Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts standen vier Hebebäume an der Schlachte / Fundament noch heute erhalten

Eine wertvolle Hilfe zum Entladen der Schiffe: die Gelbe Wuppe. Quelle: Stadtplan Bremen, Johann Daniel Heinbach, 1757

Eine wertvolle Hilfe zum Entladen der Schiffe: die Gelbe Wuppe.
Quelle: Stadtplan Bremen, Johann Daniel Heinbach, 1757

Etwa ab meinem zehnten Lebensjahr, also Mitte der 1950er, fing ich an durch die Stadt zu stromern. Besonders faszinierend fand ich Ruinen. Und die gab es zu der Zeit noch reichlich. Insbesondere im Bereich des geplanten Martinidurchbruchs war noch lange nicht alles weggeräumt. Meist waren ein, zwei Klassenkameraden dabei. Denn etwas mulmig war es uns doch, wenn wir in eine Ruine einstiegen.

So kamen wir dann auch an die Weser und sahen dieses Rondell in der Nähe der Zweiten Schlachtpforte. Wir dachten sofort, dass da wohl eine Kanone drauf gestanden hätte, um feindliche Schiffe abzuschießen. Die Befestigungsbolzen ragten seinerzeit noch aus dem Boden.

So habe ich das wohl auch in meiner Erinnerung bewahrt. Ja, bis ich vor einigen Wochen wieder an diesem Rondell in der Nähe der Zweiten Schlachtpforte vorbeikam. Doch diesmal war rechts unterhalb ein Schild mit folgender Aufschrift angebracht:

Gelbe Wuppe und eiserner Kran – Historisches Hafenrevier Schlachte

Die Gelbe Wuppe war ein 12 Meter langer Hebebaum zum Leichtern von Schiffen. Vier Männer konnten mit ihr bis zu 8 Zentner schwere Lasten heben. Sie war seit dem 16. Jahrhundert in Betrieb und wurde im 19. Jahrhundert durch einen eisernen Kran ersetzt. Vom Kranfundament hat sich die steinerne Flutmauer erhalten.

Doch was ist eine Wuppe? Nun machte ich mich auf die Suche, um die Sache „zu wuppen“.

Nach langer Suche fand ich in dem Buch „Theatrum Machinarium oder: Schauplatz der Hebezeuge“ von Jakob Leupold Leupold aus dem Jahre 1725 eine Wuppe. Und nicht nur irgendeine, sondern wie der Autor schreibt:  Die erste habe er zu Bremen gefunden an der Weser. Unter dem Titel:  „Eine Arth eines Hebels mit einem Flaschen-Zug vergesellschaftet“ beschreibt er ganz detailliert die Bauweise und Funktion der Bremer Wuppe (siehe Transkription) und bringt auch eine perspektivische Skizze.

Bremen hatte indes nicht nur eine Wuppe, sondern an der Schlachte standen vier Wuppen. Und zwar Gelbe Wuppe, die Grüne Wuppe, die Bunte Wuppe und die Rote Wuppe.

Weitere Wuppen standen an der Holzpforte, auf der Neustadtseite und es gab die Theerwuppe. Die Wuppen wurden an einen Wuppenmeister, kurz Wupper genannt, verpachtet. Dazu gab es eine Wupperverordnung. Danach durfte der  Wupper keine Ware ohne die notwendigen Papiere aufsetzen, musste darauf achten, dass der Einfuhrzoll abgeführt wurde, musste den Wupperlohn eintreiben usw.

Vier bunte Wuppen an der Schlachte: Die Gelbe Wuppe war für die Oberländer Schiffe reserviert. Quelle: Stadtplan Bremen 1796

Vier bunte Wuppen an der Schlachte: Die Gelbe Wuppe war für die Oberländer Schiffe reserviert.
Quelle: Stadtplan Bremen 1796

Das Wuppen machte die Schiffsbesatzung selbst. Ein Mann konnte zwei Zentner wuppen, vier Mann acht Zentner. Wie viel Kilo sind ein Zentner? Wenn wir von der vor-metrischen Zeit absehen, dann sind es 100 Pfund zu je 500 Gramm. Also 1 Zentner = 100 Pfund = 50 Kilo. Ein Doppelzentner = zwei Zentner hatte 100 Kilo.

Die Wuppen kamen Ende des 16. Jahrhunderts in Gebrauch, als man die unbefestigte Uferlinie der Schlachte durch eine Kaimauer aus Sandstein ersetzte. Jetzt konnten nur noch kleine Stückgewichte mit Lastenträgern bewältigt werden, für größere Stückgewichte kamen die Wuppen auf. Der Eintrag „Wuppe“ im „Versuch eines bremisch-niedersächsischen Wörterbuchs“ (1771) lautet: „Eine jede Maschine oder Schwengel, der an den beiden Enden wechselweise auf- und niedergehet. Insbesondere die Maschinen, mit den man hier die Güter ins Schiff und aus demselben herausbringet.“

In der Mitte des 19. Jahrhunderts werden die Wuppen durch eiserne Kräne ersetzt.

von Peter Strotmann

Kein Fundament für eine Kanone, wie der junge Peter Strotmann irrtümlich annahm: Das Kran-Fundament am Standort der ehemaligen „Gelben Wuppe“ an der Schlachte. Foto: Peter Strotmann

Kein Fundament für eine Kanone, wie der junge Peter Strotmann irrtümlich annahm: Das Kran-Fundament am Standort der ehemaligen „Gelben Wuppe“ an der Schlachte.
Foto: Peter Strotmann

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