Ein Blick in die Geschichte (97): Aufnahme von 1956 zeigt Ausmaß der Kriegszerstörungen in Höhe der Großen Weserbrücke

Auf den ersten Blick wirkt diese Aufnahme vom Sommer 1956 hübsch und heiter. Bei strahlendem Sonnenschein überqueren Passanten die Große Weserbrücke, wie immer plätschert die Weser munter dahin. Doch wenn man den Hintergrund näher ins Auge fasst, zeigt sich mit unerbittlicher Deutlichkeit, wie gravierend die Bombenschäden auch noch elf Jahre nach Kriegsende waren.

Praktisch auf der gesamten Länge der Tiefer finden sich nichts als Trümmergrundstücke und Ruinen. Besonders auffällig sind links im Bild die kläglichen Überreste des Union-Gebäudes an der Wachtstraße/Ecke Tiefer. Das 1903 im historistischen Zeitgeschmack errichtete Bauwerk war beim verheerenden Luftangriff vom 6. Oktober 1944 zerstört worden. Halbwegs glimpflich kam im Vergleich die Baumwollbörse davon, deren Rückseite hinter dem Union-Gebäude aufragt.

Was wiederum nicht für den 1909 entstandenen Neubau des Staatsarchivs gilt, der sich unweit der St. Johannis-Kirche zwischen Tiefer und Klosterstraße befand. Kaum noch etwas zu sehen auch von der vormals dichten Bebauung der Balgebrückstraße.

In der Bildmitte direkt am Weserufer befand sich einst ein kleiner Grünstreifen mit zwei Bäumen und als Stichweg zwischen Tiefer und Weser eine winzige Straße, die Bonspforte. Von der war damals nichts geblieben, damit auch nicht von der an der Bonspforte gelegenen Versandabteilung von Jacobs-Kaffee. Am rechten Bildrand eben noch zu erkennen: ein Teil der von 1857 bis 1859 gebauten Zollschuppen für die Abfertigung des Warenverkehrs auf der Oberweser. Ebenfalls nur noch eine Ruine das 1902 fertiggestellte Gebäude des benachbarten Straßen- , Deich- und Wegbauamts.

Von einer erneuten Bebauung der Tiefer zur Weserseite sah man nach Kriegsende ab, stattdessen erhielt die Straße ihre heutige Breite. Die Zeitläufte überstanden haben nur die Weserarkaden.

Einziger Lichtblick zum damaligen Zeitpunkt: die wieder eingedeckte St. Johannis-Kirche, deren Dachstuhl im Sommer 1942 komplett ausgebrannt war. Keine Zukunft hatte dagegen die Union-Ruine. Nur wenige Wochen nach Anfertigung dieser Aufnahme begann im Juli 1956 der Abbruch des einstigen Veranstaltungshauses.

Quelle: Staatsarchiv Bremen

Tiefer, Blick von Gr Weserbrücke 1956, Karl Edmund Schmidt

200 Jahre Bremer Stadmusikanten

200 Jahre Bremer Stadtmusikanten

Das schönste Märchen über die Freundschaft

1819 haben die Brüder Grimm die Geschichte der Bremer Stadtmusikanten veröffentlicht. Unser Magazin zu diesem Geburtstag ist voller Geschichten rund um die berühmten Aussteiger – etwa eine Reportage über das Grimm-Museum in Kassel, über die Bedeutung des Märchens in Japan und vieles anderes mehr.

Jetzt bestellen