Ein Blick in die Geschichte (155): Einer der beiden Siegerentwürfe von 1967 hinterließ seine Spuren in der Einkaufsstraße
Viele Menschen werden noch das wabenförmige, rote Pflastermuster in der Sögestraße vor Augen haben. Fast 30 Jahre lang bildete es den Belag der wohlbekannten Einkaufsstraße: von 1973, als die Sögestraße in eine Fußgängerzone umgewandelt wurde, bis 2002, als die Straße eine neue Oberfläche aus Granitplatten erhielt.
Doch warum ausgerechnet ein Wabenmuster? Die Antwort darauf gibt der Architekturhistoriker Prof. Eberhard Syring in seinem Beitrag zur Geschichte der Sögestraße.
Das augenfällige Motiv ging zurück auf einen Entwurf, den die Architekten Rolf Störmer und Frei Otto 1967 beim Wettbewerb zur Neugestaltung der Sögestraße vorgelegt hatten. Störmer arbeitete seit 1947 als freier Architekt in Bremen und war bereits beim Wiederaufbau der Sögestraße aktiv gewesen, sein international renommierter Partner Frei Otto hatte sich einen Namen wegen seiner originellen Dachkonstruktionen gemacht, er inspirierte später auch das Zeltdach des Münchner Olympiastadions von 1972.
Im Juni 1967 wurde ihr Entwurf für die Sögestraße zusammen mit einem weiteren Vorschlag mit dem ersten Preis ausgezeichnet. Ein dominanter Bestandteil des Entwurfs von Störmer und Frei war eine Zeltbedachung auch für die Sögestraße.
Die Fachwelt war begeistert, Syring spricht von einem „kühne(n) Projekt“. Freilich konnte sich die Anregung aus Kostengründen nicht durchsetzen. „So hatte Bremen wieder einmal eine architektonische Chance verpasst“, bedauert Syring. Lediglich ein paar rudimentäre Bestandteile wie das Wabenmuster und Pflanztröge fanden sich in der Sparvariante von 1973 wieder.
Doch wirklich überzeugend war das nicht. Bremens neue Fußgängerstraße habe „eher bieder“ gewirkt „und auf alle Fälle „übermöbliert“, d.h. mit zu vielen Objekten zugestellt“, schreibt Syring. 2002 wurden die Pflanztröge wie auch das Wabenmuster wieder entfernt, die Sögestraße wurde dadurch nach verbreiteter Ansicht wieder durchlässiger und attraktiver.
von Frank Hethey