Die Geschichte der Bahnhofstraße 32

Nach dem Luftangriff vom 18./19. August 1944: Bahnhofstraße von links nach rechts 31-34, Einmündung Philosophenweg (vorn) und Hinter dem kleinen Barkhof. Quelle: Staatsarchiv Bremen

Nach dem Luftangriff vom 18./19. August 1944: Bahnhofstraße von links nach rechts 31-34, Einmündung Philosophenweg (vorn) und Hinter dem kleinen Barkhof. Quelle: Staatsarchiv Bremen

Eine Straße verändert sich im Laufe der Zeit. Häuser werden gebaut, umgebaut, eventuell zerstört, abgerissen und durch Neubauten ersetzt. Mit einer Anzahl Aufnahmen, die in verschiedenen Zeitepochen aus dem fast gleichen Standort aufgenommen wurden, lassen sich die Veränderungen an der bekannten Ecke Bahnhofstraße 32/Philosophenweg dokumentieren.

Die Bahnhofstraße führt vom Herdentorsteinweg direkt zum Hauptbahnhof. Sie hieß bis 1847 „Zum Schafkoben“ und wurde in „Bahnhofstraße“ umbenannt. Und zwar weil seinerzeit der erste Bahnhof Bremens, „Der Hannoversche Bahnhof“, in Betrieb ging. Das trieb auch die Bautätigkeit in der Bahnhofstraße voran.

1851 errichtete Johann Heinrich Conrad Willi einen Neubau Bahnhofstraße 32 und betrieb dort eine Schenkwirtschaft mit Kegelbahn. 1876 entstand dort ein Hotel, das bis 1881 „Lloyd Hotel“ hieß, von 1882 bis 1883 „Willi’s Hotel“ und 1884 als „Scheele’s Hotel“ bekannt war. Ab 1885 bis 1921 betrieb man es dann unter dem Namen „Hotel Germania“.

Auch mal Dienststelle der Marineleitung

Ganz im Geist der Zeit: Architektenzeichnung des 1954 errichteten Neubaus. Quelle: Archiv des Weser-Kuriers

Ganz im Geist der Zeit: Architektenzeichnung des 1954 errichteten Neubaus. Quelle: Archiv des Weser-Kuriers

1922/23 erfolgte der Umbau des ehemaligen Hotels in ein Geschäftshaus, in welchem einige Jahre Automobile der Gemeinschaft Deutscher Automobilfabriken bzw. der Brennabor-Werke ausgestellt wurden. Später residierten dort das Tschechoslowakische Konsulat und die American Express Company, seit 1931 hatte die Dienststelle der Marineleitung ihren Sitz an der Bahnhofstraße 32 und seit 1939 die Sparkasse ihre Nebenstelle.

Die Bilder von 1944 zeigen das Anfang der 1920er umgebaute Gebäude Bahnhofstraße 32 als Ruine unmittelbar nach der Ausbombung. Die Ruine Bahnhofstraße 34,  zwischen der ehemaligen Straße „Hinter dem kleinen Barkhof“ und der „Marienstraße“, war das Hotel „Schaper“, später „Schaper-Siedenburg“, das jetzt gegenüber liegt (Bahnhofstraße 8). Der Platz, den diese Ruine einnahm, ist heute der Durchbruch zur Birkenstraße. Im weiteren Verlauf entstand damit der Hillmannplatz.

Im März 1953 begannen die Arbeiten des vom Architekten Herbert Anker geplanten sechsgeschossigen Bürohauses Bahnhofstraße 32. Um für diesen Bau genügend Grundfläche zu bekommen, kaufte man noch Nachbargrundstücke auf (Hinter dem kleiner Barkhof 1 und Philosophenweg 3) und riss die zum Teil noch erhaltenen Gebäude ab, ebenso wie die Ruine Nummer 32. 1954 wird dann das in einer Kurve der Bahnhofstraße liegende Bürogebäude fertiggestellt. Am 18. August 1954 zieht eine Geschäftsstelle der Sparkasse Bremen ein.

Bahnhofstraße (rechts) von 29 bis 38: Situation nach dem Luftangriff 18./19. August 1944. Rechts neben Nr. 32: Philosophenweg, zwischen Nr. 32 und Nr. 34 (Schaper-Siedenburg): Hinter dem kleinen Barkhof links neben Nr. 34: Marienstraße. Das Hotel Schaper-Siedenburg befindet sich heute auf der gegenüberliegenden Straßenseite Nr. 8. Nr. 34 wurde nicht wieder aufgebaut. Dort ist heute der Durchbruch zum Hillmannplatz.

Bahnhofstraße (rechts) von 29 bis 38: Situation nach dem Luftangriff 18./19. August 1944. Rechts neben Nr. 32: Philosophenweg, zwischen Nr. 32 und Nr. 34 (Schaper-Siedenburg): Hinter dem kleinen Barkhof links neben Nr. 34: Marienstraße. Das Hotel Schaper-Siedenburg befindet sich heute auf der gegenüberliegenden Straßenseite Nr. 8. Nr. 34 wurde nicht wieder aufgebaut. Dort ist heute der Durchbruch zum Hillmannplatz.

„Café-Konditorei Jansen“ zieht 1954 ein

Im gleichen Hause eröffnet am 21. April 1954 das „Café-Konditorei Jansen“. Der Inhaber des Cafés, Carl Jansen, war seit 1937 Inhaber der Gaststätte „Bols-Stuben“, Hinter dem kleinen Barkhof 1, gewesen. Dieses Haus grenzte direkt an die Bahnhofstraße 32. Für den Neubau riss man es ab und übernahm das Grundstück. Dieses Café im Sparkassengebäude hatte den Eingang links zum Hillmannplatz hin und die Räume lagen einige Stufen unter dem Straßenniveau. 1969 bekam das Café einen neuen Inhaber und hieß fortan hieß „Café Rippe“. 1998 musste das Café schließen, da die Sparkasse plante, ihre Räumlichkeiten umzubauen.

Aktuelles Bild der Bahnhofstraße 32. Foto: Peter Strotmann

Aktuelles Bild der Bahnhofstraße 32.
Foto: Peter Strotmann

Beim 1954 errichteten Bau lag die Schalterhalle in der ersten Etage und war nur über eine Treppe zu erreichen. Um einen barrierefreien Zugang zur Kassenhalle der Sparkasse zu erhalten, wurde ebenerdig eine Betondecke eingezogen. Zudem verlegte man den Eingang von der Gebäudeecke weiter nach links zum Hillmannplatz hin. Heute betreibt die Sparkasse Bremen dort eine Filiale.

Im Gebäude Philosophenweg 31 befand sich das „Hotel Ohlendorf“, 1944 brannte es aus. Die Sparkasse erwarb das Grundstück zum Bau des Neubaus Bahnhofstraße 32. Die Inhaberin, Anna Ohlendorf,  hatte bereits 1948 ihr neues Hotel an der Wachmannstraße 5 eröffnet. Die Oldendorfs hatten, bevor sie 1908 das Hotel am Philosophenweg 31 eröffneten, den Gasthof „Zum bürgerlichen Hause“ an der Bahnhofstraße 8 von 1895 bis 1909 bewirtschaftet.

von Peter Strotmann

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