Mit Peter Strotmann auf Entdeckungstour: Überraschung bei Besichtigung in München

Überraschung im Münchener Rathaus: Gesamtansicht des Bremen-Fenster Nr. 1. Foto: Peter Strotmann

Überraschung im Münchener Rathaus: Gesamtansicht des Bremen-Fenster Nr. 1. Foto: Peter Strotmann

Auch wenn ich auf Reisen bin, bleibe ich neugierig.

Bei meinem letzten Besuch in München erkundete ich das Neue Münchener Rathaus am Marienplatz. Es ist ein wirklicher Prachtbau, der von 1867 bis 1909 in drei Bauabschnitten im neugotischen Stil erbaut wurde. Der Eintritt ist frei und man kann sich in alle Etagen begeben. So machte ich es und staunte nicht schlecht über die innere Ausstattung dieses Gebäudes.

Das Münchener Rathaus zieren zahlreiche Glasfenster unterschiedlicher Art, wie Bleiverglasung, Glasmalerei, mit lokalen, regionalen, nationalen, internationalen und religiösen Motiven.

Wie ich einem Rathausführer entnahm, sollen fast alle Fenster in der Endphase des Zweitens Weltkrieges zerstört worden sein. Die meisten konnte mit Hilfe von Spenden wieder in der ursprünglichen Gestalt restauriert werden.

Bremen-Fenster im Münchener Rathaus 

Und da plötzlich erlebte ich etwas vollkommen Unerwartetes: Auf einer Etage gab es tatsächlich zwei „Bremen-Fenster“. Und eigentlich sind es sogar drei. Das setzte meine heimatlichen Gefühle augenblicklich frei. Um alles zu dokumentieren, zückte ich sofort meine Kamera.

Mit dem Wilhadi-Brunnen vor dem Eingangsportal: der Dom im Bremen-Fenster Nr. 1. Foto: Peter Strohmann.

Mit dem Wilhadi-Brunnen vor dem Eingangsportal: der Dom im Bremen-Fenster Nr. 1. Foto: Peter Strohmann.

Bremen-Fenster Nr. 1 

Dieses große Fenster besteht aus neu-gotischem Spitzbogen-Maßwerk mit zwei senkrechten Bahnen. Insgesamt sind vier bekannte Postkartenmotive aus den Jahren um 1900 im Fenster eingearbeitet. Im Bogenfeld ist eine Hansa-Kogge dargestellt.

Bremen-Fenster Nr. 2

Im zweiten Fenster ist nur der untere Bereich bremisch. Es ist ebenfalls ein bekanntes Postkarten-Motiv aus den Jahren um 1900, und zwar Bremen in Totalansicht. Sie zeigt die Weser mit der Weserbrücke und die Altstadtansicht mit seinen Kirchentürmen. Aufgenommen wurde es von der „umgedrehten Kommode“ aus.

Bremen-Fenster Nr.3

Dieses Fenster ist dem Andenken an das Silberhochzeitspaar Jacobus und Olga Bucksath gewidmet. Die grüne Hochzeit war 1878, die Silberhochzeit 1903.

Auf Entdeckungstour: Peter Strotmann unweit des Münchener Rathauses am Marienplatz. Bildvorlage: Peter Strohmann

Auf Entdeckungstour: Peter Strotmann unweit des Münchener Rathauses am Marienplatz. Bildvorlage: Peter Strohmann

Informationen zu den Bremen-Fenstern Nr. 1 bis 3

Allen diesen Fenster ist gemeinsam ist, dass sie von Jacobus und Olga Bucksath gestiftet wurden. Die bleiverglasten Fenster und die Glasgemälde fertigte die Werkstatt von Carl von Bouché im Jahre 1905.

Pittoresk: das Gewerbehaus als Glasfenster. Foto: Peter Strotmann

Pittoresk: das Gewerbehaus als Glasfenster. Foto: Peter Strotmann

Alle Fenster wurden 1944 zerstört. Die Wiederherstellung der Verglasung der Fenster Nr. 1. und 2. stiftete die Bremer Kaufmannschaft im Jahre 1989. Fenster Nr. 3 stiftete Juwelier Wempe 1989. Die Neuanfertigung der drei Fenster führte die Franz Mayer’sche Hofanstalt, München, 1989 aus.

Wer waren die Stifter?

Jacobus und Olga Bucksath heirateten 1878. Aus Anlass ihrer Silberhochzeit im Jahre 1903 stiftete das Ehepaar Jacobus und Olga Bucksath diese drei Fenster für das Münchener Rathaus.

Jacobus Bucksath war Kaufmann, Kommerzienrat und langjähriger Handelsrichter in München. Seine Olga war aus Nürnberg gebürtig, während Johann Jacobus in Aschaffenburg geboren wurde.

Und warum stiftet Johann Jacobus Bucksath die Bremen-Fenster im Münchener Rathaus?

Die Geschichte geht auf die Anfänge zum Bau des neuen „Bremer Havens“ zurück. 1827 begannen die Arbeiten und der Hafenbetrieb. Einer der ersten Ansiedler in Bremerhaven sind Peter Heinrich und Friederike Christine Bucksath.

In historischen Gewändern: das Stifterpaar Jacobus und Olga Bucksath. Foto: Peter Strotmann

In historischen Gewändern: das Stifterpaar Jacobus und Olga Bucksath. Foto: Peter Strotmann

1829 wird Jacobus Johannes Bucksath geboren. Es ist das das 15. in Bremerhaven geborene Kind. Der Name Johann Jacobus geht auf den Holländer Wasserbauingenieur Johann Jacobus Ronzelen zurück, der den Hafenneubau in Bremerhaven leitete.

Jacobus Johannes Bucksath hat ein „Talent für Zeichnen und Malen“ und wird 1848 an der Münchener Akademie der Bildenen Künste aufgenommen. Das Studium schließt er 1852 ab.

Bei einem Aufenthalt in Aschaffenburg lernt er Anna Maria Winkler kennen und 1854 wird geheiratet. Sofort nach der Heirat zog das Ehepaar nach Bremen, wo er noch im gleichen Jahr das Bürgerrecht erwarb und sich als Maler betätigte.

Das in Aschaffenburg geborene Kind, der Sohn Johann Jacobus, wächst in Bremen auf. Als junger Mann verlässt er Bremen und zieht nach München. 1878 heiratet er seine Frau Olga aus Nürnberg.

Obwohl Johann Jacobus Bucksath in München schon lange wohnte, so hatte er doch einige, insbesondere familiäre Beziehungen zu Bremen. Zu guter Letzt sei gesagt, dass das Ehepaar Johann Jacobus Bucksath und Olga Bucksath aus Anlass ihrer Silberhochzeit noch weitere Fenster als nur die für das Münchener Rathauses gestiftet hat, u.a. für die Städte Aschaffenburg und Nürnberg.

von Peter Strotmann

Ein beliebtes Motiv: das Bremer Stadtpanorama im Bremen-Fenster Nr. 2. Foto: Peter Strotmann

Ein beliebtes Motiv: das Bremer Stadtpanorama im Bremen-Fenster Nr. 2.
Foto: Peter Strotmann

Von Anbiet bis Zuckerklatsche

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