Die Flussbadeanstalt an der Kaiserbrücke lockte jährlich bis zu 50.000 Badegäste / Winterquartier auf der Kleinen Weser

Das wär’s doch: eine Flussbadeanstalt mitten in der Weser – das dachten sich auch unsere Altvorderen und gründeten Anfang 1883 einen „Verein für Flußbäder“. Es bot sich dafür die Gelegenheit, da die (erste) Kaiserbrücke (heute Bürgermeister-Smidt-Brücke) für die neue große Verbindung zwischen Hauptbahnhof und der Großen Allee (heute Langemarckstraße) von 1882 bis 1885  gebaut wurde. Da lag es nahe, am Teerhofpfeiler der Brücke eine Flussbadeanstalt zu errichten. Die günstige Lage zwischen Altstadt und Neustadt sollte die beste Voraussetzung für einen guten Besuch sein. Durch die Vereinsmitglieder, die Sparkasse in Bremen und den Bremer Staat, der die Infrastruktur baute, konnte die Anlage schon am 14. August 1883 in Betrieb gehen.

Technische Daten:

Außenmaße 36 x 15 Meter, Schwimmbassin 25 x 10 Meter, kleines Bassin für Nichtschwimmer, vier Einzelbadezellen, 25 Auskleidezellen, und ein gemeinsamer Auskleideraum.

Die weitere Geschichte in Kürze:

  • Ab 1885 übernimmt der Staat die jährliche Ausbaggerung zum Erhalt der notwendigen Wassertiefe und darf die Badetarife festlegen.

Situation im März 1930: Blick auf die Kleine Weser vor dem Teerhof mit zwei Flussbadeanstalten vor den hohen Packhäusern: vorn die neue Badeanstalt, dahinter die alte, ausgemusterte Badeanstalt. Die Badeanstalt stand nur zur Badesaison an der Kaiserbrücke, danach war sie im Winterquartier an der Kleinen Weser. Im Hintergrund ist die 1916 fertiggestellte zweite Kaiserbrücke über die Kleine Weser zu sehen.
Quelle: Sammlung Beckmann

  • Jährlich nehmen um die 40 bis 50.000 Bremer die Anstalt in Anspruch.

  • Eintrittspreise im Jahre 1897: In der Schwimmhalle bei Benutzung der Auskleidehallen ohne Badewäsche 10 Pfennig für Erwachsene, 5 Pfenning für Kinder, mit Lieferung 15 und 15 Pfennig; bei Benutzung einzelner Ankleideräume ohne Wäsche 15 und 20 Pfennig, mit Wäsche 25 und 20 Pfennig; bei Benutzung der Stunden 3 bis 6 Uhr nachmittags 20 bzw. 15 Pfennig mit Handtuch.

  • Die Schwimmhalle ist für Männer an Werktagen von 4 ½ Uhr bis 9 Uhr vormittags und von 11 Uhr bis 9 ½ Uhr abends, an Sonntagen von 4 ½ Uhr vormittags bis 1 ½ Uhr nachmittags, für Frauen an Werktagen von 9 bis 11 Uhr vormittags geöffnet.

  • Die alte (erste) Kaiserbrücke wird 1913 abgerissen und von 1913 bis 1916 durch einen Neubau (zweite Kaiserbrücke) ersetzt. Der Betrieb wird dadurch erschwert und der Verein für Flußbäder löst sich auf. Die Bremer Bürgerschaft beschließt 1914, die Badeanstalt zu übernehmen und verlangt im Gegenzug den freien Eintritt und nur Gebühren für die Kleiderzellen und -aufbewahrung für die Besucher.

Stadtplan Bremen 1915: Während der Bauzeit für die neue Kaiserbrücke wird der Verkehr über eine Notbrücke geleitet. Die Badeanstalt ist mit gelb markiert.

Stadtplan Bremen 1915: Während der Bauzeit für die neue Kaiserbrücke wird der Verkehr über eine Notbrücke geleitet. Die Badeanstalt ist mit gelb markiert.

  • Am Ende der Saison 1921 muss das Badeschiff generalüberholt werden. Für einen Neubau ist damals kein Etat vorhanden.

  • 1929 ist keine Reparatur mehr möglich und die (erste) Anlage wird abgewrackt. Doch es muss ein Ersatz her, da der Standort sehr beliebt ist. Der Staat kauft die Flussbadeanstalt vom Altenwall, die nicht so stark frequentiert ist.

  • Der Betrieb läuft bis 1939. In den Kriegsjahren liegt die Badeanstalt vertäut an der Teerhofseite der Kleinen Weser. Nach 1945 kommt das endgültige Aus: Auch die (zweite) Anlage wird abgewrackt.

Damit ist das „Zeitalter“ der schwimmenden Bremer Flussbadeanstalten vorüber.

von Peter Strotmann

Schwimmende Badeanstalt: Auf einer Ansichtskarte von 1925 ist die „alte“ Flussbadenanstalt gut zu erkennen. Blick vom Mittelteil der Kaiserbrücke, am Teerhofpfeiler, weserabwärts. Links dümpeln Motorbakassen, rechts vorn die Flussbadeanstalt vom „Verein für Flußbäder“, im Hintergrund das Stephaniviertel mit den Packhäusern, hinten links die Eisenbahnbrücke, mittig nach links schwenkend: das Separationswerk zur Trennung von Kleiner und Großer Weser. Quelle: Peter Strotmann

Schwimmende Badeanstalt: Auf einer Ansichtskarte von 1925 ist die „alte“ Flussbadenanstalt gut zu erkennen. Blick vom Mittelteil der Kaiserbrücke, am Teerhofpfeiler, weserabwärts. Links dümpeln Motorbakassen, rechts vorn die Flussbadeanstalt vom „Verein für Flußbäder“, im Hintergrund das Stephaniviertel mit den Packhäusern, hinten links die Eisenbahnbrücke, mittig nach links schwenkend: das Separationswerk zur Trennung von Kleiner und Großer Weser.
Quelle: Peter Strotmann

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