschlüsse für Horn.


Öfter mal was Neues: die „Galerie“ an der Schwachhauser Heerstraße 280 um 1970.
Quelle: Schwachhausen-Archiv

Das Zeitalter der „Galerie“

1968 begann unter dem Namen „Galerie“ und den Wirten Jean und Piet eine„kultige Zeit“. Jean war noch Friseur mit eigenem Salon im Schnoor, Piet war außerdem Inhaber von „Piet’s Pinte“ an der Kolpingstraße. Legendär war die heiß brodelnde Zwiebelsuppe für drei Mark fünfzig. Beide Herren waren aber auch häufig hinter dem Tresen der Galerie zu sehen.

Nochmal „Galerie“, dann „bestial“

Mitte der 1980er wurde es still um die Galerie. Nach einem kompletten Umbau eröffnete die „Galerie“ im Dezember 1987 wieder ihre Türen. Jetzt war sogar eine „richtige“ Bilder-Galerie in der ersten Etage untergebracht.

Mit neuem Schwung und einem erneutem Umbau startete im November 2008 das „bestial“. Es besteht bis heute (2017).

Damit kann getrost gesagt werden, dass diese Kreuzungsecke seit über 130 Jahres nichts von ihrer Attraktivität eingebüßt hat. Lage ist Lage.

von Peter Strotmann

Gute Lage als halbe Miete: Werbe-Ansichtskarte von Schnaars Café in Horn, 1904
Außenansicht, Saal, Schloss Kreyenhorst.
Quelle: Peter Strotmann

 

Von Anbiet bis Zuckerklatsche

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