Ein Blick in die Geschichte (23): Teichmann-Brunnen auf dem Domshof
Nur noch ein knappes Jahr war dem Teichmann-Brunnen auf dem Domshof vergönnt, als der Hobbyfotograf Friedrich Sorger im Sommer 1939 bei seiner Fototour durch Bremen auch dieses Kunstwerk ablichtete. Und zwar von hinten, nicht wie die meisten Fotografen von vorn.
Die im November 1899 eingeweihte Bronzegruppe stellte ein Boot in stürmischer See dar. Eine Nixe versuchte es zum Kentern zu bringen, doch der griechische Meeresgott Triton (hier nicht zu sehen) zog es über einen Felsen. Nur auf den Zehenspitzen seines linken Fußes hielt sich im Bug der römische Götterbote Merkur, der als Gott der Händler mit einem Ölzweig und einem Geldbeutel ausgestattet war. Die Merkur-Figur gab den Kurs an, im Heck saß ein Seemann am Ruder.
Namensgeber des Brunnens war der 1892 verstorbene Gustav Adolph Teichmann. Der Kaufmann hatte der Stadt eine beträchtliche Summe zur Errichtung eines Monumentalbrunnens auf dem Domshof anstelle einer alten Pumpe vermacht.
Aus einem Wettbewerb mit 104 Entwürfen ging der Münchner Bildhauer Rudolf Maison als Sieger hervor – ein keineswegs unumstrittener Quereinsteiger, der sich mancherlei Spott gefallen lassen musste.
Als alternativer Standort waren zwischenzeitlich die Wallanlagen oder der Platz vor dem Übersee-Museum im Gespräch. Mit der Demontage als kriegswichtige „Metallspende“ im April 1940 erübrigte sich jede weitere Diskussion.
Ein interessantes Detail ist die Werbung für die Zigarettenmarke Eckstein auf der Litfasssäule im Hintergrund – ging der Name doch auf den jüdischen Tabakhersteller Abraham M. Eckstein zurück.
An die Tradition des Teichmann-Brunnens knüpft der heutige Neptunbrunnen an. Wie einst Maison, so stellte auch der Schöpfer des Neptunbrunnens, der Bildhauer Waldemar Otto, Gestalten aus der antiken Mythologie dar, darunter abermals Triton. Freilich steht das 1991 aufgestellte Kunstwerk am anderen Ende des Domshofs in der Nähe von Dom und Neuem Rathaus.